07.10.2013 Aufrufe

NATION UND SPRACHE

NATION UND SPRACHE

NATION UND SPRACHE

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

564<br />

Forum Sonderaspekte verbaler Kommunikation Doina Sandu / Doris Sava<br />

schiedene kommunikative Aufgaben herangezogen werden können. Ihre Leistung kann u.a. auf<br />

der Ebene der Imagegestaltung, der Darstellung interpersonaler Beziehungen, der Aufmerksamkeitssteuerung<br />

dargestellt werden. Darüber hinaus verdeutlicht der Gebrauch von Satzidiomen<br />

in einer bestimmten Gesprächssituation die Handlungsabsicht der Sprechers gegenüber den<br />

Gesprächspartnern. Gebrauchsfertige Formulierungshilfen können u.a. zum Ausdruck bringen:<br />

Empörung/Entrüstung/Protest: Da hört doch alles auf! Da könnte ich mich schwarz ärgern. Das<br />

kann doch nicht wahr sein. Das ist doch nicht zu fassen! Das ist nun wirklich zu viel. Was zu viel<br />

ist, ist zu viel; Um Gottes willen! Das ist eine Frechheit! Das ist unverantwortlich! Enttäuschung/Resignation:<br />

Na dann gute Nacht! Aus der Traum! Traurig, aber wahr! Das bringt<br />

nichts; das wird und wird nicht; das klappt und klappt nicht. Zurückweisung: Das fehlte gerade<br />

noch! Das liegt mir nicht! Nicht, dass ich wüsste! Verwunderung/Bestürzung/Überraschung: Mir<br />

fehlen die Worte! Ach, du meine/liebe Güte! Das kann ja heiter/lustig werden. Ablehnung/Abwehr:<br />

Was erlaubst du dir! Was fällt dir ein! Ich will nichts mehr davon wissen/hören!<br />

Das ist bei uns kein Thema. Das kannst du dir abschminken. Lass das! Um Gottes willen! Abstand/ironischer<br />

Zweifel: Der und dein Freund? Die und zuverlässig? Ich fresse einen Besen, wenn<br />

… Dass ich nicht lache! Wer’s glaubt, wird selig! Das wäre ja noch schöner! Das ist ja schön! Das<br />

würde/könnte dir so passen! Drohung/Ermahnung: Dir werde ich gleich helfen! Das lasse ich mir<br />

nicht gefallen! Nun schlägt’s aber dreizehn! Wie du mir, so ich dir. Bis hierher und nicht weiter!<br />

Na warte! Hab dich nicht so! Tu (doch) nicht so! Mach keine Umstände! Stell dich nicht so an!<br />

Zier dich nicht so! Dem/der hab‘ ich es aber gesagt! Verärgerung/Verwunderung: Das fehlte<br />

gerade noch! Das kann ja heiter werden! Das ist (doch) der Gipfel! Unwillen/Ungeduld: Halt’ die<br />

Klappe! Das fehlte gerade noch! Nun mach aber einen Punkt! Heraus mit der Sprache! X hin, X<br />

her… Beruhigung: Das hat nichts zu sagen! (Das) macht nichts! Abwarten, Tee trinken! Das wird<br />

sich regeln/klären. Bekräftigung/Zustimmung: Ganz meinerseits! Versicherung: Hand drauf!<br />

Hand aufs Herz!Das macht mir nichts aus! Dafür lege ich meine Hand ins Feuer! Darauf kannst<br />

du Gift nehmen. Feststellung/Warnung: Das ist leichter gesagt als getan. Die Zeiten sind vorbei!<br />

Lass dir das gesagt sein! Schluss jetzt! Vorwurf: Es gibt ein Donnerwetter! versprochen ist versprochen.<br />

Unerwartetes/Unangenehmes: Da haben wir die Bescherung! Da haben wir den Salat!<br />

Anerkennung/Ermunterung: Hut ab! Alle Achtung! Toi, Toi, Toi! Kopf hoch! Hals- und Beinbruch!<br />

Weigerung/Widerspruch: Das lasse ich mir nicht gefallen! Mir reicht‘s! Das fällt mir doch nicht<br />

im Traume ein!<br />

Viele phraseologische Einheiten sind sprechaktgebunden. Mit dem Einsatz formelhafter<br />

Kommunikationseinheiten können mehrere und unterschiedliche Handlungen gleichzeitig ausgeführt<br />

werden. Für Satzphraseologismen kann man folgende Funktionsbereiche annehmen<br />

(vgl. Lüger 1989, 1998): Satzphraseologismen sind als Mittel zur Erleichterung der Formulierungsarbeit<br />

auffaßbar. Kommunikationsaufgaben, die feste Bestandteile der sozialen Interaktion<br />

sind, werden routiniert mit Hilfe vorgefertigter sprachlicher Ausdrücke bewältigt. In der<br />

Kommunikationspraxis helfen Vorformulierungen bei der Formulierungsarbeit. Satzwertige<br />

Phraseologismen werden in der Kommunikation häufig für Zwecke der Textorganisation eingesetzt<br />

(textgliedernde und -steuernde Funktion). . Gülich (1997, 170) möchte den Rückgriff auf<br />

Formelhaftigkeit als Formulierungsverfahren verstehen und demzufolge das Formulieren mithilfe<br />

von Formelhaftem in Beziehung zu anderen Formulierungsverfahren setzen. Wenn der<br />

Gesprächsteilnehmer in bestimmten Kommunikationssituationen für häufig auftretende Formulierungsaufgaben<br />

auf Formelhaftes zurückgreift, kann er damit auch eine mit der voraufgehenden<br />

Äußerung vollzogene Handlung unterstützen (Satzphraseologismen als Mittel der<br />

Handlungsunterstützung und -verstärkung). Gleichzeitig mit der Unterstützung einer Sprach-<br />

ZGR 1-2 (21-22) / 2002, 1-2 (23-24) / 2003

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!