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Die Schweiz und die Goldtransaktionen im Zweiten Weltkrieg

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Zwischenbericht Gold 133<br />

Kapitel 2<br />

zum Thema von Oktober 1940 findet sich noch heute <strong>im</strong> Archiv der SNB. 299 In einer Sprache,<br />

<strong>die</strong> an Trockenheit nicht zu überbieten ist, gab Schnorf <strong>im</strong> Juli 1940 zu Protokoll, dass durch<br />

<strong>die</strong> neuen Devisenvorschriften in den Niederlanden der Privat-Goldbesitz zur Ablieferung<br />

gezwungen werde, wodurch «man eine genügend grosse Manövriermasse zu erhalten»<br />

glaube. 300 «Wie in Holland mussten nun auch in Belgien <strong>die</strong> Privaten ihren Gold- <strong>und</strong> Devisenbestand<br />

angeben», wurde <strong>im</strong> September dem Bankausschuss mitgeteilt. 301 Es kann also keinen<br />

Zweifel daran geben, dass <strong>die</strong> Leitung der Nationalbank über <strong>die</strong> Goldbeschaffungspraxis in<br />

den von Deutschland beherrschten Gebieten Bescheid wusste, noch bevor sie <strong>im</strong> Oktober 1941<br />

dazu übergingen, sich aktiv um Goldverkäufe von der Reichsbank zu bemühen. Damals<br />

verlangte sie keine Garantien über <strong>die</strong> Herkunft des Goldes aus Vorkriegsbeständen, weder<br />

mündlich noch schriftlich. 302<br />

Mit der Zahl der aus Berlin eintreffenden Goldbarren wuchs auch der Wissensstand über <strong>die</strong><br />

Herkunft des Metalls aus den Raubzügen Deutschlands in den besetzten Gebieten weiter an.<br />

Aus heutiger Sicht wirkt erschütternd, wie <strong>die</strong> Nationalbank <strong>im</strong> Sommer 1942 auf das Problem<br />

reagierte. Für sie stand lediglich das Risiko <strong>im</strong> Vordergr<strong>und</strong>, in ihrer Verfügungsgewalt über<br />

das einmal übernommene Gold eingeschränkt zu werden. Konkret befürchtete sie, «dass von<br />

Notenbanken, <strong>die</strong> sich der Besetzung durch Verlegung des Domizils entzogen haben,<br />

sogenannte Sperrlisten aufgestellt werden könnten, mit dem Resultat, dass <strong>die</strong>se Barren nicht<br />

mehr als gute Goldlieferung gelten könnten». 303 Das Direktorium suchte deshalb nach einer<br />

Möglichkeit, <strong>die</strong> Identität der gelieferten Barren zu verschleiern, <strong>und</strong> erwog, sie auf eigene<br />

Rechnung umzuschmelzen. Bei näherer Betrachtung erwies sich <strong>die</strong>ses Verfahren jedoch als<br />

nicht praktikabel. Grossenteils war das Gold in Bern bereits in <strong>die</strong> Depots anderer<br />

Notenbanken gewandert, <strong>und</strong> <strong>die</strong> dazugehörigen Barrennummern waren den Abnehmern nach<br />

üblichem Verfahren mitgeteilt worden. Da man den neuen Besitzern ohne deren Einwilligung<br />

nicht einfach andere Barren ins Depot legen konnte, hielt es das Direktorium schliesslich für<br />

ratsam, vom Plan zur Umschmelzung abzusehen, «solange als keine Beanstandungen sich<br />

ergeben», wie es <strong>im</strong> Protokoll des Direktoriums wörtlich heisst. 304<br />

Mitte des Jahres 1943 begann <strong>die</strong> SNB, ihre Rechtfertigungsstrategie der Gutgläubigkeit zu<br />

entwickeln. Besonders problematisch erschien in <strong>die</strong>ser Perspektive der Umstand, dass <strong>die</strong><br />

299 Archiv SNB, 2245, «En marge de la crise monétaire», Manuskript von Philippe Blaser, Oktober 1940. Siehe dazu<br />

ausführlicher Fior 1997, S. 47.<br />

300 Archiv SNB, Protokoll des Direktoriums, 25.7.1940, Nr. 653, S. 796.<br />

301 Archiv SNB, Protokoll des Bankausschusses, 5.9.1940, S. 506.<br />

302 Siehe Fior 1997, S. 50, 65.<br />

303 Archiv SNB, Protokoll des Direktoriums, 18.6.1942, Nr. 450, S. 563–564. <strong>Die</strong> belgische <strong>und</strong> <strong>die</strong> holländische<br />

Notenbank hatten ihren Sitz ins Exil nach London verlegt. Vergleiche für <strong>die</strong> ganze Passage über <strong>die</strong> Umschmelzpläne<br />

Fior 1997, S. 55–58; Balzli 1997a, S. 154–157; Ziegler 1997, S. 88–90.<br />

304 Archiv SNB, Protokoll des Direktoriums, 18.6.1942, Nr. 450, S. 564. <strong>Die</strong>se Strategie schien sich aus Sicht der SNB zu<br />

bewähren. Vorerst weigerte sich keine Notenbank, vom schweizerischen Währungsinstitut Gold abzunehmen. Im<br />

Dezember 1942 fragte <strong>die</strong> Reichsbank bei der SNB an, ob letztere bereit wäre, <strong>die</strong> bei ihr bereits eingetroffenen Barren<br />

aus Deutschland umzuschmelzen <strong>und</strong> mit dem helvetischen Stempel zu versehen. <strong>Die</strong> SNB lehnte das Begehren ab.<br />

Siehe dazu ausführlicher Fior 1997, S. 52.

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