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Die Schweiz und die Goldtransaktionen im Zweiten Weltkrieg

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Zwischenbericht Gold 123<br />

Kapitel 2<br />

Deutschland «uns in letzter Zeit noch sehr bedeutende Zahlungen geleistet [hat]: Zinsen,<br />

Hypotheken, Versicherungsleistungen, Nebenkosten, Rückwanderergelder etc.». Über<strong>die</strong>s<br />

hatte Deutschland erklärt, «uns heute noch gewisse grosse Zahlungen machen zu wollen»,<br />

vorausgesetzt dass <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> Gold als Zahlungsmittel akzeptiere. Genau <strong>die</strong>s aber, erklärten<br />

<strong>die</strong> alliierten Unterhändler, würden sie «unter keinen Umständen» dulden, denn sie könnten es<br />

«nicht zulassen, dass Deutschland sich mit <strong>die</strong>sem gestohlenen Gold den N<strong>im</strong>bus eines guten<br />

Schuldners kauft». 250 Da sich <strong>die</strong> Alliierten in <strong>die</strong>sem Punkt nicht erweichen liessen, musste <strong>die</strong><br />

<strong>Schweiz</strong> schliesslich nachgeben:<br />

«Für den B<strong>und</strong>esrat war das ausserordentlich hart. Man vergegenwärtige sich nur <strong>die</strong><br />

Situation: Es ist ein schweizerischer Gläubiger (Rückwanderer, Versicherte etc.) da. Der<br />

Schuldner will ihn bezahlen. Und nun muss der B<strong>und</strong>esrat <strong>die</strong>s verhindern. Es handelt sich um<br />

monatlich ca. 10–15 Millionen. Es ist für eine Regierung sehr schwer, eigene Landsleute zu<br />

verhindern, solche Zahlungen entgegenzunehmen.» 251<br />

Dass für <strong>die</strong>se Zahlungen möglicherweise auch Raubgold verwendet worden wäre, blieb<br />

unerwähnt.<br />

<strong>Die</strong> Frage der Goldannahmen von der Reichsbank stellte <strong>die</strong> schwierigste Hürde in den<br />

Verhandlungen mit Currie dar. Den verschiedenen alliierten Warnungen an <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> in<br />

bezug auf <strong>die</strong> Natur des deutschen Goldes entgegnete <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong>er Delegation, dass <strong>die</strong><br />

<strong>Schweiz</strong>erische Nationalbank, um ihren gesetzlich best<strong>im</strong>mten währungspolitischen Auftrag<br />

erfüllen zu können, einen freien Goldhandel betreiben können müsse, <strong>und</strong> verwies <strong>im</strong> übrigen<br />

darauf, dass <strong>die</strong> SNB in den vergangenen Jahren mehr Gold von der Bank of England <strong>und</strong> der<br />

Federal Reserve Bank als während der ganzen Kriegsdauer von der Reichsbank gekauft habe.<br />

Hätte sie sich geweigert, Gold von der Reichsbank anzunehmen, «so würde sie damit lediglich<br />

riskiert haben, dass das deutsche Gold … durch <strong>die</strong> Notenbanken anderer Länder eingeliefert<br />

worden wäre». 252 <strong>Die</strong> Währungspolitik der Nationalbank gehe <strong>die</strong> Engländer <strong>und</strong> Amerikaner,<br />

<strong>die</strong> sich bei einer Unterbindung des freien Handels übrigens auch nicht mehr mit Franken gegen<br />

Gold eindecken könnten, überhaupt nichts an. 253 Der von alliierter Seite erhobene Einwand,<br />

das von ihnen angebotene Gold dürfe nicht mit jenem der Reichsbank über einen Leisten<br />

Aufschlussreich ist der – mit der nötigen Vorsicht zu geniessende – Kommentar Puhls. Puhl zeigt sich enttäuscht über<br />

den Fortgang der Verhandlungen, «nachdem <strong>die</strong> höchsten [schweizerischen] Behörden beschlossen haben, eine Politik<br />

der Stiefelleckerei … gegenüber den Engländern <strong>und</strong> Amerikanern fortzuführen. <strong>Die</strong> Angst vor den Russen muss der<br />

für <strong>die</strong>se Politik wesentliche, ausschlaggebende Faktor sein. Sie richten ihre Blicke schutzsuchend zu den<br />

Angelsachsen. Es ist weiterhin interessant, dass <strong>die</strong> Öffentlichkeit nichts weiss über <strong>die</strong> zahlreichen, eindringlichen<br />

Verlangen, <strong>die</strong> von unsern Gegnern an <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> auf politischem <strong>und</strong> militärischem Gebiet gerichtet worden sind.»<br />

BAR E 2801 1967/77, Band 9, Schreiben von Puhl an Funk vom 19.3.1945.<br />

250 BAR E 2801 1967/77, Band 8, Compte-rendu de la séance du 7 mars 1945 de la Commission des Affaires étrangères<br />

du Conseil national; DDS, Band 15, S. 984.<br />

251 Ibid. Im gleichen Sinn äusserte sich der Ausschuss der <strong>Schweiz</strong>erischen Bankiervereinigung (Nussbaumer). Archiv<br />

SBVg, Protokoll 87. Sitzung Ausschuss SBVg vom 5.3.1945, S. 7. Bemerkenswert ist ferner der Kommentar Gautiers<br />

(SNB), der <strong>die</strong> Massnahme mit der Feststellung abtat, dass, «au point de vue pratique, il faut constater que ces<br />

paiements auraient <strong>im</strong>manquablement cessé d’ici peu». Ibid. S. 11.<br />

252 Archiv SNB B3/117.8 II, Auszug Protokoll des Bankausschusses vom 30./31.8.1945, S. 280.<br />

253 BAR E 7110 1973/135, Band 14, Rapport du Département politique sur les négociations financières avec la Délégation<br />

alliée vom 28.3.1945; siehe auch DDS, Band 15, S. 1027.

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