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Die Schweiz und die Goldtransaktionen im Zweiten Weltkrieg

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Zwischenbericht Gold 27<br />

Kapitel 1<br />

deutsche Staatsbürger. Ein führender Exponent der <strong>Schweiz</strong>er Wirtschaft sprach in <strong>die</strong>sem<br />

Zusammenhang von einem Betrag, den er allein für <strong>die</strong> an sein Land durch das Reich jährlich<br />

vorzunehmenden Zahlungen auf 212,2 Millionen Franken veranschlagte. 11<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich boten sich Deutschland fünf Möglichkeiten zur Beschaffung von Devisen, <strong>die</strong><br />

entsprechend den jeweiligen Gegebenheiten einzeln oder kombiniert angewendet wurden:<br />

1. Der Zugriff auf weltweit konvertible Devisen über Goldverkäufe an ausländische Noteninstitute<br />

<strong>und</strong> Geschäftsbanken.<br />

2. Der Export <strong>und</strong> <strong>die</strong> Erbringung von <strong>Die</strong>nstleistungen für Auftraggeber <strong>im</strong> Ausland.<br />

3. Der Verkauf von Raubgütern wie beispielsweise Kunstgegenständen, Edelsteinen oder<br />

Wertpapieren.<br />

4. <strong>Die</strong> Erpressung von Lösegeldern für vom NS-Reg<strong>im</strong>e verfolgte Personen.<br />

5. <strong>Die</strong> Verschuldung <strong>im</strong> Ausland durch <strong>die</strong> Inanspruchnahme von Krediten in fremder<br />

Währung. 12<br />

In den Kriegsjahren wurde zunehmend klar, dass das gelbe Metall zur Beschaffung kriegswichtiger<br />

Rohstoffe unabdingbar war. Auch der Ausgleich der Clearingspitzen war ohne Gold<br />

nicht denkbar. 1941 erklärte Walther Funk unverblümt: «Das hierzu erforderliche Gold werden<br />

wir nach Beendigung <strong>die</strong>ses Krieges besitzen.» 13 Da allerdings schon in der Ära Schacht mit<br />

der Rücklage einer versteckten Goldreserve für den Kriegsfall begonnen worden war, wies <strong>die</strong><br />

Reichsbank offiziell nur einen Gegenwert von 70,8 Millionen Reichsmark aus. 14 <strong>Die</strong>ser Wert<br />

blieb trotz umfangreicher Beutezüge des Dritten Reichs auch später konstant. Der tatsächliche<br />

Goldbestand der Reichsbank lag – wie Akten des Vierjahresplanes belegen, <strong>die</strong> sich <strong>im</strong><br />

«Sonderarchiv» in Moskau befinden – vor Kriegsausbruch um ein Vielfaches höher (siehe<br />

Kommentar zu Tabelle I, Positionen I/1 <strong>und</strong> I/2). 15 Dass das gelbe Metall infolge seiner<br />

Wandelbarkeit zusätzlich <strong>die</strong> Möglichkeit bot, <strong>die</strong> Spuren seiner Herkunft zu verwischen, war<br />

ein weiterer wichtiger Aspekt, der für <strong>die</strong> Machthaber des NS-Staats <strong>und</strong> für andere Staaten<br />

von nicht zu unterschätzender Bedeutung war.<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

Gemäss einer Angabe von Heinrich Homberger, Direktor des <strong>Schweiz</strong>erischen Handels- <strong>und</strong> Industrievereins (Vorort).<br />

Siehe DDS, Band 15, Nr. 193, S. 172, Anmerkung 8. Zur Person Hombergers siehe Anhang 1.<br />

Angesichts der besonderen Bedeutung für <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> wird <strong>die</strong>ser Punkt <strong>im</strong> folgenden Kapitel näher behandelt.<br />

Rede Funks in Rom, 20.10. 1941, BAB R 25.01/7018/1, Bl. 549.<br />

Zum Beispiel <strong>Schweiz</strong>erische Nationalbank 1939, S. 55 (Monatsbericht Januar 1939).<br />

Siehe auch Smith 1989, S. 28ff.

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