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Die Schweiz und die Goldtransaktionen im Zweiten Weltkrieg

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Zwischenbericht Gold 200<br />

Kapitel 5<br />

5.7 Zur Rolle von Hans Koenig<br />

<strong>Die</strong> Versicherungsverhandlungen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Position des Versicherungsverbandes waren stark<br />

von der Persönlichkeit Koenigs geprägt, der auf ein gut eingespieltes Team zurückgreifen<br />

konnte <strong>und</strong> als Verhandlungsleiter grösste Freiheit besass:<br />

«Dem Unterzeichneten [Koenig] war von jeher von seiten der Chefs der schweizerischen<br />

Delegation für <strong>die</strong> Wirtschaftsverhandlungen mit Deutschland bei der Behandlung der ihm<br />

anvertrauten Fragen (Versicherungsverkehr, Goldhypotheken) weitgehend freie Hand gelassen<br />

worden mit Rücksicht darauf, dass es sich um ausgesprochene Sonderfragen handelte. Es<br />

hatte sich <strong>die</strong> Praxis herausgebildet, dass er selbständig mit seinen deutschen Vertragspartnern<br />

<strong>die</strong> Vertragstexte vorbereitete <strong>und</strong> – abgesehen von der laufenden Orientierung durch<br />

Protokollnotizen – erst am Schluss der Verhandlungen <strong>die</strong> schweizerische Gesamtdelegation<br />

zusammenhängend orientierte, worauf <strong>die</strong> <strong>im</strong> Gebiete des Versicherungstransfers <strong>und</strong> der<br />

Goldhypotheken getroffenen Abmachungen durch Unterzeichnung durch den Leiter der<br />

schweizerischen Delegation in das Gesamtabkommen eingebaut wurden.» 52<br />

Koenig zeichnete sich bei aller taktisch begründeten Flexibilität durch eine ausserordentliche<br />

Hartnäckigkeit aus. 53 <strong>Die</strong> Wirtschaftsverhandlungen waren für ihn ausschliesslich eine Frage<br />

des Kalküls; aus heutiger Sicht sind moralische Erwägungen nicht feststellbar. Im Vordergr<strong>und</strong><br />

stand <strong>die</strong> Überlegung: Welche Position nützt der Versicherungsbranche kurz- <strong>und</strong> mittelfristig<br />

am meisten <strong>und</strong> sichert zugleich deren längerfristige Prosperität in der Nachkriegszeit? Konkret<br />

stellte sich für Koenig somit <strong>die</strong> Frage nach der Grenzlinie, «auf der wir uns mit Deutschland<br />

einlassen dürfen, ohne dass <strong>die</strong> Alliierten mit uns abbrechen». Aber schon anfangs 1943 war<br />

<strong>die</strong> Grenze des «bis hierher <strong>und</strong> nicht weiter» seines Erachtens «nicht nur erreicht, sondern<br />

bereits überschritten». Weil <strong>die</strong> schweizerische Wirtschaft «nach dem Kriege – auch an das<br />

muss man hie <strong>und</strong> da denken – [ihre] Beziehungen zu Nord- <strong>und</strong> Südamerika unbedingt wieder<br />

aufnehmen» müsse, war Koenig nun prinzipiell nicht mehr bereit, selbst auf moderate deutsche<br />

Forderungen einzutreten, denn es ging ja «nicht um <strong>die</strong> 100 oder 150 Millionen Franken»,<br />

sondern um «etwas ganz anderes, nämlich <strong>die</strong> vollständige Abhängigmachung von der<br />

52<br />

53<br />

Archiv <strong>Schweiz</strong>erischer Versicherungsverband, Dossier 52B, Ausschuss für Goldhypothekenfragen / Verband<br />

konzessionierter schweizerischer Versicherungsgesellschaften, Eingabe an den Hohen B<strong>und</strong>esrat über <strong>die</strong> Ansprüche<br />

der Goldhypothekengläubiger <strong>und</strong> der Versicherungs- <strong>und</strong> Rückversicherungsgesellschaften, Zürich 3.3.1949, S. 9.<br />

Siehe dazu auch <strong>die</strong> eindrückliche Schilderung in Nachlese zum Girokonto I 1954, Zweites Bild, <strong>die</strong> Koenigs<br />

«Heldenkampf» um <strong>die</strong>ses Konto darstellt:<br />

«Und was war <strong>die</strong> Kriegsursache?<br />

Drei<strong>und</strong>dreissig Millionen<br />

Wollte <strong>die</strong>ser tapfre Koenig<br />

Für <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> aus Deutschland holen.<br />

Den bösen Deutschen schien <strong>die</strong>s jedoch<br />

Unverschämt <strong>und</strong> sehr fatal.<br />

Gesandter Storck <strong>und</strong> auch Herr Schnurre<br />

Fanden viel zu hoch <strong>die</strong> Zahl<br />

Und erklären <strong>im</strong>mer wieder –<br />

Unverbindlich, aber hold –<br />

‹Wir haben keinerlei Devisen,<br />

Aber wenn Sie wollen, Gold.›»

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