NATION UND SPRACHE
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Frauensprache - Männersprache. Fragebogenuntersuchung<br />
Anwalt, Ingenieur, Boss, Kapitän, Präsident, Torwart, Soldat, Offizier, Politiker, Direktor, Tischler,<br />
Pfarrer, Fußballspieler u.a.<br />
5. Frage: "Nennen Sie ein paar Paarbezeichnungen und achten Sie dabei auf die Reihenfolge<br />
'männlich/weiblich' oder umgekehrt." Alle Studenten haben als Beispiele Mutter- Vater, Bruder<br />
und Schwester, Oma und Opa, Junge und Mädchen, Herr und Dame, Hänsel und Gretel, Tristan<br />
und Isolde, Großvater und Großmutter, Onkel und Tante, Sohn und Tochter genannt, wie auch<br />
solche, die auf – in endeten: Lehrer- Lehrerin, Schüler- Schülerin, Arzt- Ärztin, Student- Studentin,<br />
Kaufmann- Kauffrau, Putzmann- Putzfrau , Herr Kohl und seine Frau, Bill Clinton und<br />
Hillary, u.a. Man kann dabei die feste Reihenfolge männlich/weiblich beobachten.<br />
6. Frage: "Kennen Sie Phraseologismen mit dem Grundwort 'Mann' und mit dem Grundwort<br />
'Frau'“? Die Antworten auf diese Frage bewiesen, daß die Studenten eher Phraseologismen mit<br />
dem Grundwort „Mann“ kannten als mit dem Grundwort „Frau“, z.B. Ein Mann von Wort, mit<br />
Mann und Maus, ein Mann von Geist, ein Mann ein Wort, Strohmann, Mann für Mann, allemann,<br />
er stellt seinen Mann, aus dem echten Mann kommen, ein Mann von echtem Schrot und<br />
Korn, ein Mann von Wort, er ist Mann genug, ein ganzer Mann, von Mann zu Mann, seinen<br />
Mann finden, ein Mann der Feder, Mann-oh-Mann, er steht seinen Mann, der rechte Mann<br />
sein, ein Mann des Todes, ein Mann der Tat, der Mann im Haus, Blödmann, ein Mann für alle,<br />
u.a. Für Frauen galten: Sich eine Frau nehmen, die Frau des Hauses, das Kind bleibt in einem<br />
Mann immer drin, aber aus einer Frau geht es manchmal raus, zänkische Weiber, jn. zu Frau<br />
nehmen, sich eine Frau nehmen, die Frau ist das Herz einer Familie, ein Mann, ein Wort, eine<br />
Frau, ein Wörterbuch?.13 der Befragten waren unentschieden.<br />
7. Frage: "Der Bereich patriarchalischer Sprachprägungen betrifft u.a. viele Personenbezeichungen<br />
und große Teile der Idiomatik. So werden z.B. viel mehr Schimpfwörter mit weiblicher<br />
Grundbedeutung auf Männer aufgewandt als umgekehrt. Welche der folgenden Schimpfwörter<br />
werden für Männer, welche für Frauen gebraucht?<br />
Blödmann, Idiot, Rindvieh, Esel, Kamel, alter Hornochse, eingebildeter Affe, arroganter Heini,<br />
Depp, mieser Typ, dämlicher Kerl, alte Sau, dumme Kuh, blöde Ziege, alte Hexe, falsche<br />
Schlange, doofe Zicke, komische Schreckschraube, blöde Tussi. Nennen sie auch andere Beispiele,<br />
die Sie kennen."<br />
Alle Studenten haben erkannt, daß die ersten 12 für Männer gebraucht sind, die anderen<br />
für Frauen. Sonstige Beispiele waren: Arschloch, Schwein, Trottel, Dummkopf (für Männer),<br />
Blondine, sauere Gurke (für Frauen).<br />
8. Frage: "Das Grundgesetz der Bundesrepublik verkündet zwar in Art. 3 (2): 'Männer und<br />
Frauen sind gleichberechtigt', enthält jedoch viele Personenbezeichnungen, die den Eindruck<br />
erwecken, als wären nur Männer betroffen. Im Gesetzestext gibt es aber auch wirklich<br />
geschlechtsneutrale Ausdrücke. Welche der folgenden Bezeichungen wirken eher männlich, und<br />
wie könnten sie neutralisiert werden? So z.B.:<br />
Art. 2 (1) — Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit.<br />
Art. 3 (3) — Niemand darf wegen seines Geschlechtes benachteiligt oder bevorzugt werden.<br />
Art. 7 (3) — Kein Lehrer darf gegen seinen Willen verpflichtet werden, Religionsunterricht zu<br />
erteilen.<br />
Art. 16 (2) — Kein Deutscher darf an das Ausland ausgeliefert werden.<br />
Art. 40 (1) — Der Bundestag wählt seinen Präsidenten, dessen Stellvertreter und die Schriftführer.<br />
Art. 116 (1) — Deutscher im Sinne dieses Grundgesetzes ist…."<br />
Die Bezeichnungen, die männlich wirkten und die neutralisiert werden könnten, ergaben<br />
sich folgende: jeder — jede Person, jeder Mensch, jeder/jede, jeder Mann und jede Frau, ein<br />
502<br />
ZGR 1-2 (21-22) / 2002, 1-2 (23-24) / 2003