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NATION UND SPRACHE

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Die Perzeption der Diglossie von Immigranten in deutschsprachigen Ländern<br />

Sprachgemeinschaft zu derselben “Sprache“ zugerechnet werden, d.h. um Sprachformen, die<br />

dem gleichen Diasystem zugeschrieben werden.<br />

Die Diglossie herrscht im arabischen Sprachraum, wie Ch. A. Ferguson schreibt, “as far back<br />

as our knowledge of Arabic goes”. 4 Die arabischen Dialekte (und das gesprochene Arabisch der<br />

Gebildeten – ESA 5 ) gehören zu den L-Varianten (oder zu dem L-Diasystem), die arabische<br />

Standardsprache bildet die H-Variante. Anzumerken ist, dass die arabischen Dialekte heute von<br />

vielen Wissenschaftlern aufgrund anderer Herkunft und ihrer Unterschiede zum Standardarabisch<br />

als eine andere Sprache betrachtet werden. Das Neuarabische (die Dialekte und ESA)<br />

hat einen analytischen Charakter, das Standardarabische dagegen einen synthetischen<br />

Charakter. 6<br />

Aber wegen eines großen Anteils an Analphabeten beherrscht nur ein Teil der Bevölkerung<br />

aktiv die arabische Standardsprache überhaupt. 7 Doch die Mehrheit der Mitglieder der<br />

arabischen Sprachgemeinschaften besityen eine passive Kompetenz (die Möglichkeit zu verstehen).<br />

8<br />

Österreichisch-deutsche Diglossie<br />

Seit einigen Jahren findet der Begriff 'Diglossie' durch die Arbeiten von J. A. Fishman 9 in<br />

einem größeren Umfang Anwendung, dass heißt, er wird auch auf Sprachrelationen bezogen,<br />

die Ch. A. Ferguson als 'Standard-und-Dialekte' 10 beschrieben hat. Zu solchen Sprachrelationen<br />

zählt man, außer der Schweiz (die schon von Ferguson als klassische Diglossie klassifiziert<br />

wurde) die Standard-Dialekt-Relationen im deutschsprachigen Raum. In der einschlägigen<br />

Fachliteratur wird solche soziolinguistiche Situation als Diglossie bezeichnet.<br />

Die sprachsoziologische Situation in Österreich charakterisiert sich ebenso wie in den<br />

anderen deutschsprachigen Ländern dadurch, dass die Mitglieder der Sprachgemeinschaft,<br />

einschließlich der Immigranten, differenzierte Sprachformen in verschiedenen Sprachsituationen<br />

und sozialen Kontexten verwenden: Hochdeutsch (Standardsprache), Umgangssprache,<br />

Dialekt. Obwohl es aber viele Ähnlichkeiten zwischen der arabischen und der<br />

4 Ferguson, 326-327.<br />

5 T. F. Mitchell, Soziolinguistische und stilistische Aspekte des gesprochenen Arabisch der Gebildeten in Ägypten und<br />

der Levante, Berlin 1984.<br />

6 O. Jastrow, Die Struktur des Neuarabischen, in: W. Fischer (Hrsg.), Grundriß der arabischen Philologie, T. 1, Sprach-<br />

wissenschaft, Wiesbaden 1982, 141ff.<br />

7 H. Wehr, Entwicklung und traditionelle Pflege der arabischen Schriftsprache in der Gegenwart, ZDMG 97 (N.F. 22),<br />

1946, 32; W. Diem, Hochsprache und Dialekt im Arabischen, Wiesbaden 1974, 87; A.S. Kaye, Remarks on diglossia in<br />

Arabic. Well-defined vs. ill-defined, “Linguistics. An International Revue” 81, 1972, 52.<br />

8 Wehr, 32.<br />

9 J. A. Fishman, Bilingualism with or without diglossia. Diglossia with or without bilingualism, “Journal of Social Issues”<br />

23:2, 1967, S. 29-38; J. A. Fishman, The sociology of language…, 226-299 und Societal bilingualism: stable and transitional,<br />

in: J. A. Fishman, Language in sociocultural change, Stanford University Press, Stanford, California 1972, 135-<br />

152.<br />

10 W. Besch, Entstehung und Ausprägung der binnensprachlichen Diglossie im Deutschen, in: W. Besch (Hrsg.) Dialektologie.<br />

Ein Handbuch zur deutschen und allgemeinen Dialektforschung, de Gruyter, Berlin / New York 1983 – Handbücher<br />

zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft, 2., 1399-1411; U. Ammon, Die deutsche Sprache in Deutschland,<br />

Österreich und der Schweiz: das Problem der nationalen Varietäten, Berlin / New York 1995.<br />

ZGR 1-2 (21-22) / 2002, 1-2 (23-24) / 2003<br />

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