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Die Schweiz und die Goldtransaktionen im Zweiten Weltkrieg

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Zwischenbericht Gold 48<br />

Kapitel 1<br />

VI. Ins Ausland geliefertes Gold. Deutschlands Goldhunger rührte von seinem Devisenbedarf<br />

her. <strong>Die</strong> Devisen wurden für Waren – insbesondere Kriegsmaterial – sowie für Zahlungsmittel<br />

<strong>im</strong> Ausland benötigt. <strong>Die</strong>se Zahlungen schlossen auch Posten ein wie <strong>die</strong> Kosten für diplomatische<br />

Vertretungen, Postüberweisungen <strong>und</strong> Reisegebühren, daneben auch Ausgaben für<br />

Propaganda <strong>und</strong> Spionage.<br />

VI/1. <strong>Schweiz</strong>er Banken. Wichtigster Abnehmer der deutschen Goldlieferungen war <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong>, <strong>die</strong><br />

nicht nur in der Lage war, den Deutschen Waren wie Maschinen <strong>und</strong> Waffen zu liefern, sondern<br />

auch <strong>Schweiz</strong>erfranken. <strong>Die</strong> <strong>Schweiz</strong>er Banken fungierten als Kanäle, über welche Goldlieferungen<br />

aus Deutschland an Drittländer, insbesondere Spanien, Portugal <strong>und</strong> Schweden, gesandt werden<br />

konnten. <strong>Die</strong> <strong>Schweiz</strong>er Geschäftsbanken wurden ausserdem von Deutschland noch bis <strong>im</strong> Frühling<br />

1941 dazu benutzt, substantielle Zahlungen in Dollar an <strong>die</strong> UdSSR <strong>und</strong> <strong>die</strong> Vereinigten Staaten<br />

auszuführen sowie kleinere Zahlungen an Japan <strong>und</strong> China. 105 <strong>Schweiz</strong>er Banken erhielten Gold für<br />

444,1 Mio. $. 106 <strong>Die</strong> Goldlieferungen an <strong>die</strong> SNB waren Anfang 1940 relativ bescheiden <strong>und</strong><br />

erreichten 1943 einen Höhepunkt. Nach Beginn des Jahres 1944 gingen <strong>die</strong> Lieferungen nach Bern<br />

rasch zurück, <strong>und</strong> 1945 wurde kein Gold von Berlin direkt an <strong>die</strong> SNB geliefert (mit Ausnahme<br />

einer Lieferung von der Reichsbankfiliale in Konstanz nach Bern). <strong>Die</strong> nach Ende 1943 <strong>im</strong>mer<br />

grösser werdende Schwierigkeit, Gold auf ausländischen Märkten zu verkaufen, bedeutete, dass<br />

Deutschland mehr Gold für den Gebrauch in Südosteuropa in <strong>die</strong> Reichsbankfilialen transferierte.<br />

Bis zum letzten Kriegsjahr waren <strong>die</strong> deutschen Goldbestände noch sehr substantiell, doch <strong>die</strong><br />

deutschen Behörden konnten damit <strong>im</strong>mer weniger Devisen erwerben, <strong>und</strong> der strategische Nutzen<br />

des Goldes nahm entsprechend ab.<br />

VI/2. Andere ausländische Banken. <strong>Schweiz</strong>er Banken waren nicht <strong>die</strong> einzigen Empfänger deutscher<br />

Goldlieferungen. Während des Krieges schickte Deutschland Gold <strong>im</strong> Wert von 92,9 Mio. $ an<br />

nichtschweizerische Banken <strong>im</strong> Ausland, vor allem an Zentralbanken. <strong>Die</strong>se Goldlieferungen<br />

ermöglichten den Import von Erdöl, Maschinen, Waffen <strong>und</strong> Nahrungsmitteln nach Deutschland<br />

<strong>und</strong> fanden auch Verwendung für <strong>die</strong> Bezahlung der Kosten von diplomatischen Vertretungen,<br />

Spionage <strong>und</strong> gehe<strong>im</strong>en militärischen Aktionen. Für weitere Informationen betreffend <strong>die</strong> an europäische<br />

Zentralbanken erfolgten Goldlieferungen der Reichsbank verweisen wir auf <strong>die</strong> demnächst<br />

erscheinende Sammelausgabe der anlässlich der Londoner Goldkonferenz vom 2.–4. Dezember<br />

1997 präsentierten Beiträge (siehe Einleitung Fussnote 5). <strong>Die</strong>se Zusammenstellung wird es erlauben,<br />

eine systematische Abgleichung der in den einzelnen Berichten enthaltenen Zahlen vorzunehmen.<br />

VI/3. Zweigstellen der Deutschen Reichsbank. <strong>Die</strong> Reichsbank unterhielt viele Filialen <strong>im</strong> besetzten<br />

Europa, in <strong>die</strong> während des Kriegs Gold <strong>im</strong> Wert von 28,5 Mio. $ geliefert wurde. Ein grosser Teil<br />

<strong>die</strong>ser Lieferungen bestand aus Goldmünzen. <strong>Die</strong> grösste Goldmenge wurde in <strong>die</strong> Reichsbankfiliale<br />

in Wien gebracht. <strong>Die</strong>ses Gold wurde zur Finanzierung militärischer Aktivitäten <strong>und</strong> der<br />

Spionage in Südosteuropa verwendet. 107<br />

105 Ein Memorandum des Vizepräsidenten Knoke der Federal Reserve Bank von New York erwähnt 558 008 Dollar, <strong>die</strong><br />

<strong>im</strong> März 1941 über den <strong>Schweiz</strong>erischen Bankverein für amerikanische Erdöllieferungen an Deutschland bezahlt<br />

wurden. Federal Reserve Bank of New York Archives. File C261 Germany-Reichsbank, Memo to File from L.W.<br />

Knoke, 7. Juli 1941.<br />

106 Reichsbankbücher, U.S. National Archives. Zusätzlich wurde <strong>die</strong> Lieferung aus Konstanz an <strong>die</strong> SNB von April 1945<br />

(3,6 Mio. $) hinzugezählt. Archiv SNB, Gold-Transaktionen für eigene Rechnung 1939–1945, 4.3.1997.<br />

107 Reichsbankbücher, U.S. National Archives.

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