NATION UND SPRACHE
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Forum Sonderaspekte verbaler Kommunikation Doina Sandu / Doris Sava<br />
Ohr hinein/rein und zum anderen wieder hinaus/raus, auf den/seinen Ohren sitzen, bei jmdm.<br />
kein Gehör finden, etw. in den Wind schlagen, in den Wind reden, gegen die/eine Wand reden,<br />
zum Fenster hinaus reden, jmdn. mit dem Rücken ansehen, jmdm./etw. den Rücken<br />
kehren/wenden/zudrehen, für etw. blind sein, über etw. hinwegsehen, sich einen Dreck um nichts<br />
kümmern, jmdn. wie Luft behandeln, Luft für jmdn. sein, jmdn. keines Blickes würdigen,<br />
jmdn./etw. links liegen lassen. Weitere das Verhalten des Dialogpartners beschreibende<br />
Phraseologismen sind: jmdm. aufs Maul schauen, reden, wie einem der Schnabel gewachsen ist,<br />
reden, wie jeder es versteht, fluchen wie ein Bierkutscher, jmd. gibt (überall) seinen Senf dazu,<br />
[vor jmdm.](seine) schmutzige Wäsche waschen. Manche Phraseologismen weisen auf<br />
Strategien hin, die dem Sprecher den Kommunikationserfolg sichern sollen: jmdm. geht/fliesst<br />
etw. leicht/glatt von den Lippen/von der Zunge, alles/jedes Wort auf die Goldwaage legen, Stein<br />
und Bein (auf etw.) schwören, aus einer Mücke einen Elefanten machen, etw. grau in grau<br />
sehen/… , etw. schwarz in schwarz malen/darstellen/schildern, etw. in den schwärzesten Farben<br />
malen/darstellen/schildern, das Pro und Contra abwägen, Gründe und Gegengründe geben, jmd.<br />
hängt einer Sache ein Mäntelchen um, jmd. macht aus teigigen Birnen böhmische Feigen, reden<br />
wie ein Buch, reden wie aufgezogen, reden, wie einem der Schnabel gewachsen ist, reden, wie<br />
jeder es versteht, seine Zunge im Zaum halten/zügeln, sich auf die Zunge beissen (müssen). Die<br />
Hörerbeteiligung kann sowohl sprachlich als auch nichtsprachlich erfolgen. Der Angesprochene<br />
reagiert auf das Gesagte/Gehörte und das, was er gerade wahrgenommen hat, kann er<br />
akzeptieren oder ablehnen. Die nichtsprachlichen Reaktionen der Dialogpartner halten folgende<br />
Phraseologismen fest: etw. steht jmdm. im Gesicht geschrieben, ein Gesicht machen wie<br />
drei/sieben Tage Regenwetter, ein langes Gesicht machen/ziehen, jmdn. keines Blickes würdigen,<br />
keine Miene verziehen, ohne mit der Wimper zu zucken, jmdm. die kalte Schulter zeigen, jmdn.<br />
über die Schulter ansehen, jmdn. über die Achsel ansehen, die (mit den) Achseln zucken, den<br />
Mund/Mund und Augen/Mund und Nase aufsperren/aufreißen, Stielaugen machen/bekommen<br />
/kriegen, die Augen aufreißen, jmdn. mit den Augen verschlingen/verzehren, die Hände überm<br />
Kopf zusammenschlagen, die Stirn in Falten legen, mit der Faust auf den Tisch schlagen,<br />
jmdm./etw. den Rücken kehren/wenden/zudrehen, von einem Ohr zum anderen strahlen/<br />
grinsen/lachen, zu Tode betrübt sein, auf-/hochfahren wie von der Tarantel gestochen, aussehen<br />
wie eine gebadete Maus, dastehen wie die Kuh vorm neuen Tor, dastehen/aussehen wie versteinert,<br />
zittern wie Espenlaub. Darüber hinaus weisen zahlreiche Phraseologismen darauf hin,<br />
dass sich mit ihrem Einsatz Konsequenzen für den Weiterlauf des Gesprächs ergeben. Es geht<br />
hier um Fügungen, die sich unter den Leitbegriffen ‚sich irren/falsch liegen/sich täuschen/fehl<br />
einschätzen‘, und ‚unverständlich sein‘ vs. ‚nichtssagend/oberflächlich‘ gruppieren lassen: etw.<br />
in den falschen/verkehrten Hals bekommen/kriegen, im falschen Laden/im falschen Film/auf der<br />
falschen Fährte sein, im falschen Zug/im falschen Boot sitzen, auf dem falschen Dampfer<br />
sein/sitzen, an der falschen/verkehrten Adresse sein, falsche Schlüsse ziehen, auf dem Holzweg<br />
sein/sich befinden. Auf die Unverständlichkeit einer Aussage/Handlung beziehen sich: in Rätseln<br />
sprechen/reden, sich keinen/einen Vers auf etw. machen können, etw. kommt jmdm. spanisch<br />
vor, Bahnhof verstehen, etw. ist chinesisch für jmdn.<br />
Die Teilnehmer an einem Gespräch müssen ihre Äußerungen spezifisch auf den jeweiligen<br />
Äußerungsadressaten und dessen Vorwissen zuschneiden. Die Formulierungstätigkeit fällt je<br />
nach Zeit-/Raumfaktor, Beziehung der Kommunikationspartner zueinander, Befindlichkeit der<br />
Kommunikationspartner usw. unterschiedlich aus. Zahlreiche Phraseologismen weisen auf die<br />
Formulierungstätigkeit (‚jmdm. direkt‘ vs. ‚indirekt etwas mitteilen‘) hin: (sich) kein Blatt vor den<br />
Mund nehmen, mit der Tür ins Haus fallen, mit etw. nicht hinterm Zaun halten, jmdm. etw. unter<br />
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ZGR 1-2 (21-22) / 2002, 1-2 (23-24) / 2003