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NATION UND SPRACHE

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Elisabeth Simon<br />

4. Die Generaldirektion Bildung und Kultur der Europäischen Kommission. Projekte und<br />

Möglichkeiten<br />

Europa hat zur Zeit noch keine Identitätskraft für seine Bewohner entwickelt. Die Sprache<br />

als Identitätsfaktor, wie er mit allen Problemen in den Staaten und Regionen Europas wirksam<br />

wurde, ist für Europa insgesamt nicht anwendbar. Desto wichtiger ist es, die Möglichkeiten der<br />

Kommunikation über die Sprache zwischen den Völkern zu stärken, denn über die Sprache finden<br />

die einzelnen Nationen einen stärkeren Zugang zu dem Nachbarn, so daß die Kommunikation<br />

zwischen den Ländern Europas den Dialog und zwar nicht nur sprachlich sondern auch<br />

kulturell fördert. Dadurch könnte es möglich sein, daß dem Wirtschaftsraum Europa der Staatenbund<br />

Europa folgt. Aus diesem Grund wurde das von der EU organisierte Jahr der Sprachen<br />

einhellig begrüßt. 27<br />

Das Vorhaben versucht, nicht nur bestimmte Projekte anzustoßen, sondern auch jedermann<br />

anzusprechen: “Jeder kann Sprachen lernen, ohne Rücksicht auf Alter Herkunft oder Beruf und<br />

jeder kann von den Vorteilen profitieren. Mit modernen Methoden macht das Lernen sogar<br />

Spaß.“ Europäische Kommission und Europarat haben dazu einen Leitfaden herausgegeben,<br />

„Sprachenlernen für alle“, und ein Logo entwickelt, eine Art Eidechse. Diese Hinwendung zu<br />

einem allgemeinen Publikum wird ausdrücklich in dem Informationstext betont. Die zentrale<br />

Botschaft lautet wir folgt: „Fremdsprachen lernen öffnet die Türen und jeder kann es“. Das ist<br />

sehr nützlich und gut, fragt sich nur, wie viele Menschen damit wirklich erreicht werden, denn<br />

diese Texte sind alle nur durch das Internet abrufbar. Den ersten Ausschreibungstext hatte ich<br />

während eines Seminars in Cluj zum Anlaß genommen, mit Studenten ein europäisches Projekt<br />

ansatzweise zu entwickeln. 28<br />

Diese Initiative umfaßte nur Länder der EU, so daß sich z.B. die Untersuchungen auf die<br />

westlichen Sprachen konzentrieren. Auch der Leitfaden für die Antragsstellung zeigt dies ganz<br />

deutlich. Antragsstellung und Information laufen über nationale Koordinierungsstellen und<br />

diese sind nur in den Ländern der EU eingerichtet. Trotz dieser Enttäuschung – hätte man sich<br />

angesichts der sich entwickelnden Europäischen Gemeinschaft mit der Osterweiterung doch die<br />

Einbeziehung zumindest einiger Länder Mittel- und Osteuropas gewünscht – ist der veröffentlichte<br />

Eurobarometer Report 54 für unser Thema wichtig. Neben Informationen, die wir schon<br />

kennen, daß z.B. die Muttersprache oft nicht identisch mit der Nationalsprache ist, daß man als<br />

dritte Fremdsprache der EU-Bürger das Deutsche betrachtet – sind besonders die Befragungen<br />

zum Thema Fremdsprachenerwerb wichtig und interessant.<br />

Bevor einige Vergleichsdaten zum Spracherwerb in europäischen Ländern aufgeführt werden,<br />

sind zwei Beobachtungen für zukünftiges Handeln wichtig: Die erste betrifft Deutschland.<br />

Der Prozentsatz derjenigen, die Spracherwerb nicht für wichtig halten, ist in den neuen<br />

Bundesländern besonders hoch, nämlich 39% – im Vergleich dazu, halten generell 74 % der<br />

Befragten Fremdsprachenerwerb für sehr wichtig. Auf der anderen Seite glaubt der überwiegende<br />

Teil der Bevölkerung in Ostdeutschland, daß Spracherwerb für die berufliche Ausbildung<br />

und das berufliche Auskommen der Jugendlichen wichtig sind, nämlich 100% aller<br />

Eltern. Dieses diffuse Bild könnte nicht so sehr viel über die Einschätzung des Fremdsprachenerwerbes<br />

aussagen als vielmehr der Ausdruck einer allgemeinen negativen depressiven Haltung<br />

27 http://europa.eu.int/comm/education/languages/actions/year2001htm<br />

28 siehe Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaft vom 8.4.2000.<br />

452<br />

ZGR 1-2 (21-22) / 2002, 1-2 (23-24) / 2003

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