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Die Schweiz und die Goldtransaktionen im Zweiten Weltkrieg

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Zwischenbericht Gold 194<br />

Kapitel 5<br />

einem Ziel zu gelangen, einerseits weil aufgr<strong>und</strong> der Entwicklungen in Deutschland nur eine<br />

ausserordentlich rasche Einigung noch etwas bringen konnte, andererseits weil man über<br />

fre<strong>und</strong>schaftliche Beziehungen zu einer für <strong>die</strong> Assekuranz vorteilhafteren Lösung zu gelangen<br />

hoffte.<br />

Entgegen den ersten Verlautbarungen wurde unter der Ägide der Lebensversicherer<br />

beziehungsweise Koenigs 22 doch sehr rasch nach Möglichkeiten gesucht, den Versicherungszahlungsverkehr<br />

von der Zahlungssperre zu befreien. Offiziell war zwar nicht mehr wie früher<br />

von einer generellen Freistellung <strong>die</strong> Rede, sondern es wurde jetzt von «Erleichterungen»<br />

gesprochen, «<strong>die</strong> <strong>die</strong> Weiterführung des normalen Geschäftsverkehrs … gewährleisteten», 23<br />

was materiell auf das gleiche herauskam. Dass es sich lediglich um Wortkosmetik handelte,<br />

geht aus Koenigs erster Unterredung mit dem Gesandten Schnurre hervor, von der er<br />

berichtete: «Ich gebe meine Bemühungen bekannt, um eine Freistellung des Versicherungswesens<br />

… Ich gebe bekannt, dass <strong>die</strong>ses Postulat abgelehnt worden ist, weil es politisch nicht<br />

tragbar ist.» Koenigs Anstrengungen blieben indes nicht erfolglos:<br />

«Dagegen sei man [<strong>die</strong> B<strong>und</strong>esbehörden] bereit, praktisch <strong>und</strong> faktisch dem<br />

Versicherungswesen eine besondere Stellung einzuräumen, [<strong>und</strong>] <strong>die</strong> Verrechnungsstelle<br />

anzuweisen: a. dass sie in der Praxis <strong>die</strong> Versicherungszahlung sehr frei behandle, b. sich in<br />

allen Zweifelsfällen mit mir sofort in Verbindung setze. Durch <strong>die</strong>se in Aussicht genommene<br />

Massnahme werde praktisch <strong>die</strong> Freistellung des Versicherungsverkehrs erreicht, <strong>und</strong> ich<br />

werde mich dafür einsetzen, dass <strong>die</strong> Sache ohne Anstand <strong>und</strong> ohne Schwierigkeiten<br />

durchgeführt werde.» 24<br />

<strong>Die</strong> Rede kam dann noch auf <strong>die</strong> Frankengr<strong>und</strong>schuldzinsen. Schnurre bekräftigte <strong>die</strong><br />

Bereitschaft der Deutschen, <strong>die</strong> Zahlungen vertragsgemäss, das heisst ohne Einschränkungen,<br />

fortzuführen, <strong>und</strong> betonte, dass «<strong>die</strong> Durchführung <strong>die</strong>ses Erfüllungswillens einzig <strong>und</strong> allein<br />

vom Willen der <strong>Schweiz</strong> abhinge», Gold aus Deutschland zur Begleichung deutscher<br />

Verpflichtungen anzunehmen. Koenig hatte <strong>die</strong>sbezüglich bereits bei Robert Kohli, Chef der<br />

Sektion Rechtswesen <strong>und</strong> private Vermögensinteressen <strong>im</strong> Ausland des EPD, vorgesprochen;<br />

<strong>die</strong>ser habe <strong>die</strong> Bemerkung gemacht,<br />

«es sei wohl schwierig Gold anzunehmen, denn man wisse ja nicht woher es komme, <strong>und</strong> man<br />

könne nicht daran riechen, wo es gestohlen oder geraubt worden sei. Aber er, Kohli, hoffe,<br />

dass <strong>die</strong> Alliierten einsähen, dass es besser sei, wenn Deutschland <strong>die</strong>ses Gold uns zahle zur<br />

Erfüllung seiner Verpflichtungen, als wenn das Geld sonst flöten gehe. <strong>Die</strong> schweizerische<br />

Delegation <strong>und</strong> insbesondere Minister Stucki werden sich um <strong>die</strong>se Punkte bemühen.» 25<br />

22<br />

23<br />

24<br />

25<br />

Insbesondere <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong>er Rück schien sich in ihren Forderungen zurückzuhalten <strong>und</strong> bereit, den Sperrbeschluss<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich zu akzeptieren. Archiv Rentenanstalt 234.71/1, Notiz über <strong>die</strong> Besprechung vom 20.2.1945 in der<br />

Rentenanstalt, Dr. Max Karrer, 21.2.1945; Stellungnahme Guggenbühls zum Briefentwurf an <strong>die</strong> Verrechnungsstelle,<br />

7.3.1945.<br />

Archiv Rentenanstalt 234.71/1, Referat Dr. Max Karrer vom 14.3.1945 (anlässlich der Sitzung der Vertreter der<br />

zuständigen eidgenössischen Behörden <strong>und</strong> der interessierten schweizerischen Versicherungsgesellschaften in der<br />

Rentenanstalt in Zürich), aufgesetzt am 3.3.1945, S. 6.<br />

Archiv Rentenanstalt 234.71/1, Protokoll der Besprechung mit Minister Schnurre in Bern vom 24.2.1945.<br />

Ibid. Koenig besprach sich mit Schnurre unter dem Titel «Konto Karla» noch über ein Geschenk für Schnurres Tochter<br />

Karla sowie über Haushaltgegenstände, <strong>die</strong> Frau Schnurre gegebenenfalls benötigte. Koenig gelobte, «das alles in

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