NATION UND SPRACHE
NATION UND SPRACHE
NATION UND SPRACHE
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Aspekte der Kommunikation in den internationalen Verhandlungen<br />
⇒ kommunikative Kompetenz (Hier geht es zum einen um die persönlichen Eigenschaften,<br />
wie Flexibilität, Leistungsbereitschaft, Verhandlungsgeschick, Überzeugungskraft, Teamfähigkeit,<br />
und zum anderen um die Fähigkeit Verhandlungen erfolgreich auch in anderen<br />
Sprachen zu führen.)<br />
⇒ interkulturelle Kompetenz (Die Fähigkeit die kulturellen Ähnlichkeiten und die Differenzen<br />
in internationalen Begegnungen zu erkennen und anhand der Interkultur die richtigen<br />
Kommunikationsstrategien auszuwählen, damit die Ziele der Verhandlung erreicht werden<br />
können.).<br />
Im Folgenden soll versucht werden, ein interkulturelles Kommunikationsmodell in internationalen<br />
Verhandlungen zu beschreiben und graphisch zu veranschaulichen (Abb. 1). Der<br />
Ausgangspunkt dieses Kommunikationsmodells ist die interpersonale arbeitsbezogene Kommunikation,<br />
die zwischen Angehörigen verschiedener Kulturräume stattfindet, die also als interkulturell<br />
definiert werden kann. Berücksichtigt werden nur die direkten Interaktionen zwischen<br />
den Vertretern verschiedener Organisationen der Weltwirtschaft. Die Kommunikationspartner<br />
haben unterschiedliche Muttersprachen, so dass sie als Verkehrssprache entweder eine Fremdsprache<br />
oder eine lingua franca benutzen müssen. In dem ersten Fall ist die Kommunikation<br />
asymmetrisch, weil einer der Interaktanten über die Vorteile der Muttersprache verfügt. In dem<br />
zweiten Fall kann man die Kommunikation als symmetrisch bezeichnen, weil die ausgewählte<br />
Verkehrssprache eine Fremdsprache für alle Interaktanten ist. Diese Symmetrie hängt mit dem<br />
Grad des Beherrschens der Fremdsprache zusammen. Eine wichtige Rolle spielt auch die Fähigkeit<br />
der Interaktanten ihre Fachsprachkenntnisse mittels einer Fremdsprache zu übertragen.<br />
Jeder Kommunikationsprozess verläuft unter bestimmten Bedingungen, die von verschiedenen<br />
Faktoren beeinflußt werden. Diese Faktoren prägen sowohl die Enkodierungs- als<br />
auch die Dekodierungsprozesse der Interaktanten und wirken sich auch auf ihren Verhandlungsstil<br />
aus. Diese Einflussfaktoren bilden ein System mit drei Ebenen, die in Beziehung<br />
zueinander stehen. Die untere Ebene oder die Tiefenstruktur des Systems umfasst diejenigen<br />
Faktoren, die für eine bestimmte Kultur kennzeichnend sind und die die Entfaltung eines<br />
Individuums prägen. Die Elemente einer Kultur werden von den Individuen erlernt und im<br />
Prozess der Sozialisation internalisiert. In Anlehnung an dem Kommunikationsmodell von<br />
Gudykunst und Kim 10 entsprechen diese grundlegenden Faktoren den vier Filtern 11 : dem<br />
kulturellen (dazu gehören Werte, Normen, Regeln, kognitive Schemas, Handlungsmuster) dem<br />
soziokulturellen (es geht um die soziale Identität der Interaktanten und um die Dimensionen<br />
Machtdistanz, Individualismus / Kollektivismus, Feminität / Maskulinität, Unsicherheitsvermeidung),<br />
dem psycho-kulturellen (dazu gehören Einstellungen, Vorurteile, Stereotype) und<br />
dem situativen (der physischen Umwelt). Die Organisationskultur bildet die mittlere Ebene des<br />
Systems. Die corporate culture, definiert als “die kollektive Programmierung des Geistes” 12<br />
innerhalb einer Organisation, unterscheidet die Belegschaften der Unternehmen voneinander.<br />
Die Mitglieder jeder Organisation besitzen ein gemeinsames Wissen über die Arbeits- und<br />
Leistungsmentalität, über Praktiken, wie Konventionen, Gewohnheiten, Bräuche, Traditionen,<br />
Rituale, Symbole, die zum einen die Identität eines Unternehmens ausmachen, und zum<br />
anderen die Kommunikation zwischen den Mitarbeitern, mit den Führungskräften und mit<br />
anderen Organisationen ermöglichen.<br />
Die Kultur einer Organisation steht unter dem Einfluss interner und externer Faktoren.<br />
Machtdistanz und Unsicherheitsvermeidung sind z. B. externe Faktoren, die die Struktur einer<br />
Organisation und die Beziehungen zwischen den Mitgliedern zueinander bestimmen. Die<br />
internen und externen Kommunikationsprozesse einer Organisation werden aber vor allem von<br />
den wirtschaftlichen Faktoren geprägt. Es geht um die wirtschaftlichen Ziele, um das Interesse<br />
10 Es geht um das Organisationsmodell “Communicating with strangers”.<br />
11 “Mechanismus that delimit the number of alternatives from which we chose when we decode and encode messages”<br />
Gudykunst / Kim 1992: Communicating with Strangers, S.32.<br />
12 Hofstede, G. (1993): Interkulturelle Zusammenarbeit, S.204.<br />
ZGR 1-2 (21-22) / 2002, 1-2 (23-24) / 2003<br />
533