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NATION UND SPRACHE

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Laura Gabriela Laza<br />

3. Die Übersetzung als rein einzelsprachlich bezogene Technik wird dem Übersetzen<br />

gleichgesetzt. Dies führt u. a. zu dem Paradoxon, dass die Übersetzung zwar theoretisch<br />

unmöglich, empirisch jedoch eine Realität ist.<br />

4. Es wird eine abstrakte optimale Invariante für die Übersetzung überhaupt angenommen.<br />

6<br />

Die Problematik der Übersetzung taucht in Bezug auf das Verhältnis Ausgangssprache -<br />

Zielsprache auf. Es wird falscher Weise angenommen, dass die Inhalte zweier verschiedenen<br />

Sprachen - abgesehen vom terminologischen Wortschatz - im Verhältnis 1:1 stehen müssten,<br />

so Coseriu. Aber das Verhältnis sei eigentlich „irrationaler“ Natur, so dass gewisse Inhalte der<br />

Sprache A nur gewissen Inhalten der Sprache B entsprechen, die wiederum anderen Inhalten<br />

der Sprache A entsprechen und so weiter. Sehr viele Inhalte zweier Sprachen seien „inkommensurabel“<br />

behauptet E. Coseriu. Man müsse beachten, dass eine der falschen Problemstellungen<br />

der Übersetzungstheorie daraus entsteht, dass man einzelne „Wörter“ nicht übersetzen<br />

kann, man spricht von „unübersetzbaren Wörtern“. Nur Texte können aber übersetzt<br />

werden, sprachliche Einheiten, die nicht nur mit sprachlichen Mitteln allein, sondern im verschiedenen<br />

Maß auch mit Hilfe außersprachlichen Mitteln erzeugt werden. Dies ist, nach<br />

Coserius Ansicht, das Grundprinzip der Übersetzungstheorie. Man müsse also nicht Wörter ,<br />

sondern Inhalte übersetzen, und dazu führt er drei wichtige Begriffe ein :<br />

1. Die Bedeutung, die jeweils einzelsprachlich ist- bezieht sich auf den gegebenen Inhalt.<br />

2. Die Bezeichnung, der Bezug auf den „außersprachlichen Sachverhalt“ oder „Tatbestand“.<br />

3. Der Sinn, der besondere Inhalt eines Textes oder einer Texteinheit (z. B. Aufruf, Frage). 7<br />

Die Aufgabe des Übersetzens sei nun, in sprachlicher Hinsicht nicht die gleiche Bedeutung,<br />

sondern die gleiche Bezeichnung und den gleichen Sinn, durch sprachliche und außersprachliche<br />

Mittel einer Zielsprache wiederzugeben. Eugen Coseriu macht eine sehr interessante Bemerkung,<br />

was die falsche Fragestellung der Übersetzungsproblematik angeht: man frage sich<br />

falscher Weise “ Wie übersetzt man diese oder jene Bedeutung dieser Sprache?“, die richtige<br />

Frage müsste aber heißen: „ Wie nennt man den gleichen Sachverhalt bzw. Tatbestand in einer<br />

anderen Sprache in der gleichen Situation?“ 8 Bedeutungen können und müssen nicht übersetzt<br />

werden, da sie einzelsprachlich sind. Es geht darum die gleiche Bedeutung in der Zielsprache zu<br />

finden, die das gleiche bezeichnen will:<br />

Bedeutung 1 Bedeutung 2<br />

Bezeichnung 9<br />

Man spricht mittels der Bedeutung, man teilt nicht Bedeutung mit. Der mitgeteilte Textinhalt<br />

bestehe ausschließlich aus Bezeichnung und Sinn, behauptet Coseriu. Es ginge folglich<br />

um Äquivalenz in der Bezeichnung. Man müsse auch zwischen Bedeutung und Verwendung der<br />

6 siehe dazu Ebd., S. 28-29<br />

7 Ebd., S. 32-33.<br />

8 Ebd., S. 33.<br />

9 Ebd., S. 34.<br />

590<br />

ZGR 1-2 (21-22) / 2002, 1-2 (23-24) / 2003

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