19.11.2013 Aufrufe

Die Schweiz und die Goldtransaktionen im Zweiten Weltkrieg

Die Schweiz und die Goldtransaktionen im Zweiten Weltkrieg

Die Schweiz und die Goldtransaktionen im Zweiten Weltkrieg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Zwischenbericht Gold 85<br />

Kapitel 2<br />

nach dem amerikanischen freezing nicht mehr frei best<strong>im</strong>men. 70 Zusammen mit der<br />

schweizerischen Regierung bemühte sich <strong>die</strong> Nationalbank in den darauf folgenden Wochen<br />

<strong>und</strong> Monaten, so rasch wie möglich <strong>die</strong> Verfügungsgewalt über <strong>die</strong> eingefrorenen Gelder<br />

wiederzuerlangen. Dabei war sie aber nur wenig erfolgreich. Zwar erlaubten <strong>die</strong> von den USA<br />

dafür vorgesehenen Generallizenzen <strong>die</strong> Abwicklung des internationalen Zahlungsverkehrs<br />

innerhalb des Dollarraums. Dollarüberweisungen zugunsten blockierter europäischer Staaten<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Verschiffung von Gold nach Europa liessen <strong>die</strong> Amerikaner jedoch meist nicht zu. 71<br />

Das betraf auch <strong>die</strong> Goldzessionen der SNB an Notenbanken anderer neutraler Länder wie<br />

Portugal oder Spanien <strong>und</strong> berührte somit einen empfindlichen Nerv der schweizerischen<br />

Währungspolitik. So verweigerten <strong>die</strong> US-Behörden <strong>im</strong> Herbst 1941 <strong>die</strong> Bewilligung zur<br />

Verschiffung von r<strong>und</strong> 10 Tonnen Währungsgold der SNB von New York nach Lissabon, <strong>die</strong><br />

für <strong>die</strong> Bezahlung von Importen aus Portugal in <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> Begleichung von<br />

Frachtspesen <strong>im</strong> Überseehandel vorgesehen waren. <strong>Die</strong> amerikanische Regierung liess es nicht<br />

einmal zu, dass der gleiche Betrag in Gold innerhalb der USA vom Depot der SNB bei der<br />

Federal Reserve Bank auf das New Yorker Depot des Banco de Portugal übertragen werde. 72<br />

Damit wollten <strong>die</strong> amerikanischen Behörden verhindern, dass solche Operationen indirekt den<br />

Deutschen zugute kommen konnten. Den amerikanischen <strong>und</strong> britischen Stellen war bekannt,<br />

dass sich <strong>die</strong> Reichsbank in der <strong>Schweiz</strong> regelmässig gegen Gold portugiesische Escudos<br />

beschaffte, um damit umfangreiche Wolframeinfuhren aus Portugal zu begleichen. Wie noch zu<br />

zeigen sein wird, sollten <strong>die</strong>se Transaktionen für <strong>die</strong> Beziehung zwischen der SNB <strong>und</strong> der<br />

Reichsbank eine wichtige Bedeutung erlangen.<br />

Was den <strong>im</strong> Herbst 1941 diskutierten Goldtransfer der SNB in New York betraf, so verteidigte<br />

sich das schweizerische Währungsinstitut gegen das Embargo der Amerikaner mit dem<br />

Argument, <strong>die</strong> beantragte Zession würde nicht einmal für <strong>die</strong> fällige Begleichung der<br />

Importüberschüsse zwischen Portugal <strong>und</strong> der <strong>Schweiz</strong> ausreichen <strong>und</strong> habe mit deutschen<br />

Escudos-Geschäften nichts zu tun. 73 Mit <strong>die</strong>sem Einwand drangen <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong>er aber nicht<br />

70<br />

71<br />

72<br />

73<br />

Siehe Kapitel 3 über Goldübernahmen von den Alliierten. Für den Wortlaut der Blockadeverordnung (Exekutivorder)<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Generallizenz Nr. 50 siehe DDS, Band 14, Nr. 58.<br />

Durrer 1984, S. 49–51, 88–99. Einen guten Überblick über <strong>die</strong> Anstregungen des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> der SNB zur<br />

Deblockierung gibt das Exposé der SNB zuhanden von B<strong>und</strong>esrat Pilet-Golaz vom 14.1.1942, in: DDS, Band 14,<br />

Nr. 443.<br />

Durrer 1984, S. 89; Archiv SNB, Protokoll des Bankausschusses, 13.11.1941, S. 637–639; Fior 1997, S. 31. Portugal<br />

stand 1941 mit einem Einfuhrwert von 103,1 Millionen Franken an fünfter Stelle unter den Lieferanten der <strong>Schweiz</strong><br />

nach Deutschland (Einfuhrwert in Millionen Franken: 656,2), Italien (244,5), den USA (151,3) <strong>und</strong> Argentinien<br />

(109,1). Statistisches Jahrbuch der <strong>Schweiz</strong> 1945, S. 316–317.<br />

Dazu ausführlicher Durrer 1984, S. 89–94. Der Escudos-Bedarf der <strong>Schweiz</strong> war in der Tat beträchtlich: «Wir haben<br />

anhand der Bankenmeldungen festgestellt, dass seit dem Freezing von uns <strong>und</strong> den schweizerischen Banken für<br />

schweizerische Rechnung für 70 Millionen Franken Escudos verkauft wurden. Sie <strong>die</strong>nten zur Bezahlung des grossen<br />

portugiesischen Importes nach der <strong>Schweiz</strong> <strong>und</strong> für <strong>die</strong> grossen Frachtzahlungen, <strong>die</strong> be<strong>im</strong> Import, besonders aber be<strong>im</strong><br />

Export, zum Teil in Escudos bezahlt werden müssen. 70 Millionen Franken sind bedeutend mehr als der Gegenwert<br />

des pendenten Goldtransferauftrages in New York zugunsten des Banco de Portugal.» Archiv SNB, Protokoll des<br />

Bankausschusses, 20./21.11.1941, S. 685. Zur Stellungnahme der SNB gegenüber dem B<strong>und</strong>esrat DDS, Band 14, Nr.<br />

146, Annex, S. 444.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!