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Die Schweiz und die Goldtransaktionen im Zweiten Weltkrieg

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Zwischenbericht Gold 118<br />

Kapitel 2<br />

Devisen aus dem Verkauf von Gold an <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> stammen dürften, musste <strong>im</strong><br />

Schutzkomitee Deutschland der <strong>Schweiz</strong>erischen Bankiervereinigung sehr wohl bekannt sein,<br />

wurde aber mit keinem Wort angesprochen, <strong>im</strong> Gegenteil: Als <strong>im</strong> Komitee <strong>die</strong> Frage<br />

aufgeworfen wurde, wie sich Deutschland <strong>die</strong>se zusätzlichen Devisen denn beschaffen wolle,<br />

antwortete SKA-Generaldirektor Peter Vieli, dass <strong>die</strong> Deutschen <strong>die</strong>se wohl «aus den ihnen in<br />

der <strong>Schweiz</strong> frei zur Verfügung stehenden Kapitalien nehmen werden». 222<br />

<strong>Die</strong>se Antwort kann kaum Vielis Kenntnisstand entsprochen haben, denn <strong>im</strong>plizit verstand es<br />

sich, dass <strong>die</strong> vorgesehene Öffnung des Transferfonds zwangsläufig an weitere deutsche<br />

Goldverkäufe geb<strong>und</strong>en war, da, wie unten in Kapitel 5 gezeigt, von deutscher Seite der<br />

Erfüllungswille ausdrücklich von der Bereitschaft der <strong>Schweiz</strong> zu weiteren Goldannahmen<br />

abhängig gemacht wurde – <strong>die</strong> Deutschen also nicht daran dachten, in der <strong>Schweiz</strong> liegende<br />

deutsche Kapitalien dazu zu verwenden. In <strong>die</strong>sem Punkt trafen sich <strong>die</strong> Interessen beider<br />

Seiten, denn auch unter den schweizerischen Finanzgläubigern war man bestrebt, eine solche<br />

Regelung möglichst zu vermeiden, gedachte man sich <strong>die</strong>se Mittel doch für den Zeitpunkt nach<br />

dem Zusammenbruch des Dritten Reichs zu reservieren. Dass <strong>die</strong> Zahlungsbereitschaft der<br />

Deutschen an weitere Goldabtretungen geb<strong>und</strong>en war, konnte den Vertretern der Banken <strong>und</strong><br />

der Assekuranz unter den Finanzgläubigern kaum verborgen geblieben sein. In der<br />

Nationalbank war man sich <strong>die</strong>ser Koppelung schon länger bewusst. 223<br />

Dem Begehren eines Bankratsmitglieds Mitte Dezember 1944, dass «<strong>die</strong> Nationalbank in<br />

solchen Fällen kein Gold zurückweisen dürfe», wurde allerdings entgegengehalten, «dass <strong>die</strong><br />

weitere Goldentgegennahme für <strong>die</strong> Nationalbank nur tragbar ist, wenn der <strong>Schweiz</strong> Waren<br />

geliefert werden». 224 <strong>Die</strong>ses Junkt<strong>im</strong> war neu <strong>und</strong> von beträchtlicher Tragweite, denn damit<br />

geriet der Gr<strong>und</strong>satz der SNB, dass «<strong>die</strong> Währungspolitik … nicht ohne Not mit der<br />

Handelspolitik verknüpft werden dürfe», 225 ins Wanken. Im Sinn eines Kompromisses erklärte<br />

sich <strong>die</strong> Nationalbank «gerne bereit», Puhl informell<br />

«darauf aufmerksam zu machen, dass <strong>die</strong> Aufrechterhaltung eines den schweizerischen<br />

Bedürfnissen einigermassen genügenden Warenverkehrs <strong>die</strong> Voraussetzung bilden müsse für<br />

<strong>die</strong> Fortführung des bisherigen Gold- <strong>und</strong> Zahlungsverkehrs mit der Reichsbank, m.a.W. das<br />

Direktorium der Nationalbank sei bereit, <strong>die</strong> in Aussicht gestellten 6000 kg Gold zu<br />

übernehmen, in der best<strong>im</strong>mten Erwartung, dass von Deutschland der Entwicklung des<br />

Warenverkehrs mit der <strong>Schweiz</strong> <strong>im</strong> gewünschten Sinne keine Hemmnisse in den Weg gelegt<br />

werden». 226<br />

222 Ibid., S. 6.<br />

223 So hatte Puhl bei seinem Besuch auf der SNB am Mitte September 1944 dafür plä<strong>die</strong>rt, dass sich <strong>die</strong> Nationalbank bei<br />

der schweizerischen Wirtschaftsdelegation für <strong>die</strong> Erhaltung der gegenwärtigen Clearingspitze einsetze, «weil dadurch<br />

<strong>die</strong> Abgabe von Gold [durch <strong>die</strong> Reichsbank] eingeschränkt werden könnte». Archiv SNB B3/105.7, Aktennotiz<br />

«Besuch von Herrn Vizepräsidenten E. Puhl» vom 18.9.1944.<br />

224 Archiv SNB, Protokoll des Direktoriums, 14./15.12.1944, Nr. 1818, S. 1466.<br />

225 Archiv SNB B3/117.8, Bericht des Direktoriums, S. 42.<br />

226 Archiv SNB, Protokoll des Direktoriums, 14./15.12.1944, Nr. 1818, S. 1467.

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