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Die Schweiz und die Goldtransaktionen im Zweiten Weltkrieg

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Zwischenbericht Gold 47<br />

Kapitel 1<br />

IV/1. Käufe von der Sowjetunion <strong>und</strong> von Japan. Goldkäufe von Banken in der Sowjetunion <strong>und</strong><br />

Japan wurden wahrscheinlich gegen Reichsmark getätigt, welche benötigt wurden, um Waren von<br />

deutschen Handelsgesellschaften kaufen zu können. Alle Goldübernahmen von der Sowjetunion<br />

fanden vor Juni 1941 statt. Deutschland kaufte Gold <strong>im</strong> Wert von 23 Mio. $ von der Sowjetunion<br />

<strong>und</strong> 4,2 Mio. $ von Japan. 100<br />

IV/2. Käufe von der BIZ. <strong>Die</strong> BIZ verkaufte <strong>im</strong> November 1939 Gold <strong>im</strong> Wert von 2,3 Mio. $ an <strong>die</strong><br />

Reichsbank. Das Gold wurde vom BIZ-Konto bei der SNB in Bern nach Berlin transportiert. Das<br />

Gold wurde von der BIZ gegen Reichsmark für Zahlungen an deutsche Organisationen <strong>und</strong><br />

Handelsgesellschaften verkauft. 101<br />

IV/3. Goldtransfers sowjetischer Herkunft. Handschriftliche Eintragungen in den Reichsbankbüchern<br />

<strong>und</strong> zahlreiche Dokumente in amerikanischen <strong>und</strong> schweizerischen Archiven weisen darauf hin,<br />

dass es sich bei einem Teil der Lieferungen der Reichsbank in <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> um sowjetisches Gold<br />

handelte. Solche Transfers, bei denen <strong>die</strong> Reichsbank das Gold von Berlin aus – sehr wahrscheinlich<br />

<strong>im</strong> Auftrag der sowjetischen Staatsbank – in <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> lieferte, umfassten gemäss gegenwärtigem<br />

Forschungsstand r<strong>und</strong> 34 149 kgf oder umgerechnet 38,4 Mio. $ (166,3 Mio. Fr.). <strong>Die</strong><br />

Kommentare zur Tabelle II, zu den Tabellen V/1 <strong>und</strong> V/3 sowie <strong>die</strong> Ausführungen am Schluss von<br />

Kapitel 2.3.1 geben über <strong>die</strong> Quellenlage <strong>und</strong> <strong>die</strong> Hintergründe <strong>die</strong>ser Operationen mit Gold sowjetischer<br />

Provenienz näher Aufschluss. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass <strong>die</strong> Reichsbank<br />

zumindest einen Teil <strong>die</strong>ses Goldes vor dem Transfer in <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> auf eigene Rechnung erworben<br />

hatte.<br />

V. Bestände am Ende des Kriegs. Das Gold, das zum Zeitpunkt der deutschen Kapitulation<br />

noch <strong>im</strong> Besitz der Reichsbank war, wird aus rechnerischen Gründen als Endbestand des<br />

vorliegenden Überblicks angesehen. Gegen Ende des Kriegs begann <strong>die</strong> Reichsbank, ihr Gold<br />

in Deutschland <strong>und</strong> Österreich zu verstecken, um es vor alliierten Luftangriffen zu schützen.<br />

Der Grossteil <strong>die</strong>ses Goldes wurde von den Alliierten sichergestellt.<br />

V/1. In Deutschland sichergestelltes Gold. <strong>Die</strong> Reichsbank hatte <strong>im</strong> Frühjahr 1945 fast alle Bestände<br />

von Berlin nach Merkers/Thüringen verlagert. In einer Mine wurden <strong>die</strong>se Bestände am 15. April<br />

1945 von US-Truppen beschlagnahmt. Kleinere Mengen wurden in Zweigstellen der Reichsbank in<br />

Deutschland <strong>und</strong> deutschen Botschaften <strong>im</strong> Ausland sichergestellt. <strong>Die</strong> westlichen Alliierten<br />

beschlagnahmten insgesamt Edelmetall <strong>im</strong> Wert von 265,6 Mio. $ in Deutschland <strong>und</strong> zentralisierten<br />

es in Frankfurt am Main, wo es vom Foreign Exchange Depository, einer Abteilung der US-<br />

Militärverwaltung, sortiert <strong>und</strong> gezählt <strong>und</strong> nach der Gründung der Tripartite Commission for the<br />

Restitution of Monetary Gold in deren Namen verwaltet wurde. 102 Das aus Italien stammende Gold<br />

des Auswärtigen Amtes ist hier nicht enthalten. 103<br />

V/2. In Österreich sichergestelltes Gold. US-Streitkräfte stellten in Spital am Pyhrn Edelmetall <strong>im</strong><br />

Wert von 33,3 Mio. $ sicher, das von der Ungarischen Nationalbank evakuiert worden war. 104<br />

100 Zabludoff 1997, S. 6a, Tabelle 1.<br />

101 Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, «Note on Gold Operations Involving the Bank for International<br />

Settlements and the German Reichsbank», Mai 1997, Sektion 2.4 (a).<br />

102 U.S. National Archives, RG 260, Finance, Box 469, Register of Valuables in the Custody of the Foreign Exchange<br />

Depository; Fletcher Memorandum. <strong>Die</strong> Differenz der angegebenen Summe zu jener <strong>im</strong> Arbeitspapier der Kommission<br />

vom 1.12.1997 ergibt sich daraus, dass <strong>die</strong> aus Italien nach Deutschland transportierten Bestände nicht mehr extra,<br />

sondern als Teil <strong>die</strong>ses Postens aufgeführt werden. Ausserdem machten es zwischenzeitlich konsultierte Dokumente<br />

möglich, <strong>die</strong> Aufteilung der italienischen Bestände zwischen Reichsbank <strong>und</strong> Auswärtigem Amt genauer zu erfassen.<br />

103 Siehe II/3 des Kommentars zu <strong>die</strong>ser Tabelle.<br />

104 Fletcher Memorandum.

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