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NATION UND SPRACHE

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Emilia Muncaciu-Codarcea<br />

Mitglied der deutschen Nation; niemand- keine Person, kein Lehrer — kein Lehrer/keine Lehrerin,<br />

seinen/ihren, kein Deutscher — ein Bürger der deutschen Bundesrepublik, Deutscher —<br />

deutsche Leute. 6 Studenten meinten, daß diese Bezeichnungen eigentlich nicht neutralisiert<br />

werden könnten und sollten, man müßte dann den Wortschatz ändern. Andere meinten, daß<br />

die Neutralisierung erfolgen könnte, wenn auch die motivierten feminine Bezeichnungen im<br />

Text stehen würden. Das kann natürlich geschehen, durch die entsprechende Lexik: Mensch(en),<br />

Person(en), Kind(er), Jugend, Volk, Mitglied(er) usw. Aber auch durch die Grammatik: Plural von<br />

Adjektiven und Partizipien: Deutsche, Abgeordnete, Gewählte, Vertriebene, Staatsangehörige,<br />

Lehrende, Studierende, wenn Gruppen beiderlei Geschlechts gemeint sind.<br />

Tatsächlich kann das generische Maskulinum durch den Gebrauch nominalisierter Adjektive<br />

und Partizipien (der/die Vorsitzende) oder durch den generischen Plural (statt: ein Beamter soll<br />

— Beamte sollen) ersetzt werden. Die Indefinitpronomen man/jedermann können jedoch nicht<br />

durch frau/jedefrau ersetzt werden. Entsprechende Beispiele finden sich nur in feministischen<br />

Zeitschriften, zum Beispiel: Denn nicht jedefrau kann Abitur haben. Im Gegensatz zum Indefinitpronomen<br />

man ist frau betont. Das unbetonte man verhält sich wie das unpersönliche es,<br />

zum Beispiel: Es ist erstaunlich, daß es heute so weit kommt.<br />

9. Frage: "Was bedeutet selbstbewußtes Auftreten für Sie? Formulieren Sie bitte ganz ehrlich,<br />

welche Eigenschaften Sie mit Selbstbewußtsein und Selbstbehauptung verbinden. Auch,<br />

welche Sprache Sie damit assoziieren."<br />

Die Studenten verstanden darunter eine klare, objektive Sprache, Offenheit, Klugheit, Ehrlichkeit,<br />

direkter Ausdrucksstil, eine höflichere Haltung und Sprache der Frauen gegenüber der<br />

der Männer, reicheren Wortschatz, wenigere vulgäre Ausdrücke, Selbstsicherheit, Zugabe von<br />

Schwächen, unnötiges Entschuldigen, ständiger Gebrauch des Konjunktivs, sogar Witze auf<br />

eigene Kosten. Die Männer hätten eine starre Haltung, seien sach- und informationsorientiert,<br />

verwendeten mehr Kraftausdrücke, seien objektiver und hätten eine größere Charakterstärke. 8<br />

Studenten haben keine Antwort auf diese Frage gegeben.<br />

10. Frage: "Sprechen Frauen anders als Männer? Wenn ja, dann was für Unterschiede gibt<br />

es?"<br />

Alle haben zugegeben, daß Frauen schöner, korrekter, mit einer reicheren Wortwahl sprechen,<br />

reden und weniger als die Männer schimpfen würden. Ihre Sprache sei gefühlsbetonter,<br />

optimistischer während die Männer mehr Schimpfwörter benutzten und eine sachlichere Sprache<br />

hätten. Sie modifizierten ihre Gesprächsbeiträgte häufig durch Höflichkeitsfloskeln und<br />

verschiedene Formen der Abschwächung,z.B.: unnötiger Gebrauch des Konjunktivs: Ich würde<br />

sagen, von Partikeln: bißchen, eigentlich, vielleicht; Entschuldigungen, Aussagen, die durch<br />

Anhängsel zu Fragen werden: Das ist doch wahr, oder ? Frauen hätten ein primäres Bedürfnis<br />

nach Bestätigung ihrer Persönlichkeit und einer Sicherheit der Beziehung zum Gesprächspartner,<br />

Männer hingegen nach Lösungen, Ergebnissen, Erfolg und würden sich erst danach der<br />

Beziehung zuwenden.<br />

11. Frage: "Nennen Sie ein paar Beispiele von Selbstdarstellung von Frauen."<br />

Zartheit, Empfindsamkeit, Schönheit, Klugheit, Indirektheit, nonoffensive Haltung aber auch<br />

Selbstabwertung, Zugeben von Schwächen, die Verwendung der Ich- Formeln „Ich glaube, meine,<br />

denke“, Zuwendung zur Familie, Hausarbeit oder Karriere seien ein paar Stichwörter von der<br />

Selbstdarstellung der Frauen. Frauen versuchen die Distanz zum Gesprächspartner zu überwinden<br />

und lassen andere an der eigenen persönlichen Welt teilhaben und signalisieren damit:<br />

„Vertraue dich mir, öffne dich mir, mach dich auch transparent“. Frauen sagen oft Ich denke /<br />

Ich glaube / Ich meine, auch wenn sie sich sich ihrer Sache ganz sicher sind, weil sie den Ge-<br />

ZGR 1-2 (21-22) / 2002, 1-2 (23-24) / 2003<br />

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