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Die Schweiz und die Goldtransaktionen im Zweiten Weltkrieg

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Zwischenbericht Gold 102<br />

Kapitel 2<br />

Landesregierung gerechnet. So notierte B<strong>und</strong>esrat Wetter am 1. Mai 1943 <strong>im</strong> Anschluss an ein<br />

Gespräch mit einem aus den USA zurückgekehrten <strong>Schweiz</strong>er in sein Tagebuch:<br />

«Aussichten ... nicht günstig, auch nicht für unsere Guthaben <strong>und</strong> unser Gold nach dem Krieg.<br />

Man wird uns vielleicht mitzahlen lassen». 136<br />

Heute wissen wir, dass sich <strong>die</strong> damaligen Entscheidungsträger der SNB <strong>im</strong> klaren waren, dass<br />

<strong>die</strong> Goldlieferungen der Reichsbank auch belgisches Raubgold enthielten. Hirs musste <strong>die</strong>s<br />

anlässlich der Washingtoner Verhandlungen eingestehen. Auf <strong>die</strong> Frage, ob er denn «wirklich<br />

keine Ahnung gehabt» hätte, dass er belgisches Gold entgegennahm, antwortete Hirs:<br />

«Natürlich haben wir das gewusst.» 137 <strong>Die</strong>ses Wissen stellte für <strong>die</strong> SNB keinen Hinderungsgr<strong>und</strong><br />

dar, weiterhin Gold aus Deutschland zu erwerben. 138<br />

Erst ab Mitte 1943, nachdem das Thema in den Me<strong>die</strong>n aufgegriffen worden war, 139 sowie als<br />

kurz danach der Gouverneur der Banque de France, Yves de Boisanger, anlässlich seines<br />

Besuchs vom Sommer 1943 <strong>die</strong> SNB auf ihre Verantwortung hinwies, <strong>die</strong> ihr aus der<br />

Übernahme belgischen Goldes von der Deutschen Reichsbank erwuchs, wurde <strong>die</strong> Raubgoldproblematik<br />

innerhalb des obersten Führungsgremiums der SNB zum Gegenstand<br />

gr<strong>und</strong>sätzlicher Diskussionen. <strong>Die</strong> entscheidende Auseinandersetzung um <strong>die</strong> Frage der<br />

Fortführung oder Einstellung der Goldannahmen von der Reichsbank fand in den beiden<br />

Ausschusssitzungen des Bankrats Ende Juli <strong>und</strong> August 1943 statt. Sie ver<strong>die</strong>nt es, etwas<br />

ausführlicher wiedergegeben zu werden, weil sie <strong>die</strong> verschiedenen Positionen klar zutage<br />

treten lässt.<br />

Bankratspräsident Bachmann hatte zunächst <strong>die</strong> Frage aufgeworfen, ob, was den Goldverkehr<br />

mit der Reichsbank betraf, nicht eine Befragung des B<strong>und</strong>esrates erfolgen sollte, um sich wie<br />

Schweden «stärker an <strong>die</strong> angloamerikanischen Auffassungen» anzulehnen. Ohne Umschweife<br />

gab er dann zu Protokoll, dass er <strong>die</strong> «Auffassung des Herrn Weber, <strong>die</strong> dahin geht, dass <strong>die</strong><br />

<strong>Schweiz</strong>, weil sie eine Goldwährung besitze, gezwungen sei, Gold von ausländischen Staaten<br />

aufzunehmen», nicht teilen könne. <strong>Die</strong> Frage habe «heute mehr denn je politischen Charakter.<br />

Darum sollte der B<strong>und</strong>esrat sich äussern, wie <strong>die</strong> Bank sich gegenüber solchen Goldzessionen<br />

zu verhalten hat.» 140 Das Bestreben zu einer gewissen Mässigung in den Goldoperationen mit<br />

der Reichsbank wurde zwar unterstützt; insgesamt aber blieb auch <strong>im</strong> Bankratsausschuss <strong>die</strong><br />

Position des Direktoriums unbestritten. Insbesondere wurde zu bedenken gegeben, dass uns<br />

von «alliierter Seite alles gesperrt» worden ist, während uns «von deutscher Seite … dagegen<br />

doch <strong>im</strong>mer noch etwas geliefert» wird. <strong>Die</strong> schweizerische Neutralität spreche ebenfalls gegen<br />

eine einseitige Massnahme, argumentierte Koechlin, <strong>und</strong> man dürfe sich «in guten Treuen auf<br />

136 Tagebuch Wetter 1943, S. 152, Privatbesitz.<br />

137 BAR E 6100 (A) 25, Band 2326, Schreiben Pfenninger an Weber vom 22.6.1946, S. 2.<br />

138 Fior 1997, S. 50ff.<br />

139 Siehe Einzig 1943; sowie Archiv SNB, Protokoll des Bankausschusses, 22./23.7.1943, S. 182, betreffend Warnungen in<br />

englischen Radiosendungen.<br />

140 Ibid., S. 187.

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