NATION UND SPRACHE
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Forum Sonderaspekte verbaler Kommunikation Maria Muscan<br />
Die Politik eines Staates oder einer Partei kann auf verschiedene Ebenen angesiedelt sein.<br />
Dazu gehören z.B. die Außen-, Innen- oder Sozialpolitik. In dem von mir untersuchten Material<br />
geht es hauptsächlich um die Innen- und Sozialpolitik Deutschlands bzw. um die Außenpolitik<br />
der USA, wie sie von europäischen / rumänischen Fernsehsendern präsentiert wird.<br />
Obwohl es die oben erwähnten Kriterien für Politik erleichtern, die Bereiche zu identifizieren,<br />
ist es bei der konkreten Auswahl sehr schwierig, eine klare Abgrenzung zwischen<br />
Politik und anderen Sachbereichen vorzunehmen. In manchen Fällen überschneiden sich zwei<br />
Bereiche, wie z.B. Politik und Wirtschaft, so stark, dass die Grenzen zwischen ihnen kaum gezogen<br />
werden können. In Bezug auf das von mir recherchierte Material werden die Texte in den<br />
meisten Fällen aus der Sparte Politik einzelner Zeitungen bzw. der Zeitschrift Der Spiegel entnommen.<br />
Aber manchmal bleiben die von Redakteuren gemachten Verteilungen der Sachbereiche<br />
nicht problemlos. Manche Artikel, die z.B. von Redakteuren in die Sparte Wirtschaft<br />
aufgenommen werden, könnten m.E. auch der Sparte Politik zugeordnet werden, weil sie eher<br />
mit der Wirtschaftspolitik zu tun haben und sie grösstenteils ja doch politische Entscheidungen<br />
mit wirtschaftlicher Auswirkungen sind. Dasselbe gilt für die Politikersprache in Bezug auf den<br />
Irak-Krieg im März – April 2003, da diese eigentlich politische Entscheidungen wiedergibt, die<br />
einen bedeutenden Einfluss auf die rumänische Zivilbevölkerung aus Constan a bzw. Mihail<br />
Kog lniceanu (wo US-Truppen stationierten) hatte. Die Euphemisierung dieser Sprache konnte<br />
festgestellt werden anhand der verschleiernden Aussagen, die im Gegensatz zu der konkreten<br />
Realität stand, nämlich einem zerstörerischen Krieg.<br />
546<br />
Die politische Rolle des Journalisten<br />
Wie die Massenmedien im Allgemein, so spielen die Journalisten im Besonderen eine wichtige<br />
Rolle innerhalb der politischen Meinungs- und Willensbildung. Massenkommunikation<br />
ohne hauptberufliche Journalisten – das ist heute kaum noch vorstellbar. Beispiele für die Verbindung<br />
zwischen Politik und Journalismus fanden und finden sich immer in grosser Anzahl –<br />
so etwa in Deutschland Willy Brandt oder der österreichische Bundeskanzler Bruno Kreisky. Vor<br />
allem die aus der Arbeiterbewegung stammenden Politiker haben häufig über den Journalismus<br />
ihre politische Laufbahn begonnen (Victor Ciorbea, Miron Mitrea). Dennoch lassen sich anhand<br />
solcher Beispiele nicht nur Gemeinsamkeiten, sondern auch die Unterschiede zwischen den<br />
Berufsrollen des Politikers und des Journalisten erkennen: Politik – wie immer sie begrifflich<br />
erfasst wird – ist direkt am Entscheidungsprozess der Gesellschaft gebunden; der Journalismus<br />
begleitet hingegen diesen Prozess – kommentierend, berichtend oder selbst Einfluss nehmend.<br />
Journalisten bringen nicht nur ihre eigene Meinung oder die der Medieneigentümer zum<br />
Ausdruck, sondern geben häufiger lediglich wieder, was andere, beispielsweise Politiker, gesagt<br />
haben, die damit zum sog. Ausgangskommunikator werden. Beim Verfolgen einer Nachrichtensendung<br />
im Fernsehen kann jeder selbst feststellen, dass das, was der Nachrichtensprecher vorliest,<br />
gar nicht seine eigenen Worte sind, sondern die Worte eines Ministers, die eines Parteivorsitzenden,<br />
eines Sprechers einer Meinungsgruppe usw. Kommunikatoren sind alle diejenigen,<br />
die eine Meinung ausdrücken, während der Journalist diese im Allgemeinen nur vermittelt..<br />
Inwieweit Journalisten ihre Rolle als Mediatoren verstehen und ausüben sprengt den Rahmen<br />
der vorliegenden Arbeit und wird daher nicht eingehender dargestellt.<br />
Tabus und politische Euphemismen<br />
Man gewinnt einen ersten Überblick über Euphemismen aus Lehrbüchern der Rhetorik, die<br />
durch Lexika und erklärende Wörterbücher ergänzt werden können. Außer dem Begriff Euphemismus<br />
muß der von Tabu gedeutet werden, wenn geklärt werden soll, ob Euphemismen<br />
ZGR 1-2 (21-22) / 2002, 1-2 (23-24) / 2003