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NATION UND SPRACHE

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Das Gesprächsbild – eine Dialoganalyse in stereotypen Äusserungen<br />

die Nase reiben, jmdm. etw. auf den Kopf zusagen, mit jmdm. Klartext sprechen/reden, das Herz<br />

auf der Zunge tragen/halten, frisch/frei von der Leber weg erzählen/reden/sprechen, jmd. lässt<br />

sich keine Spinne übers Maul wachsen, mit der Sprache herausrücken, das Kind bei Namen und<br />

Vornamen, etw./das Kind beim (rechten/richtigen) Namen nennen, eine deutliche Sprache mit<br />

jmdm. sprechen, den Nagel auf den Kopf treffen, etw. auf den Punkt bringen, ins Schwarze<br />

treffen, kurz und bündig, offen und ehrlich, kurz und schmerzlos; vs. um den (heissen) Brei<br />

herumreden, wie die Katze um den heißen Brei um etw. herumgehen/herumschleichen, durch die<br />

Blume sprechen, [jmdm.] etw. durch die Blume sagen.<br />

Zu den Faktoren, die eine Gesprächssituation mitprägen, gehört auch die Vorstellung der<br />

Gesprächspartner voneinander, das Image eines jeden Teilhaber am Gespräch in den Augen<br />

der/des anderen, oder in seiner eigenen Einschätzung. Wie sich die Kommunikation entwickelt,<br />

hängt auch von dem Bild ab, das die Gesprächsteilnehmer in der Interaktion von sich selbst<br />

schaffen. Die am Gespräch Beteiligten sind darum bemüht ihr Image zu pflegen. Die von den<br />

Teilnehmern verwendeten Strategien dienen nicht nur der Vermittlung von Informationen, sondern<br />

weisen darauf hin, dass die Agierenden sich bemühen, sich ihren Gesprächspartnern gegenüber<br />

in einem günstigen Licht zu präsentieren. Bei der Diskussion um die Gestaltung des<br />

Images spielt die Tatsache eine Rolle, dass Phraseologismen gegenüber den nichtphraseologischen<br />

Entsprechungen ein “Bündel evaluativer Handlungen, Einstellungen, Imagebezeugungen”<br />

ausdrücken können. (Kühn 1994, 420) Aus der Vielfalt der Darstellungsmöglichkeiten,<br />

sein Image zu pflegen bzw. zu gestalten sollen hier nur einige Möglichkeiten vorgestellt<br />

werden. Es geht einerseits um die Begriffe ‘schmeicheln/loben/heucheln’: jmdm. Honig/Pappe/<br />

Brei um den Bart/ums Maul/ um den Mund schmieren/streichen, sich bei jmdm. lieb Kind<br />

machen, jmdn./etw. über den grünen Klee loben, jmdm. Zucker in den Hintern/Arsch blasen,<br />

jmdn. in den Himmel heben, Süßholz raspeln, jmdm. in den Hintern kriechen und den Eingang<br />

verteidigen, sich bei jmdm. eine braune Zunge abverdienen, jmdm. ums Maul streichen, jmdm.<br />

Pappe ums Maul schmieren, jmdm. die Ohren melken, es jmdm. honigsüß einträufeln, jmdm. um<br />

den Bart gehen, sich wie Katzen verhalten – vorne lecken und hinten kratzen, in den süßesten<br />

Tönen flöten, jmd. hat eine glatte Zunge, jmd. möchte dem lieben Gott die Füße küssen, mit dem<br />

Schwanz wedeln und mit den Zähnen beißen, Zucker klopfen, jmd. hat Zucker im Mund. Andererseits<br />

um ‚angeben/prahlen/aufbauschen/schwülstig sprechen‘: Hefe in den Schuhen haben,<br />

angeben wie ein Wald voll Affen, angeben wie ein nackter Affe/ zehn nackte Affen, mit Jägerlatein<br />

um sich werfen, ein Maul so groß wie ein Scheunentor haben, daherkommen wie ein aufgeblasener<br />

Frosch, jmd. hat eine Schnauze wie ein Kanaldeckel, angeben wie ein Sack voll<br />

Mücken/wie ein Tüte voll Wanzen/wie zehn nackte Neger/ein Sack Flöhe, den Mund/das Maul<br />

(zu) voll nehmen/aufreißen, einen großen Mund haben/führen, die Klappe aufreißen, die große<br />

Klappe schwingen, das Maul sperrangelweit aufreißen, die große Posaune blasen, viel Wind<br />

machen, auf die Pauke hauen, jmdm. einen blauen Dunst vormachen, hohe Noten pusten, den<br />

Rachen weit aufreißen, sich spreizen wie ein Pfau, große Bogen spucken, sich aufplustern wie<br />

eine Henne auf ihrem Nest, sich aufplustern wie die älteste Glucke auf der Stange, daherkommen<br />

wie der gestiefelte Kater, große (dicke) Töne reden (schwingen)(spucken), hohe Töne schwingen,<br />

vom großen Christoph reden, dick auftragen, angeben wie eine Tüte Bienen.<br />

Manche Gesprächssituationen entwickeln sich in eine nicht immer voraussehbare Richtung,<br />

das Gleichgewicht kann durch eine Äußerung und/oder Handlung gestört sein. Auf ‘Ablehnung/Abweisung’<br />

ausgerichtet sind: jmdm. die Tür vor der Nase zuschlagen, jmdm. einen Korb<br />

geben, jmdn. mit rauchenden Ohren abblitzen lassen, jmdm. den Rücken zuwenden, jmdn. mit<br />

eisiger Miene empfangen, jmdm. die kalte Schulter zeigen, jmdm. einen Korb geben, sich einen<br />

Korb holen, einen Korb bekommen/erhalten/kriegen, auf Distanz zu jmdm. gehen, jmdn. nicht<br />

riechen können, einen Pik auf jmdn. haben, jmdn. abblitzen lassen, jmdm. eine Abfuhr erteilen,<br />

ZGR 1-2 (21-22) / 2002, 1-2 (23-24) / 2003<br />

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