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Die Schweiz und die Goldtransaktionen im Zweiten Weltkrieg

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Zwischenbericht Gold 168<br />

Kapitel 4<br />

4.2 Der Goldmarkt <strong>und</strong> seine Teilnehmer<br />

<strong>Die</strong> rechtlichen Rahmenbedingungen des schweizerischen Goldhandels haben sich <strong>im</strong> Verlauf<br />

des <strong>Zweiten</strong> <strong>Weltkrieg</strong>es gewandelt. Wichtigste Zäsur ist <strong>die</strong> Einführung staatlicher Marktkontrollen<br />

am 7. Dezember 1942. Ab <strong>die</strong>sem Datum war der zuvor weitgehend unkontrollierte<br />

Handel mit dem gelben Metall konzessionspflichtig <strong>und</strong> unterlag zahlreichen weiteren Auflagen<br />

(Höchstpreise, Import- <strong>und</strong> Exportbewilligungspflicht etc.). 3 <strong>Die</strong> Liste der schweizerischen<br />

Konzessionäre für <strong>die</strong> Zeit nach Dezember 1942 zählte über 100 Namen <strong>und</strong> führte Unternehmen<br />

unterschiedlichster Branchenzugehörigkeit auf, <strong>die</strong> in der einen oder anderen Form am<br />

Goldmarkt auftraten. 4 Darunter befanden sich neben den Finanzinstituten <strong>und</strong> Goldscheideanstalten<br />

zahlreiche kleinere <strong>und</strong> mittlere Unternehmen, <strong>die</strong> vor allem mit Goldschmuck <strong>und</strong> -<br />

münzen handelten. Über <strong>die</strong> grosse Zahl der Konzessionäre <strong>und</strong> deren <strong>Goldtransaktionen</strong><br />

während des <strong>Zweiten</strong> <strong>Weltkrieg</strong>es wissen wir gegenwärtig nur sehr wenig. So bleiben <strong>die</strong><br />

Goldgeschäfte, <strong>die</strong> von Münzhändlern, Schmuckgeschäften <strong>und</strong> anderen kleineren Konzessionären<br />

getätigt wurden, weitgehend <strong>im</strong> dunkeln.<br />

Nach Einführung der Marktkontrollen <strong>und</strong> Höchstpreise Ende 1942 intensivierten sich, wie das<br />

angesichts der damals regen Nachfrage nach Gold nicht anders zu erwarten war, <strong>die</strong><br />

Aktivitäten auf dem inländischen Schwarzmarkt. Dabei stand der Handel mit Goldmünzen <strong>im</strong><br />

Vordergr<strong>und</strong> (siehe Kapitel 2.3.2). Generell ist anzunehmen, dass Transaktionen auf dem<br />

nichtkontrollierten schweizerischen Goldmarkt während des Krieges eher zu- als abnahmen.<br />

Dafür, dass damals der Schwarzmarkt florierte, spricht zunächst eine aus ökonomischen<br />

Handbüchern vertraute Regel: Immer dann, wenn zunehmende Regulierungen den Spielraum<br />

für legale Geschäfte einschränken, wächst der Anreiz, in <strong>die</strong> Illegalität auszuweichen – zumal<br />

wenn <strong>die</strong> Nachfrage ungebrochen bleibt. Es gibt klare Hinweise auf solche Aktivitäten während<br />

des Kriegs, in <strong>die</strong> teilweise auch <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong>er Grossbanken sowie <strong>die</strong> SNB verwickelt waren. 5<br />

So berichteten <strong>die</strong> internen Inspektoren der <strong>Schweiz</strong>erischen Volksbank (SVB) <strong>im</strong> Dezember<br />

1944 von ausgedehnten Goldmünzenverkäufen zu Preisen über dem gesetzlichen Höchstpreis<br />

durch <strong>die</strong> Volksbank-Niederlassung Tramelan. 6 <strong>Die</strong> Münzen wurden bei der SKA in Genf<br />

bezogen <strong>und</strong> über Drittpersonen weiterverkauft.<br />

Transaktionen auf dem Schwarzmarkt waren auch Gegenstand von Unterredungen zwischen<br />

der Nationalbank <strong>und</strong> der damals grössten Geschäftsbank des Landes, dem <strong>Schweiz</strong>erischen<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

<strong>Schweiz</strong>erische Nationalbank 1957, S. 159–161; B<strong>und</strong>esratsbeschluss über <strong>die</strong> Überwachung des Handels mit Gold<br />

sowie <strong>die</strong> Einfuhr <strong>und</strong> Ausfuhr von Gold vom 7. Dezember 1942 (AS 1942, 1137), sowie <strong>die</strong> zugehörigen Verfügungen<br />

<strong>und</strong> Ausführungsbest<strong>im</strong>mungen (AS 1942, 1139; AS 1942, 1141; AS 1942, 1144). Siehe auch DDS, Band 14, Nr. 275.<br />

Historisches Archiv SBV, Eidg. Oberzolldirektion, Zentralamt für Edelmetallkontrolle, Verzeichnis der Inhaber der<br />

Handelsbewilligung (1943), 1.12.1943.<br />

Siehe zur Bekämpfung des Schwarzmarktes beispielsweise: «Referat von Herrn Dr. Stöcklin, Prokurist der<br />

<strong>Schweiz</strong>erischen Nationalbank, Bern, gehalten an der Konferenz der Leiter der kantonalen Fahndungsstellen zur<br />

Bekämpfung des Schwarzhandels des Kreises III in Romanshorn», 16.12.1944, BAR E 7391-1, Band 33; siehe auch<br />

BAR E 6100 (A) 21, Band 1779; BAR E 6351 (F) 3, Band 5; BAR 6351 (F) 4, Band 8; BAR E 7160-07 1968/54, Band<br />

1109.<br />

Zentrales Firmenarchiv CSG, Archivbestand SVB, Spezialbericht über das Goldgeschäft, Tramelan 30.12.1944.

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