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NATION UND SPRACHE

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Verb und Aussage: Elemente eines integrierten Valenzmodells<br />

mitzuwirken. Außerdem kann von der Sprachverwendung her korrektiv gegen vorschnelle typologische<br />

Generalisierungen vorgegangen werden.<br />

Dies bringt mich zum dritten Punkt:<br />

ad c) Valenz und Typologie. Von der textuellen Realisierung zu unterscheiden ist die<br />

strukturelle Valenzrealisierung in einer Einzelsprache. Dazu finden sich in kontrastiven Valenzstudien<br />

immer wieder Bemerkungen, z.B. im Valenzlexikon deutsch-rumänisch und in der<br />

Kontrastiven Grammatik deutsch-rumänisch Hinweise auf pro-drop, das Auslassen von<br />

Personalpronomen (Engel & Savin et al. 1983: 32, Engel et al. 1993: 50f.: inbegriffenes / mitverstandenes<br />

/ unbestimmtes Subjekt), und auf Verdopplungen von E (Engel & Savin et al. 1983: 33,<br />

Engel et al. 1993: 52-63). Implizit werden hier „Mikrorealisierungen“ (s.u.) angenommen: prodrop<br />

des Subjekts wird nicht als Fakultativität interpretiert und die Verdoppelungen führen zu<br />

keiner Änderung der (makrovalenziellen) Satzbaupläne. Person und Numerus des inbegriffenen<br />

Subjekts seien durch die Personalendungen des Verbs gesichert (Engel et al. 1993: 50). Auch<br />

eine Funktion bzw. ein Effekt der Verdoppelungen wird identifiziert: Disambiguierung (ebd.: 52).<br />

Die typologische Relevanz dieser Phänomene wird allerdings nicht herausgestellt. Dies ist einerseits<br />

durch den Entwicklungsstand und die Prioritäten der damaligen VT zu erklären, andererseits<br />

scheint auch das am Deutschen entwickelte Valenzmodell einen gewissen Anpassungszwang<br />

ausgeübt zu haben. Die Bevorzugung einer Sprache durch den Beschreibungsapparat ist<br />

bei kontrastiven Unternehmungen fast unvermeidlich. Eine am Rumänischen entwickelte VT<br />

hätte vielleicht den typologischen Ansatz von Tesnière stärker integriert bzw. weiter entwickelt.<br />

2. Methodik<br />

Die strukturelle Valenzrealisierung einer Einzelsprache muss identifiziert werden, schon<br />

allein, um sie methodisch von der kontextuell-situativen trennen zu können. Außerdem eröffnet<br />

die strukturelle Valenzrealisierung die Chance einer Valenztypologie.<br />

Wie soll man also vorgehen? Man kann Valenz auch nach Jacobs einfach als die Gesamtheit<br />

der syntaktischen und semantischen Anforderungen bestimmen, die ein Lexem an seine Umgebung<br />

stellt. Ein solcher Begriff läuft auf das heute übliche multidimensionale Valenzmodell<br />

mit abgestufter E/A-Abgrenzung hinaus. Da er keine Auskunft darüber gibt, warum die Anforderungen<br />

bestehen, bleibt Valenz ein Sammelbegriff.<br />

Ich möchte einen anderen Weg einschlagen und zuerst fragen, was ein Valenzmodell eigentlich<br />

erklären soll:<br />

a) Es sollte eine universal anwendbare Definition von Valenz leisten.<br />

b) Typologisch unterschiedliche Realisierungsformen von Valenz müssen im Modell darstellbar<br />

sein.<br />

c) Es sollte die „klassischen“ Einsichten in die Valenz erklären:<br />

a) die Relationalität von Valenz,<br />

b) die Gleichordnung der Ergänzungen (flache Struktur).<br />

d) Das Verhältnis der verschiedenen Valenzrelationen (Partner-Bindungsbeziehungen) sollte<br />

bestimmt werden.<br />

e) Der in der Valenzpraxis weitgehend bestehende Konsens über die E/A-Abgrenzung sollte<br />

sowohl von der Definition erfasst als auch erklärt werden.<br />

f) Die Indeterminiertheit eines Teils der Satzglieder bezüglich der E/A-Abgrenzung und die<br />

Unterdeterminiertheit von Prädikaten sollte berücksichtigt werden.<br />

ZGR 1-2 (21-22) / 2002, 1-2 (23-24) / 2003<br />

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