NATION UND SPRACHE
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Forum Sonderaspekte verbaler Kommunikation Doina Sandu / Doris Sava<br />
schiedene kommunikative Aufgaben herangezogen werden können. Ihre Leistung kann u.a. auf<br />
der Ebene der Imagegestaltung, der Darstellung interpersonaler Beziehungen, der Aufmerksamkeitssteuerung<br />
dargestellt werden. Darüber hinaus verdeutlicht der Gebrauch von Satzidiomen<br />
in einer bestimmten Gesprächssituation die Handlungsabsicht der Sprechers gegenüber den<br />
Gesprächspartnern. Gebrauchsfertige Formulierungshilfen können u.a. zum Ausdruck bringen:<br />
Empörung/Entrüstung/Protest: Da hört doch alles auf! Da könnte ich mich schwarz ärgern. Das<br />
kann doch nicht wahr sein. Das ist doch nicht zu fassen! Das ist nun wirklich zu viel. Was zu viel<br />
ist, ist zu viel; Um Gottes willen! Das ist eine Frechheit! Das ist unverantwortlich! Enttäuschung/Resignation:<br />
Na dann gute Nacht! Aus der Traum! Traurig, aber wahr! Das bringt<br />
nichts; das wird und wird nicht; das klappt und klappt nicht. Zurückweisung: Das fehlte gerade<br />
noch! Das liegt mir nicht! Nicht, dass ich wüsste! Verwunderung/Bestürzung/Überraschung: Mir<br />
fehlen die Worte! Ach, du meine/liebe Güte! Das kann ja heiter/lustig werden. Ablehnung/Abwehr:<br />
Was erlaubst du dir! Was fällt dir ein! Ich will nichts mehr davon wissen/hören!<br />
Das ist bei uns kein Thema. Das kannst du dir abschminken. Lass das! Um Gottes willen! Abstand/ironischer<br />
Zweifel: Der und dein Freund? Die und zuverlässig? Ich fresse einen Besen, wenn<br />
… Dass ich nicht lache! Wer’s glaubt, wird selig! Das wäre ja noch schöner! Das ist ja schön! Das<br />
würde/könnte dir so passen! Drohung/Ermahnung: Dir werde ich gleich helfen! Das lasse ich mir<br />
nicht gefallen! Nun schlägt’s aber dreizehn! Wie du mir, so ich dir. Bis hierher und nicht weiter!<br />
Na warte! Hab dich nicht so! Tu (doch) nicht so! Mach keine Umstände! Stell dich nicht so an!<br />
Zier dich nicht so! Dem/der hab‘ ich es aber gesagt! Verärgerung/Verwunderung: Das fehlte<br />
gerade noch! Das kann ja heiter werden! Das ist (doch) der Gipfel! Unwillen/Ungeduld: Halt’ die<br />
Klappe! Das fehlte gerade noch! Nun mach aber einen Punkt! Heraus mit der Sprache! X hin, X<br />
her… Beruhigung: Das hat nichts zu sagen! (Das) macht nichts! Abwarten, Tee trinken! Das wird<br />
sich regeln/klären. Bekräftigung/Zustimmung: Ganz meinerseits! Versicherung: Hand drauf!<br />
Hand aufs Herz!Das macht mir nichts aus! Dafür lege ich meine Hand ins Feuer! Darauf kannst<br />
du Gift nehmen. Feststellung/Warnung: Das ist leichter gesagt als getan. Die Zeiten sind vorbei!<br />
Lass dir das gesagt sein! Schluss jetzt! Vorwurf: Es gibt ein Donnerwetter! versprochen ist versprochen.<br />
Unerwartetes/Unangenehmes: Da haben wir die Bescherung! Da haben wir den Salat!<br />
Anerkennung/Ermunterung: Hut ab! Alle Achtung! Toi, Toi, Toi! Kopf hoch! Hals- und Beinbruch!<br />
Weigerung/Widerspruch: Das lasse ich mir nicht gefallen! Mir reicht‘s! Das fällt mir doch nicht<br />
im Traume ein!<br />
Viele phraseologische Einheiten sind sprechaktgebunden. Mit dem Einsatz formelhafter<br />
Kommunikationseinheiten können mehrere und unterschiedliche Handlungen gleichzeitig ausgeführt<br />
werden. Für Satzphraseologismen kann man folgende Funktionsbereiche annehmen<br />
(vgl. Lüger 1989, 1998): Satzphraseologismen sind als Mittel zur Erleichterung der Formulierungsarbeit<br />
auffaßbar. Kommunikationsaufgaben, die feste Bestandteile der sozialen Interaktion<br />
sind, werden routiniert mit Hilfe vorgefertigter sprachlicher Ausdrücke bewältigt. In der<br />
Kommunikationspraxis helfen Vorformulierungen bei der Formulierungsarbeit. Satzwertige<br />
Phraseologismen werden in der Kommunikation häufig für Zwecke der Textorganisation eingesetzt<br />
(textgliedernde und -steuernde Funktion). . Gülich (1997, 170) möchte den Rückgriff auf<br />
Formelhaftigkeit als Formulierungsverfahren verstehen und demzufolge das Formulieren mithilfe<br />
von Formelhaftem in Beziehung zu anderen Formulierungsverfahren setzen. Wenn der<br />
Gesprächsteilnehmer in bestimmten Kommunikationssituationen für häufig auftretende Formulierungsaufgaben<br />
auf Formelhaftes zurückgreift, kann er damit auch eine mit der voraufgehenden<br />
Äußerung vollzogene Handlung unterstützen (Satzphraseologismen als Mittel der<br />
Handlungsunterstützung und -verstärkung). Gleichzeitig mit der Unterstützung einer Sprach-<br />
ZGR 1-2 (21-22) / 2002, 1-2 (23-24) / 2003