NATION UND SPRACHE
NATION UND SPRACHE
NATION UND SPRACHE
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Maria Ileana Moise<br />
ist. Zu erwarten ist, dass der rumänische Deutschlernende die Funktionswörter in ihrer starken<br />
Form realisiert. Diese Fehlleistung wirkt sich auf die rhythmische Strukturierung im Deutschen<br />
im Sinne der Beeinträchtigung der Dauer der rhythmischen Einheiten negativ aus.<br />
i. Eine weitere Fehlerquelle für die rhythmische Strukturierung der Äußerung bildet die Realisierung<br />
des rhythmischen Akzents. Es ist anzunehmen, dass der Deutschlernende die Lokalisierung<br />
der Nebenakzente, deren Platzierung im Rumänischen hauptsächlich vom Prinzip der<br />
rhythmischen Alternation bestimmt wird, im Deutschen verfehlt.<br />
j. Potenzielle Fehler sind auch in der Pausensetzung zu erwarten. Infolge der komplexen<br />
Komposita und der unterschiedlichen Wortfolge im Deutschen, besonders aber der längeren<br />
rhythmischen Gruppen könnte der Lerner zu einer stärkeren Untergliederung der Äußerungen<br />
im Deutschen tendieren. Andererseits könnten auf Grund des Transfers der Akzentplatzierung<br />
im Rumänischen auch fehlerhafte rhythmische Pausen gesetzt werden.<br />
k. Wegen der unterschiedlichen Funktion der Tempovariationen in den beiden Sprachen ist<br />
anzunehmen, dass der rumänische Lerner dieselben nicht oder in ungenügendem Maße für die<br />
Raffung und Reduktion der unbetonten Silben, für die Konstituierung von Gruppen um das<br />
Zentrum einsetzen wird, was ebenfalls zu einer Unisochronie führt.<br />
Schlussfolgernd kann behauptet werden, dass Wahrnehmen und Erwerb des Rhythmus und<br />
seiner konstituierenden Komponenten im Deutschen von außerordentlicher Bedeutsamkeit für<br />
den FU sind. Der Rhythmus bildet den charakteristischen Klang der Sprache und vereint alle<br />
sprachlichen Strukturen und Merkmale, angefangen von der Artikulation und bis zum zusammenhängenden<br />
Sprechen. In diesem Sinne muss VÖLTZ (1994: 100) darin zugestimmt<br />
werden, dass gravierende Fehler in der Rhythmisierung eine Barriere für das normgemäße,<br />
flüssige Sprechen sind, gleichzeitig ein Hindernis für die normal und unaufwändig ablaufende<br />
Sprachwahrnehmung und Verarbeitung in der Kommunikation mit den native-speakers.<br />
466<br />
L i t e r a t u r :<br />
1. ABERCROMBIE, D. (1967): Elements of General Phonetics. Edinburgh: University Press.<br />
2. ADRIAENS, L. M. H. (1984): A preliminary description of German intonation. In: IPO-Report 19, 36-41.<br />
3. AUER, P.; UHMANN, S. (1988): Silben- und akzentzählende Sprachen. Literaturüberblick und Diskussion. In:<br />
Zeitschrift für Sprachwissenschaft 7, 2, 214-259.<br />
4. CHI}ORAN, D. (1970): Limba englez` contemporan`. Fonetic` [i fonologie. Bucure[ti.<br />
5. CHI}ORAN, D. (1977): English Phonetics and Phonology. Bucure[ti: Editura Didactic` [i Pedagogic`.<br />
6. DAUER, R. M. (1987): Phonetic and phonological components of language rhythm. In: Proceedings of the XIth<br />
ICPhS Tallinn, Vol. 5, 447-450.<br />
7. DUFTER, A. (1997): Ansätze zu einer rhythmologischen Sprachtypologie. In Proceedings 17 STuTS, 1-9.<br />
8. EISENBERG, P. (1991): Syllabische Struktur und Wortakzent. Prinzipien der Prosodik deutscher Sätze. In: Zeitschrift<br />
für Sprachwissenschaft 10, 37-64.<br />
9. ESSER, W. M. (1960): Zum konsonantischen Element im deutschen Sprachkörper. In: Wirkendes Wort 10, 68ff.<br />
10. GIEGERICH, H. J. (1983): Metrische Phonologie und Kompositionsakzent im Deutschen. In: Papiere zur Linguistik<br />
28, Heft 1/83, 3-25.<br />
11. GIEGERICH, H. J. (1985): Metrical phonology and phonological structure. German and English. Cambridge: Cambridge<br />
University Press.<br />
12. * * * GRAMATICA LIMBII ROMÂNE. (1963) Vol. 2, edi]ia a II-a rev`zut`. Bucure[ti: Editura Academiei RSR.<br />
13. GREGOR-CHIRI}Ă, G. (1991): Das Lautsystem des Deutschen und des Rumänischen. Heidelberg: J. Groos Verlag.<br />
14. KALTENBACHER, E. (1998): Zum Sprachrhythmus des Deutschen und seinem Erwerb. In: H. Wegener (Hg.): Eine<br />
zweite Sprache lernen: empirische Untersuchungen zum Zweitsprachenerwerb. Tübingen: Narr, 21-38.<br />
ZGR 1-2 (21-22) / 2002, 1-2 (23-24) / 2003