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Die Schweiz und die Goldtransaktionen im Zweiten Weltkrieg

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Zwischenbericht Gold 26<br />

Kapitel 1<br />

ben <strong>und</strong> <strong>die</strong> Devisenzwangswirtschaft einzuführen. Ziel war eine möglichst lückenlose Überwachung<br />

<strong>und</strong> weitgehende Beschränkung des Zahlungsverkehrs mit dem Ausland. 5<br />

Zudem bewirkten <strong>die</strong> sich ab Ende 1932 vermindernden Ausfuhrüberschüsse, <strong>die</strong> sich 1934 in<br />

einem Handelsbilanzdefizit niederschlugen, eine Neuausrichtung der deutschen Aussenhandelspolitik.<br />

Der vom Reichsbankpräsidenten <strong>und</strong> neu ernannten Reichswirtschaftsminister Hjalmar<br />

Schacht 6 konzipierte «Neue Plan» von 1934 sah vor, nur noch so viel einzuführen, wie durch<br />

<strong>die</strong> Ausfuhr bezahlt werden konnte. <strong>Die</strong> Einfuhr sollte nach dem Grad der volkswirtschaftlichen<br />

Dringlichkeit <strong>und</strong> bevorzugt bei Ländern erfolgen, <strong>die</strong> bereit waren, deutsche Waren in<br />

ausreichendem Masse abzunehmen. 7<br />

<strong>Die</strong> von den Nationalsozialisten verfolgten Autarkiebestrebungen konnten <strong>die</strong> Devisenknappheit<br />

Deutschlands nicht beseitigen. Das Ziel, den Selbstversorgungsgrad der deutschen<br />

Wirtschaft signifikant zu steigern, wurde nicht erreicht. 8 Hinzu kam, dass Hitler, der sich seit<br />

Oktober 1933 vorbehielt, <strong>die</strong> Mitglieder des Reichsbankdirektoriums selbst zu ernennen, von<br />

1936 an der Kriegsvorbereitung Priorität einräumte. So wurde Schacht als Reichswirtschaftsminister<br />

Ende 1937 <strong>und</strong> als Reichsbankpräsident Anfang 1939 durch Walther Funk 9 ersetzt.<br />

Funk, von 1933 bis 1937 Pressesprecher der Reichsregierung <strong>und</strong> Staatssekretär in Joseph<br />

Goebbels’ Propagandaministerium, fungierte als Wirtschaftsberater Hitlers <strong>und</strong> war eine<br />

Vertrauensperson Hermann Görings. 1938 wurde er zum Reichswirtschaftsminister <strong>und</strong><br />

Generalbevollmächtigten für <strong>die</strong> Kriegswirtschaft, ein Jahr später zum Reichsbankpräsidenten<br />

<strong>und</strong> Generalbevollmächtigten für <strong>die</strong> Wirtschaft ernannt. Gegen das Vorhaben, <strong>die</strong> Kriegswirtschaft<br />

mittels einer ungedeckten öffentlichen Verschuldung zu finanzieren, hatte sich Schacht<br />

vergeblich zur Wehr gesetzt.<br />

Mit Kriegsbeginn intensivierten sich <strong>die</strong> Bedürfnisse nach Kriegsmaterial <strong>und</strong> Rohstoffen, <strong>die</strong><br />

gegen Devisen oder Gold <strong>im</strong> Ausland zu beschaffen waren. Zu letzteren gehörten vor allem<br />

Erdöl, Eisenerz, Mangan <strong>und</strong> Wolfram. Hauptlieferanten waren Portugal, Rumänien, Schweden,<br />

Spanien sowie <strong>die</strong> Türkei. 10 <strong>Die</strong> Nachfrage des Reichs nach frei konvertiblen Devisen<br />

nahm zu. Deutschlands Devisenbedarf war aber auch auf seine Verpflichtungen <strong>im</strong> internationalen<br />

<strong>Die</strong>nstleistungs- <strong>und</strong> Kapitalverkehr zurückzuführen, <strong>die</strong> über das Jahr 1933 hinaus<br />

weiter bestanden <strong>und</strong> – wenn auch nur teilweise – bis 1945 wahrgenommen wurden. Dazu<br />

zählten unter anderem <strong>die</strong> Be<strong>die</strong>nung von Fremdwährungsanleihen (vor allem <strong>die</strong> Dawes-,<br />

Young- <strong>und</strong> <strong>die</strong> 1938 übernommenen österreichischen Völkerb<strong>und</strong>sanleihen) sowie generell<br />

der Transfer von Kapitalerträgnissen wie Zinsen <strong>und</strong> Dividenden an ausländische Investoren,<br />

aber auch Lizenzgebühren, Prämien <strong>und</strong> Honorare oder Renten an <strong>im</strong> Ausland niedergelassene<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

Boelcke 1994, S. 21.<br />

Für biographische Angaben siehe Anhang 1.<br />

Boelcke 1994, S. 23.<br />

Boelcke 1994, S. 158; Volkmann 1989, S. 430ff.<br />

Für weitere biographische Hinweise siehe Anhang 1.<br />

Boelcke 1994, S. 131, 159, 174.

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