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Die Schweiz und die Goldtransaktionen im Zweiten Weltkrieg

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Zwischenbericht Gold 32<br />

Kapitel 1<br />

fassung, Aneignung <strong>und</strong> Erpressung von Gold. <strong>Die</strong> Massnahmen reichten von Steuergesetzen<br />

über Devisenbest<strong>im</strong>mungen bis hin zu kriegswirtschaftlichen Zwangsmassnahmen. Vorbesitzer<br />

konnten demnach deutsche Staatsbürger jüdischer <strong>und</strong> nichtjüdischer Herkunft sowie andere in<br />

Deutschland enteignete Personen, Gruppen oder Einrichtungen sein.<br />

2. Konfisziertes <strong>und</strong> geplündertes Gold: Darunter fallen einerseits <strong>die</strong> <strong>im</strong> Rahmen der NS-<br />

Rassengesetzgebung vorwiegend seit 1938 von der jüdischen Bevölkerung eingetriebenen<br />

Vermögenswerte in Deutschland <strong>und</strong> Österreich (Gold, Schmuck <strong>und</strong> andere Edelmetalle),<br />

anderseits <strong>die</strong> Beraubung von Einwohnern <strong>und</strong> Staatsbürgern der einverleibten <strong>und</strong> besetzten<br />

Gebiete durch staatliche Willkür oder individuelle Plünderungen. Das geplünderte Gold wurde<br />

in <strong>die</strong> Reserven der Reichsbank transferiert, über Schwarzmärkte verwertet oder gehortet.<br />

3. Opfergold: Es handelt sich um einen Sammelbegriff zur Bezeichnung von Gold, welches das<br />

NS-Reg<strong>im</strong>e ermordeten oder überlebenden Opfern der Ghettos, der Massenerschiessungen<br />

sowie der Konzentrations- <strong>und</strong> Vernichtungslager entwendete. 34 «Konzentrations- <strong>und</strong> Vernichtungslager»<br />

ist als Sammelbegriff zu verstehen, so dass unter Opfergold Vermögenswerte<br />

aus unterschiedlichen Lagern <strong>und</strong> Ghettos fallen. 35 <strong>Die</strong> Massenvernichtung der europäischen<br />

Juden war auch ein grossangelegter Raubzug auf Schmuckgold, Edelsteine <strong>und</strong> Devisen. An<br />

der Beraubung von Opfern war in erster Linie <strong>die</strong> SS, allen voran das Wirtschaftsverwaltungshauptamt<br />

(WVHA), führend beteiligt. Hier ist <strong>die</strong> Frage nach Unterschlagungen <strong>und</strong><br />

Plünderungen durch am Vernichtungsprozess beteiligte Personen zu stellen. So wurde das<br />

Reichssicherheitshauptamt <strong>im</strong> April 1944 durch eine amerikanische Agenturmeldung informiert,<br />

dass der Reichsführer SS, Heinrich H<strong>im</strong>mler, ein Vermögen von r<strong>und</strong> 2 Millionen Dollar<br />

auf südamerikanischen Konten deponiert <strong>und</strong> weitere 640 000 Dollar in Lebensversicherungen<br />

investiert habe. 36 Ob <strong>die</strong>s zutrifft, woher <strong>die</strong>se angeblichen Werte stammten <strong>und</strong> wie sie nach<br />

Südamerika gelangt sein sollen, ist bisher ungeklärt. Ausführlichere Bemerkungen am Schluss<br />

<strong>die</strong>ses Abschnitts weisen auf <strong>die</strong> Komplexität <strong>die</strong>ser Thematik hin (1.2.2).<br />

4. Gold aus den Währungsreserven von Zentralbanken: Schon vor dem Krieg konnte sich das<br />

Dritte Reich durch territoriale Expansion Goldreserven anderer Staaten aneignen. In der Phase<br />

des Blitzkrieges <strong>im</strong> Frühjahr/Sommer 1940 gerieten grosse Goldbestände unter <strong>die</strong> Herrschaft<br />

des NS-Staates. Auch in den darauffolgenden Jahren der Besetzung durch <strong>die</strong> deutsche<br />

Wehrmacht hielt <strong>die</strong>ser Zustrom von Gold aus den Währungsreserven europäischer Zentralbanken<br />

bei der Reichsbank an.<br />

34<br />

35<br />

36<br />

Zum Opfergold gehört auch das <strong>im</strong> Rahmen von «Euthanasieaktionen» Opfern geraubte Gold, siehe Kapitel 1.2.2.<br />

Siehe dazu Weinmann 1990, S. 715ff.<br />

Kopie eines vertraulichen Sonderberichts der US-Nachrichtenagentur Exchange Telegraph betreffend deutsche<br />

Vermögen <strong>im</strong> Ausland, 27.4.1944, BAB R 58/3490.

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