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NATION UND SPRACHE

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594<br />

Laura Gabriela Laza<br />

Ziel bis 1933, so sprach Hitler danach vom Großdeutschen Reich oder Tausendjährigen Reich.<br />

Vor allem nach dem Anschluss von Österreich, 1938 hat man den Namen Großdeutsches Reich<br />

als offiziellen Saatsnamen verwendet. In einer Rede, 1943 sprach er auch vom Germanischen<br />

Staat deutscher Nation in Anlehnung an das Heilige Römische Reich deutscher Nation. 23 Im<br />

Rumänischen hat man eine Teilübersetzung vorgenommen. Den ersten Teil hat man übersetzt<br />

und den zweiten übernommen. Wieso aber, da es im Rumänischen durchaus eine „Entsprechung“<br />

des deutschen Wortes Reich gibt, nämlich imp`r`]ie oder imperiu. Das bis 1806<br />

existierende Heilige Römische Reich deutscher Nation heißt in rumänischer Überseztung<br />

Imperiul Roman de Na]iune German`, wobei das Wort Reich hier nicht mehr so belassen, sondern<br />

übersezt wurde. Das Dritte Reich ist aber nicht mehr Al treilea Imperiu sondern Al treilea Reich. Das<br />

Wort wird also nicht separat vom Kontext übersetzt, sondern hier berücksichtigt man ein geschichtliches<br />

und implizite in der Ausgangssprache auch kulturbezogenes Phänomen.<br />

Die sogenannte ethnische Säuberung als Prozess hat sich mehrerer, immer wieder auftauchender<br />

Begriffe bedient, z. B. Arier - arisch - Arisierung, Rasse - Rassenschande - niederrassig<br />

oder rein.<br />

Arier: Angehöriger einer östlichen, indogerm. Völkergruppe; aus dem sanskritischen ârje<br />

bedeutend ein Mann eines iranischen oder indischen Stammes; falscher Weise nicht semitisch<br />

24 . Im Rumänischen arian, ein Wort, das zwei verschiedene Bedeutungen und Abstammungen<br />

hat, das Wortlaut aber das gleiche ist. Zum einen aus dem fr. arien 25 wird es als<br />

der Name eines Anhängers der Arianismus erklärt, eine früh christliche Ideologie , deren zufolge<br />

die göttliche Natur von Jesus Christus negiert wird, und dessen Gründer der Erzbischof Arie aus<br />

Alexandria war. Das zweite Wort, mit dem gleichen Wortlaut aber aus dem fr. aryen 26 abstammend,<br />

steht für den alten Namen der Völker, die eine indo-europäische Sprache sprechen.<br />

Später bezeichnete der Begriff die Angehörigkeit zu einem germanischen Volk. Im 19. Jh. verengten<br />

sich die Bedetungen des Begriffes, und er bezeichnete die Zugehörigkeit zur „weißen<br />

Rasse“ oder die Ahnen des deutschen Volkes 27 . Die LTI übernahm das Wort, und machte aus ihm<br />

mehr als die Bezeichnung einer Zugehörigkeit, es wurde zu einer Lebensprämisse. Im<br />

Rumänischen wird das zweite Wort mit dem Bezug auf die NS-Ideologie verwendet und gibt<br />

die Bezeichnung der ausgangssprachlichen Kultur treu wieder.<br />

Das Wort Rasse aus dem fr. race, seinerseits aus dem it. razza, ein naturwissenschaftliches<br />

Ordnungsbegriff zur Bezeichnung einer Gruppe von Individuen innerhalb einer Art, die in typischen<br />

Merkmalen übereinstimmen 28 , erfuhr innerhalb der LTI eine andere Bezeichnung. Dem<br />

Wort wird einen Spezialsinn erteilt. Es bezeichnet nicht mehr eine harmlose Realität aus der<br />

naturwissenschaftlichen Welt, sondern die Angehörigkeit zu einer oder anderen Rasse wird zu<br />

einer Lebensbedingung gemacht. Die nachkriegszeit Sprache tratt diesem Wort durch Tabuisierung<br />

entgegen. Die rumänischen Legionäre bezeichneten den Nationalsozialismus als die<br />

Rassenlehre 29 , während sie ihre Lehre auf den Glauben an Gott stützten, daher bezeichnet das<br />

rum. Wort ras` mit gleicher Abstammung aus dem fr. race, it. razza 30 die simple Angehörigkeit<br />

zu einer bestimmten Gruppe von Menschen oder Tieren. Die Übersetzung durch ein anderes<br />

Wort würde aber auch nicht zutreffen. Es gibt aber im Rumänischen das vom Wort ras` ab-<br />

23<br />

Schlosser, Dieter: Lexikon der Unwörter, Berlin 2000, S. 70 und S. 100.<br />

24<br />

Neues Deutsches Wörterbuch, Köln o. J., S. 65<br />

25<br />

Dic]ionarul explicativ al limbii române, 2. Auflage, Bucure[ti 1996, S. 59.<br />

26<br />

Ebd.<br />

27<br />

Ebd., S. 59.<br />

28<br />

Drosdowski, Günther (Hrsg.): Duden. Ethymologie. Herkunftswörterbuch der deutschen Sprache“, 2. Völlig neu bearbeitete<br />

und erweiterte Auflage, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1989, S. 572.<br />

29<br />

Siehe dazu: Sima, Horia: Doctrina legionar`. Bucure[ti 1998.<br />

30<br />

Marcu, Florin und Maneca, Constant (Hrsg.): Dic]ionar de neologisme. 3. Auflage. Bucure[ti 1978, S. 903<br />

ZGR 1-2 (21-22) / 2002, 1-2 (23-24) / 2003

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