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Die Schweiz und die Goldtransaktionen im Zweiten Weltkrieg

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Zwischenbericht Gold<br />

13<br />

Einleitung<br />

Während des <strong>Zweiten</strong> <strong>Weltkrieg</strong>s erwarb <strong>die</strong> SNB Gold für r<strong>und</strong> 1,2 Milliarden Franken von<br />

Deutschland <strong>und</strong> für knapp 2,3 Milliarden Franken von den USA, Grossbritannien <strong>und</strong> Kanada.<br />

7 Schon während der Kriegsjahre kam es zu Diskussionen über <strong>die</strong> dem deutschen Noteninstitut<br />

abgekauften Goldbestände. So verfügte das SNB-Direktorium bereits <strong>im</strong> Herbst 1940<br />

über Anhaltspunkte, dass <strong>die</strong> Reichsbank <strong>im</strong> Besitz neuer Goldreserven war, <strong>die</strong> nur aus den<br />

von Deutschland überfallenen Ländern stammen konnten. 8 Im Juni 1942 erwog <strong>die</strong> SNB <strong>die</strong><br />

Umschmelzung von Goldbarren, <strong>die</strong> sie von der Reichsbank erworben hatte, weil sie annahm,<br />

sie stammten aus besetzten Ländern, <strong>und</strong> befürchtete, dass deren Handelbarkeit durch Sperrlisten<br />

der belgischen Exilregierung beeinträchtigt werden könnte. 9 Ende 1943 machte der Direktor<br />

des Rechtsbüros der SNB darauf aufmerksam, dass <strong>die</strong> Deutschen in den besetzten Gebieten<br />

Vermögen auch von Privaten, «zum Beispiel von deportierten Juden», beschlagnahmten. 10<br />

Infolge der alliierten Warnungen vor weiteren Goldübernahmen von Deutschland gerieten<br />

Regierung <strong>und</strong> SNB gegen Kriegsende zunehmend in eine Spirale von Anklagen <strong>und</strong> Rechtfertigungen.<br />

<strong>Die</strong>se Vorgänge waren auch Gegenstand der Verhandlungen mit den Alliierten in<br />

Washington vom Frühjahr 1946.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Goldtransaktionen</strong> zwischen der Reichsbank <strong>und</strong> der SNB gehören zu den vergleichsweise<br />

gut aufgearbeiteten Untersuchungsfeldern. Kaum vorhanden sind indessen Forschungen, <strong>die</strong><br />

von der Perspektive der Opfer des NS-Reg<strong>im</strong>es ausgehen <strong>und</strong> einen Einblick in <strong>die</strong> Herkunft<br />

des geraubten <strong>und</strong> in <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> verkauften Goldes geben könnten. Zudem wurde der Finanzplatz<br />

bisher stark aus einer auf <strong>die</strong> SNB zentrierten Optik analysiert. Welche Rolle <strong>die</strong><br />

Geschäftsbanken, <strong>die</strong> Finanzintermediäre <strong>und</strong> Schwarzmärkte spielten, blieb bisher weitgehend<br />

ausserhalb des Forschungshorizonts. <strong>Die</strong>s gilt weitgehend ebenso für <strong>die</strong> Tatsache, dass <strong>die</strong><br />

schweizerischen Banken ihre Geschäftstätigkeit bereits in der Zwischenkriegszeit internationalisiert<br />

<strong>und</strong> nun verstärkt <strong>die</strong> Möglichkeit hatten, Transaktionen über ihre Stützpunkte <strong>im</strong><br />

Ausland <strong>und</strong> <strong>die</strong> 1939/40 in New York neu eröffneten Filialen abzuwickeln. 11 Im folgenden<br />

werden <strong>die</strong> wichtigsten Etappen der historischen Forschung kurz dargestellt <strong>und</strong> der Stand der<br />

Erkenntnisse kommentiert. 12<br />

Einen ersten Überblick über <strong>die</strong> wichtigsten Vorgänge gaben der Bericht der SNB vom 16.<br />

Mai 1946 <strong>und</strong> <strong>die</strong> Botschaft des B<strong>und</strong>esrates an <strong>die</strong> B<strong>und</strong>esversammlung vom 14. Juni 1946, in<br />

welcher <strong>die</strong> Regierung <strong>die</strong> Ratifizierung des Abkommens von Washington durch <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong><br />

begründete. 13 <strong>Die</strong> Frage der Motivation <strong>und</strong> des Wissensstandes der Entscheidungsträger in<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

Siehe Anhang 2, Tabelle XX. Zur Frage der Vergleichbarkeit <strong>die</strong>ser Zahlen siehe Kapitel 3.<br />

Archiv SNB, Nr. 2245: «En marge de la crise monétaire». Manuskript von Philippe Blaser, Oktober 1940; siehe auch<br />

Fior 1997, S. 47.<br />

Archiv SNB, Protokoll des Direktoriums, 18.6.1942, Nr. 450, S. 563–564; siehe auch Fior 1997, S. 56.<br />

Archiv SNB, Auszug aus dem Protokoll der Direktorenkonferenz, 1.12.43. Siehe auch Fior 1997, S. 89.<br />

Siehe König, Nachwort zu: Rings 1996. Mit der Internationalisierung von Bankunternehmen während des <strong>Zweiten</strong><br />

<strong>Weltkrieg</strong>es befassten sich unter anderem Schneider 1959, Iklé 1970 <strong>und</strong> Cassis 1995a.<br />

Tanner 1997.<br />

Archiv SNB, Bericht des Direktoriums der SNB über den Goldverkehr der SNB mit der Deutschen Reichsbank<br />

während des <strong>Weltkrieg</strong>es, 1939–1945, 16.5.1946; auszugsweise abgedruckt in: DDS, Band 15, S. 1117ff.

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