NATION UND SPRACHE
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Maria Ileana Moise<br />
2.3 Gemeinsamkeiten und Ähnlichkeiten in der Akzentuierung im Deutschen und Rumänischen<br />
Trotz zahlreicher Unterschiede in der Akzentuierung bestehen zwischen den beiden Sprachen<br />
auch Gemeinsamkeiten und Ähnlichkeiten. Sie betreffen:<br />
a. das Vorhandensein des Akzents auf der Wort-, Wortgruppen- und Satzebene<br />
b. die Hierarchie der Akzente (Wortakzent, potenzieller Wortgruppen- und Satzakzent)<br />
c. die Wirksamkeit der meisten Funktionen des Akzents (kulminative, bedeutungsdifferenzierende,<br />
usw.)<br />
d. die Komplexität der Akzentuierungsregeln<br />
e. die Existenz des rhythmischen Akzents<br />
f. die Wirksamkeit der Thema-Rhema-Gliederung<br />
g. die prinzipielle Unbetonbarkeit der Funktionswörter<br />
h. die Akzentrealisierung als Komplexerscheinung<br />
i. die schwächere intonatorische Realisierung der Nebenakzente<br />
3. Der Rhythmus im Deutschen und Rumänischen<br />
3.1 Unterschiede im Sprachrhythmus<br />
Für die Bestimmung des Rhythmustyps einer Sprache wurden in der Fachliteratur (AU-<br />
ER/UHMANN 1988; VÖLTZ 1994; DAUER 1987; DUFTER 1997; KALTENBACHER 1998; 1999)<br />
mehrere Kriterien und prototypische Merkmale formuliert 3 . Die einzelnen Autoren berücksichtigen<br />
aber dieselben nur selektiv. Bei der Analyse des Rhythmus des Deutschen und<br />
Rumänischen habe ich alle Kriterien in Betracht gezogen, dieselben wurden sogar mit<br />
phonetisch-intonatorischen erweitert. Es handelt sich um die phonetischen Merkmale des<br />
Akzents, die Betonungsart und um charakteristische Phänomene der rhythmischen Euphonie.<br />
Berücksichtigt wurde auch die distinktive Funktion des Akzents auf grammatischer Ebene.<br />
Meine Absicht war, für den silbenzählenden Charakter des Rumänischen ausführliche<br />
theoretisch fundierte Belege bringen zu können. Bezüglich der rumänischen Forschung in<br />
diesem Bereich ist festzustellen, dass CHI}ORAN (1970; 1977), POPA/PÂRLOG (1973) und<br />
PÂRLOG (1997), die einzigen rumänischen Wissenschaftler, die sich mit dem sprachlichen<br />
Rhythmus in unpoetischer Sprache beschäftigt haben, den Rhythmus des Rumänischen als<br />
silbenzählend definieren. Die Argumente von POPA/PÂRLOG (1973) basieren aber nur auf Ergebnissen<br />
der Fehleranalyse von Äußerungen rumänischer Englischlernenden, ohne genügend<br />
fundierte Belege, im Sinne von systembedingten Charakteristika für das Rumänische zu<br />
bringen, welche diese Zuordnung untermauern.<br />
Für die Konfrontation des Sprachrhythmus in den beiden Sprachen werden im Folgenden: a.<br />
die Isochronie herstellenden rhythmischen Grundeinheiten, b. die Silbenstruktur und die sie<br />
beeinflussenden Faktoren, c. der sprachspezifische Akzent als Fixpunkt der rhythmischen Ein-<br />
3 A. die perzeptive Isochronie der rhythmischen Einheiten<br />
B. die Reduktionsprozesse<br />
C. die Silbenstruktur und die Klarheit der Silbengrenzen<br />
D. die Beziehungen zwischen Silbenstruktur und Akzentposition<br />
E. die Position des Wortakzents<br />
F. die distinktive Funktion des Akzents<br />
G. Phänomene der rhythmischen Euphonie<br />
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ZGR 1-2 (21-22) / 2002, 1-2 (23-24) / 2003