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Die Schweiz und die Goldtransaktionen im Zweiten Weltkrieg

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Zwischenbericht Gold 183<br />

Kapitel 4<br />

In den wöchentlichen Übersichten über <strong>die</strong> eigenen Goldoperationen zuhanden des<br />

Direktoriums verzeichnete <strong>die</strong> SNB minutiös ihre Münzabgaben an den inländischen Markt. In<br />

<strong>die</strong>ser Quelle tauchen <strong>die</strong> aus ursprünglich belgischem Besitz stammenden Münzen wieder auf.<br />

So verkaufte <strong>die</strong> SNB beispielsweise in der Woche vom 15. bis zum 21. Juli 1943 «fremde<br />

Münzen» <strong>im</strong> Umfang von total 1 220 000 Franken zum Preis von Fr. 30.50 pro Stück an <strong>die</strong><br />

SVB. 77 Was <strong>die</strong> Volksbank mit den Münzen machte, kann nicht <strong>im</strong> einzelnen nachvollzogen<br />

werden. Wahrscheinlich hat sie das Münzgold, wie andere Institute auch, <strong>im</strong> Inland<br />

weiterverkauft.<br />

Der Verbleib des niederländischen Raubgoldes ist <strong>im</strong> Unterschied zum belgischen Gold sehr<br />

viel leichter zu rekonstruieren. Es gab insgesamt drei Kanäle, über <strong>die</strong> niederländisches Gold in<br />

<strong>die</strong> Tresore schweizerischer Banken floss:<br />

1. Direkte Lieferungen von der Reichsbank an <strong>Schweiz</strong>er Grossbanken<br />

2. Lieferungen ins Berner Depot der Reichsbank <strong>und</strong> von dort aus an <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong>erische<br />

Bankgesellschaft für Rechnung der Rumänischen Nationalbank<br />

3. Lieferungen ins Berner Depot der Reichsbank, anschliessender Kauf durch <strong>die</strong> SNB <strong>und</strong><br />

Weiterverkauf an diverse <strong>Schweiz</strong>er Banken<br />

Umfang <strong>und</strong> Empfänger der direkten Lieferungen sind bekannt. Es handelt sich um insgesamt<br />

185 Barren, <strong>die</strong> <strong>im</strong> Jahr 1941 an <strong>die</strong> Basler Handelsbank (97 Barren), den SBV (56 Barren),<br />

<strong>die</strong> SKA (13 Barren) <strong>und</strong> <strong>die</strong> Bank Leu (19 Barren) gingen. Insgesamt hatten <strong>die</strong> Sendungen<br />

einen Wert von 11 261 413 Franken. 78 Der zweite Kanal betrifft ausschliesslich <strong>die</strong> SBG, <strong>die</strong><br />

während des Kriegs ein Depot für <strong>die</strong> Rumänische Nationalbank führte. In <strong>die</strong>ses Depot flossen<br />

an niederländischem Raubgold 415 Barren mit einem Kassawert von zusammen<br />

Fr. 23 947 214.65. 79 <strong>Die</strong> besondere Rolle des rumänischen Depots bei der SBG wurde bereits<br />

angesprochen. Der dritte Kanal, den das niederländische Gold in der <strong>Schweiz</strong> nahm, lief über<br />

<strong>die</strong> Ankäufe der SNB. Von den 6864 Barren holländischer Provenienz, welche <strong>die</strong> SNB zum<br />

Kassawert von Fr. 399 902 839.70 von der Reichsbank erwarb, trat sie einen kleinen Teil,<br />

nämlich 245 Barren zum Preis von Fr. 14 150 532.75, an diverse <strong>Schweiz</strong>er Banken ab. An<br />

welche inländischen Banken das Gold ging, geht aus den gegenwärtig verfügbaren Quellen<br />

77<br />

78<br />

79<br />

zufolge befand sich indes <strong>im</strong> Februar 1945 ein Restbestand <strong>im</strong> Wert von 660 000 Franken Lator-Münzen <strong>die</strong>ser<br />

Provenienz <strong>im</strong> Bestand der SNB-Hauptkasse in Bern. Der genaue Wert der Abgaben an <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong>er Banken bis 6.<br />

Februar wird mit 133 209 000 Franken angegeben. <strong>Die</strong> anderen Käufer waren: Ungarische Nationalbank (3 090 000<br />

Franken), Institut International d’Agriculture, Rom (141 000 Franken), <strong>Schweiz</strong>erisches Rotes Kreuz (253 000<br />

Franken), Eidgenössische Edelmetallkontrolle (3 596 000 Franken), Dentalbranche (478 000 Franken). In<br />

Übereinst<strong>im</strong>mung mit anderen Dokumenten wird hier auch der Betrag der Lator-Münzen, <strong>die</strong> – ohne von der SNB<br />

erworben zu werden – direkt für Rechnung der Rumänischen Nationalbank an <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong>erische Bankgesellschaft in<br />

Zürich gingen, mit einem Kassawert von 12 167 000 Franken beziffert.<br />

Archiv SNB, Protokoll des Direktoriums, 22. Juli 1943, Nr. 711, S. 740.<br />

Archiv SNB, Keine Nummer (C), Report on Netherlands Monetary Gold looted by Germany and subsequently shipped<br />

to Switzerland, and related documents; siehe mit leichter Abweichung Fior 1997, S. 145.<br />

Archiv SNB, Keine Nummer (C), Sendungen der Deutschen Reichsbank, Berlin, für Ihr Depot bei der <strong>Schweiz</strong>erischen<br />

Nationalbank, Tabelle 2.

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