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Die Schweiz und die Goldtransaktionen im Zweiten Weltkrieg

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Zwischenbericht Gold 74<br />

Kapitel 2<br />

Goldreserven sanken in der Folge aufgr<strong>und</strong> der systematischen Auslagerung nach New York<br />

<strong>und</strong> London weiter ab. In den Jahren 1942 bis 1945 betrug der Deckungsgrad mit Gold <strong>im</strong><br />

Inland nur noch wenig über 30 Prozent (siehe Tabelle VI). 22 Nach der Lockerung der<br />

Reservepflicht spielte es für <strong>die</strong> SNB rechtlich betrachtet vorläufig keine Rolle mehr, ob ihr<br />

Gold in der <strong>Schweiz</strong> oder in den USA lagerte. Doch Mitte 1940 war noch nicht absehbar, dass<br />

<strong>die</strong> USA schon gut ein Jahr später <strong>die</strong> schweizerischen Guthaben einschliesslich der<br />

Währungsreserven der SNB blockieren <strong>und</strong> damit dem freien Zugriff entziehen würde. 23 Der<br />

Verteilung der Goldbestände lag ein Zielkonflikt zugr<strong>und</strong>e zwischen Sicherheitsüberlegungen<br />

<strong>und</strong> der Verfügbarkeit von Gold <strong>im</strong> Inland.<br />

Tabelle VI: Prozentuale Deckung des Notenumlaufs der SNB <strong>im</strong> Jahresdurchschnitt<br />

Jahr Gold Gold <strong>und</strong><br />

deckungsfähige Devisen<br />

Gesamte<br />

deckungsfähige Aktiven<br />

insgesamt <strong>im</strong> Inland<br />

1939 140.4 68.9 155.7 163.3<br />

1940 103.0 40.3 127.8 141.5<br />

1941 111.4 36.1 165.6 173.4<br />

1942 150.6 31.7 158.1 163.8<br />

1943 142.6 31.3 144.7 151.0<br />

1944 144.9 32.5 147.5 151.3<br />

1945 133.4 30.6 136.6 142.4<br />

Quelle: <strong>Schweiz</strong>erische Nationalbank (1957), S. 380, Tabelle 13.<br />

Nicht nur <strong>die</strong> Nationalbank verlagerte ihre Gelder aus Sicherheitsgründen in <strong>die</strong> USA. Bis<br />

Mitte Juni 1940 verzeichnete <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> generell einen beträchtlichen Kapitalabfluss. Zur<br />

Finanzierung der Fluchtbewegung aus dem Franken musste <strong>die</strong> Notenbank damals auf ihre<br />

Währungsreserven zurückgreifen. 24 Der anhaltende Gold- <strong>und</strong> Devisenabfluss veranlasste <strong>die</strong><br />

schweizerischen Währungshüter dazu, ernsthaft <strong>die</strong> Einführung einer Devisenbewirtschaftung<br />

in Erwägung zu ziehen, obwohl sie einem derart tiefen Eingriff in den freien Zahlungsverkehr<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich ablehnend gegenüber standen. 25 Im Mai 1940 nahm <strong>die</strong> SNB in <strong>die</strong>ser Frage mit<br />

22<br />

23<br />

24<br />

25<br />

<strong>Die</strong> gesamte Golddeckung betrug <strong>im</strong> Mai 1940 r<strong>und</strong> 94%. Im Jahresdurchschnitt blieb <strong>die</strong> prozentuale Golddeckung<br />

des Notenumlaufs während des Krieges <strong>im</strong>mer über 100%. <strong>Die</strong> Deckung mit Gold, das sich auf dem Boden der<br />

Eidgenossenschaft befand, sank <strong>im</strong> Jahresdurchschnitt nie unter 30%. <strong>Schweiz</strong>erische Nationalbank 1957, S. 380,<br />

Tabelle 13. Siehe auch Fior 1997, S. 29.<br />

Siehe Durrer 1984, S. 41.<br />

Archiv SNB, Protokoll des Direktoriums, 23./24. 5. 1940, Nr. 433, S. 523. Siehe dazu auch das ausführliche Schreiben<br />

der SNB an B<strong>und</strong>esrat Wetter vom 7. Mai 1940 zum Problem des Kapitalexportes, der passiven Handelsbilanz <strong>und</strong> des<br />

damit verb<strong>und</strong>enen Abzugs von Gold <strong>und</strong> Devisen bei der SNB. Siehe auch DDS, Band 13, Nr. 274.<br />

Fritz Schnorf, Leiter des III. Departements der SNB, hielt in der Direktoriumssitzung vom 1. Februar fest: «Eine<br />

gewisse Flucht aus dem <strong>Schweiz</strong>erfranken ist zweifellos festzustellen. Trotzdem kann bei den <strong>im</strong>mer noch grossen<br />

Währungsreserven der Bank an <strong>die</strong> Einführung einer Devisenkontrolle nicht gedacht werden. Gerade in der<br />

gegenwärtigen Zeit hat <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong>, wenn sie ihre Rolle als Finanzzentrum beibehalten will, danach zu trachten, dass<br />

der Markt seine Freiheit behält.» Archiv SNB, Protokoll des Direktoriums, 1.2.1940, Nr. 90, S. 93. Mit Blick auf <strong>die</strong><br />

anhaltenden Kapitalrückzüge aus der <strong>Schweiz</strong> schlugen Parlamentarier <strong>und</strong> Berufsorganisationen Anfang 1940 eine<br />

Änderung der Geldpolitik vor. Das veranlasste das Direktorium der SNB, <strong>die</strong> finanzielle Lage des Landes zu<br />

analysieren <strong>und</strong> zuhanden des B<strong>und</strong>esrats Stellung zu beziehen. In einem zu <strong>die</strong>sem Zweck erstellten Exposé vom 7.<br />

Mai 1940 untersuchte <strong>die</strong> Leitung der Notenbank <strong>die</strong> verschiedenen Formen des Kapitalexports <strong>und</strong> kam zum Schluss,<br />

dass Kontrollmassnahmen mehr Probleme hervorrufen als lösen würden. Brief vom 7.5.1940 der SNB an das EFZD, in:<br />

DDS, Band 13. Nr. 274.

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