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Die Schweiz und die Goldtransaktionen im Zweiten Weltkrieg

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Zwischenbericht Gold 72<br />

Kapitel 2<br />

ein. An erster Stelle ist hier <strong>die</strong> Blockierung der Guthaben neutraler Staaten durch <strong>die</strong> USA <strong>im</strong><br />

Juni 1941 zu nennen. <strong>Die</strong>se <strong>und</strong> andere Faktoren müssen bei der Analyse mit einbezogen<br />

werden, um das Verhalten der SNB zu erklären. Innerhalb der langen Phase von Juni 1940 bis<br />

Herbst 1943 ist schliesslich <strong>die</strong> Einführung der staatlichen Kontrolle des schweizerischen<br />

Goldhandels am 7. Dezember 1942 als wichtige Zäsur hervorzuheben.<br />

2.3.1 März 1939 bis Juni 1940<br />

Bereits <strong>im</strong> März 1939 zeigte sich be<strong>im</strong> Einmarsch deutscher Truppen in <strong>die</strong> Tschechoslowakei,<br />

wie rasch Deutschland <strong>im</strong> Zuge seiner Expansionspolitik das Gold fremder Notenbanken unter<br />

seine Kontrolle bringen konnte. Ein Teil der tschechoslowakischen Reserven wurde noch am<br />

8. März, also eine Woche vor dem Einmarsch der Wehrmacht in Prag, vom Depot der Prager<br />

Notenbank auf jenes der Reichsbank übertragen <strong>und</strong> floss <strong>im</strong> gleichen Monat von dort nach<br />

Berlin ab. 15 Für <strong>die</strong> SNB verstärken diverse Vorkommnisse ihre bereits bestehenden<br />

Befürchtungen. 16 Sie hatte nämlich schon lange vor Ausbruch des Krieges wie <strong>die</strong> meisten<br />

anderen kontinentaleuropäischen Notenbanken damit begonnen, grosse Teile ihrer Goldreserven<br />

in <strong>die</strong> USA <strong>und</strong> nach Grossbritannien zu schaffen <strong>und</strong> so einem möglichen deutschen<br />

Zugriff zu entziehen. Bis Juni 1940 fuhr sie damit fort, so dass der <strong>im</strong> Inland verbliebene<br />

Goldbestand bis Ende Juni auf einen Wert von 730 Millionen Franken sank. 17 Das entsprach<br />

gut einem Drittel der gesamten Goldreserven der Notenbank; <strong>die</strong> anderen zwei Drittel<br />

befanden sich in New York <strong>und</strong> London, wo sie auch <strong>im</strong> Falle einer Besetzung der <strong>Schweiz</strong><br />

vor deutschem Zugriff sicher <strong>und</strong> jederzeit in Devisen umtauschbar gewesen wären. 18<br />

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16<br />

17<br />

18<br />

Es handelte sich um 1013 Barren, <strong>die</strong> zum Wert von 61,4 Millionen Franken am 8. März auf dem Depot der<br />

Reichsbank in Bern verbucht wurden. Das Gold verliess Bern in drei Lieferungen am 15., 20. <strong>und</strong> 21. März 1939.<br />

Ausser <strong>die</strong>ser Transaktion mit tschechischem Gold wurden auf dem Depot der Reichsbank bei der SNB 1939 keine<br />

weiteren Ein- oder Ausgänge verzeichnet. Archiv SNB, Lagerbuchhaltung der K<strong>und</strong>en-Golddepots 1939–1945,<br />

4.3.1997; siehe auch Rings 1996, S. 37. Zur Rolle der BIZ <strong>im</strong> Zusammenhang mit dem in London liegenden<br />

tschechoslowakischen Gold siehe Smith 1989, S. 5–8, <strong>und</strong> Trepp 1993, S. 29–30, sowie Kapitel 1, Kommentar zu<br />

Tabelle I, Abschnitt I/5. Betreffend <strong>die</strong> Reaktionen in der <strong>Schweiz</strong> siehe auch Schreiben des schweizerischen<br />

Gesandten in Paris, Walter Stucki, an B<strong>und</strong>esrat Giuseppe Motta vom 21.3.1939, DDS, Band 13, Nr. 47. <strong>Die</strong><br />

Aneignung des tschechoslowakischen Goldschatzes durch Deutschland war Gegenstand von Pressemeldungen in der<br />

<strong>Schweiz</strong>. Siehe dazu BAR E 2001 (D) 2, Band 197 mit NZZ-Artikel vom 27.5.1939.<br />

Siehe Schreiben von Riccardo Motta (Direktor des II. Departements der SNB) an das EPD vom 16. Mai 1939, in: DDS,<br />

Band 13, Nr. 87. <strong>Die</strong> «tschechoslowakische Krise» löste international erhebliche politische Spannungen aus <strong>und</strong> führte<br />

in der <strong>Schweiz</strong> unter anderem zu einem Rückzug aus dem Franken in fremde Valuten. DDS, Band 13, Nr. 49.<br />

Ende Januar 1939 hatte der Bestand auf schweizerischem Boden noch 1632,6 Millionen Franken betragen. Archiv<br />

SNB, 102.2, Goldbestände auf je Monatsende, 30.9.1948.<br />

Siehe zum Beispiel Archiv SNB, Protokoll des Direktoriums, 30.5.1940, Nr. 457, S. 546; 5./6.6.1940, Nr. 489, S. 583.<br />

Siehe auch Durrer 1984, S. 34–37.

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