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Die Schweiz und die Goldtransaktionen im Zweiten Weltkrieg

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Zwischenbericht Gold 160<br />

Kapitel 3<br />

auswirken kann. Wenn auch praktisch durch <strong>die</strong> Entgegennahme blockierter Devisen- <strong>und</strong><br />

Goldbestände <strong>und</strong> <strong>die</strong> Hingabe von Franken nicht <strong>im</strong> selben Ausmasse neue Kaufkraft<br />

geschaffen <strong>und</strong> wenn zudem berücksichtigt wird, dass Rationierung <strong>und</strong> Preiskontrolle einer<br />

inflationistischen Preishausse entgegenwirken, so ist doch <strong>die</strong> Gefahr nicht vollständig von der<br />

Hand zu weisen, dass <strong>die</strong> Geldvermehrung, zumal bei der ständig abnehmenden Gütermenge,<br />

sich schliesslich in der Preisgestaltung <strong>im</strong> Sinne einer Verteuerung bemerkbar macht.<br />

Bedeutungsvoller sind unseres Erachtens <strong>die</strong> Nachteile, welche das wachsende Missverhältnis<br />

zwischen der Menge disponibler Franken <strong>und</strong> der verfügbaren Währungsreserve in<br />

währungspolitischer Hinsicht für unser Land zeitigen kann, wenn einmal <strong>die</strong> Geldbewegung<br />

wieder <strong>die</strong> umgekehrte Richtung einschlägt, <strong>die</strong> Nachfrage nach Devisen den Devisenzufluss<br />

übersteigt <strong>und</strong> dann <strong>die</strong> Nationalbank über ihre <strong>im</strong> Ausland liegenden Währungsreserven nicht<br />

oder nicht <strong>im</strong> gewünschten Umfange wird verfügen können.» 47<br />

Dass <strong>die</strong> Diskrepanz zwischen Dollarangebot <strong>und</strong> -nachfrage <strong>im</strong>mer grösser wurde <strong>und</strong> dass<br />

aufgr<strong>und</strong> der bestehenden Regelungen unerwartet hohe Dollarbeträge anfielen, war auf<br />

verschiedene Gründe (verstärkte Exporttätigkeit, Annullierung von Importen aufgr<strong>und</strong> des<br />

Zwangs, <strong>die</strong>se mit teuren «Warendollars» bezahlen zu müssen) zurückzuführen. Angesichts der<br />

damit verb<strong>und</strong>enen Inflationsgefahr sah sich <strong>die</strong> SNB in einem Dilemma zwischen Wirtschaftsförderung,<br />

Sicherung des Arbeitsmarktes sowie Versorgungspolitik auf der einen Seite <strong>und</strong><br />

Preisstabilität auf der anderen Seite. Durch eine möglichst grosszügige Übernahme von Dollars<br />

aus dem Exportgeschäft wollte sie einerseits eine Schädigung der schweizerischen Wirtschaft,<br />

<strong>im</strong> speziellen der Uhrenindustrie vermeiden, welche seit 1942 mehr als 70 Prozent des Exports<br />

in den alliierten Raum tätigte. 48 Aufgr<strong>und</strong> ihrer Bereitschaft, <strong>die</strong> aus Handelstransaktionen<br />

stammenden Dollars zum offiziellen Wechselkurs zu kaufen, konnte <strong>die</strong> SNB auch verhindern,<br />

dass ein stärkerer Einbruch der amerikanischen Währung eintrat, was nicht nur schweizerische<br />

Gläubigerinteressen geschädigt, sondern auch <strong>die</strong> Exporte verteuert <strong>und</strong> indirekt <strong>die</strong><br />

inländische Beschäftigungssituation verschlechtert hätte. Andererseits erhöhten sich durch <strong>die</strong><br />

florierende Ausfuhrtätigkeit <strong>die</strong> Währungsreserven der SNB aber <strong>im</strong>mer stärker, was den<br />

inflationären Auftrieb <strong>im</strong> Inland verschärfte.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich boten sich der SNB zwei Möglichkeiten, um <strong>die</strong>ses Problem unter Kontrolle zu<br />

bringen. Sie konnte sich erstens dazu entschliessen, Gold zu verkaufen, um damit <strong>die</strong><br />

inflationsfördernde Aufstockung ihrer Bilanz wiederum rückgängig zu machen. <strong>Die</strong>s kam einer<br />

«Vernichtung» von Geld gleich. Goldverkäufe an den Markt haben einen doppelten<br />

Stabilisierungseffekt: Zum einem findet dadurch eine Reduktion der Aktivposten in der SNB-<br />

Bilanz <strong>und</strong> auch eine entsprechende Reduktion der Passiven, das heisst des Geldumlaufs, statt.<br />

Zum andern haben Goldverkäufe an den Markt eine indirekte Auswirkung. Denn wenn <strong>die</strong><br />

SNB Gold in Münzen- <strong>und</strong> Barrenform via Geschäftsbanken verkaufte, konnte sie verhindern,<br />

dass der Goldpreis zu stark anzog <strong>und</strong> dass somit zwischen dem Marktpreis <strong>und</strong> dem<br />

gesetzlich festgesetzten Kurs für Gold eine dauerhafte Disparität entstehen konnte. Eine solche<br />

47<br />

48<br />

Brief des SNB-Direktoriums an B<strong>und</strong>esrat Wetter , 13.7.1943, BAR E 2001 (E) 2, Band 629.<br />

Siehe DDS, Band 15, Nr. 23, 27.

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