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Die Schweiz und die Goldtransaktionen im Zweiten Weltkrieg

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Zwischenbericht Gold 173<br />

Kapitel 4<br />

gremien aufgenommen wurden. Der Grossteil der aus den Firmenarchiven von der Kommission<br />

bisher zusammengetragenen Informationen stammt denn auch aus einzelnen Protokollen <strong>und</strong><br />

anderen erhaltenen Aktenstücken. Wertvolle Angaben finden sich zudem in Beständen, in<br />

denen man sie nicht von vornherein vermuten würde. Es ist denkbar, dass <strong>im</strong> Verlauf der<br />

weiteren Arbeit zusätzliches Material zum Vorschein kommt <strong>und</strong> sich das hier skizzierte Bild<br />

<strong>im</strong> Licht neuer Quellen verändert.<br />

Mit Sicherheit kann ausgeschlossen werden, dass sich das Goldgeschäft einer Bankunternehmung<br />

allein anhand ihrer eigenen Archivquellen vollständig rekonstruieren liesse. Ein<br />

Beispiel mag <strong>die</strong>s veranschaulichen: Wir wissen aus dem Protokoll des SNB-Direktoriums,<br />

dass <strong>die</strong> Bank Leu <strong>im</strong> Juli 1940 am <strong>Schweiz</strong>er Goldmarkt <strong>im</strong> Auftrag der Reichsbank grosse<br />

Summen Gold kaufte. «Durch <strong>die</strong>ses Vorgehen beherrscht <strong>die</strong> genannte Bank momentan den<br />

Goldmarkt», hiess es dazu <strong>im</strong> Protokoll der SNB vom 31. Juli des Jahres. 21 Man könnte<br />

meinen, dass solche bedeutende Aktivitäten in den Entscheidungsgremien der vergleichsweise<br />

kleinen Bank Leu damals für Gesprächsstoff gesorgt hätten. In den Protokollen der Bank<br />

finden sich zu dem Thema aber keine Spuren.<br />

4.5 Vom freien zum kontrollierten Goldmarkt<br />

Zu Beginn des <strong>Zweiten</strong> <strong>Weltkrieg</strong>s war <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> neben der Türkei das einzige Land<br />

Europas, in dem der Goldverkehr keiner einschneidenden Regulierung unterworfen war. 22 <strong>Die</strong><br />

Banken wussten <strong>die</strong> besonderen Freiheiten des schweizerischen Marktes <strong>und</strong> <strong>die</strong> sich bietenden<br />

Gelegenheiten zu nutzen <strong>und</strong> betätigten sich nach Kräften in der Arbitrage mit dem Metall. Bei<br />

<strong>die</strong>sem Handel mit grösseren Mengen von Barren <strong>und</strong> Münzen waren aufgr<strong>und</strong> der Differenz<br />

zwischen An- <strong>und</strong> Verkaufspreis ansprechende Gewinne zu erzielen. In <strong>die</strong>sem Zusammenhang<br />

sind auch <strong>die</strong> Geschäfte zu sehen, welche <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong>erische Bankgesellschaft <strong>und</strong> der<br />

<strong>Schweiz</strong>erische Bankverein 1940 <strong>und</strong> 1941 mit Goldbarren sowjetischer Provenienz abwickelten.<br />

23 Da <strong>die</strong> Generaldirektion des Bankvereins befürchtete, Barren mit «Russenstempel»<br />

könnten nicht marktfähig sein, nahm sie Umschmelzungen in der eigenen Goldschmelze in Le<br />

Locle vor. 24<br />

Aus währungspolitischen Gründen sah <strong>die</strong> Nationalbank <strong>die</strong> spekulativen Goldoperationen der<br />

Geschäftsbanken nicht gern, da sie den Preis für das Währungsgold nach oben trieben <strong>und</strong><br />

damit eine Teuerungstendenz auslösten. <strong>Die</strong> Nationalbank konnte beobachten, dass das Steigen<br />

des Goldpreises nach Kriegsausbruch nur zum kleinen Teil auf <strong>die</strong> inländische Nachfrage für<br />

Hortungszwecke zurückzuführen war. Der grössere Teil des an den Markt abgegebenen<br />

Goldes floss nach Frankreich, wie eine Umfrage bei den vier <strong>im</strong> Münzenhandel besonders<br />

21<br />

22<br />

23<br />

24<br />

Archiv SNB, Protokoll des Direktoriums, 31.7.1940, Nr. 667, S. 819.<br />

<strong>Schweiz</strong>erische Nationalbank 1957, S. 141; Durrer 1984, S. 99; DDS, Band 14, Nr. 229 mit Annex, S. 743–744.<br />

Siehe dazu <strong>die</strong> Kommentare zu den Tabellen II <strong>und</strong> V/1 bis V/3 in Kapitel 1 sowie Kapitel 2.3.1. Siehe auch Trepp<br />

1993, S. 55.<br />

Archiv SNB, 117.0, Brief der SBV-Generaldirektion an <strong>die</strong> SNB vom 24.2.1941.

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