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Die Schweiz und die Goldtransaktionen im Zweiten Weltkrieg

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Zwischenbericht Gold 93<br />

Kapitel 2<br />

neuen Depot, genannt ‹Depot C›, entgegenn<strong>im</strong>mt», wurde am 23. Juli 1942 von dem SNB-<br />

Direktorium vermerkt. 99<br />

Am 22. August fanden via das neue Depot C <strong>die</strong> ersten Zessionen der Reichsbank aus ihrem<br />

Depot in Bern an <strong>die</strong> portugiesische Notenbank statt. Im folgenden Jahr sollten <strong>die</strong>se Goldgeschäfte<br />

über Bern dann in grossem Umfang abgewickelt werden. 100 Nach einem Besuch in<br />

Lissabon <strong>im</strong> Oktober 1942 berichtete SNB-Direktor Victor Gautier ausführlich über <strong>die</strong> Goldpolitik<br />

des Banco de Portugal <strong>und</strong> wiederholte <strong>die</strong> Aussage, wonach <strong>die</strong> portugiesische<br />

Zentralbank <strong>die</strong> direkte Annahme von Gold aus Berlin verweigere. Nach dem Umweg über<br />

Bern würden <strong>die</strong> politischen <strong>und</strong> juristischen Bedenken, <strong>die</strong> gegen eine direkte Annahme<br />

sprächen, jedoch wegfallen, was – wie Gautier anfügte – dem Direktorium seines Institutes zu<br />

Denken geben müsse. 101<br />

<strong>Die</strong> Hintergründe der portugiesischen Goldpolitik sollen hier nicht näher ausgeleuchtet werden.<br />

Wichtig ist der Hinweis darauf, dass sich <strong>die</strong> SNB ihrer Rolle als Drehscheibe für Gold aus<br />

dem Dritten Reich bewusst war. Dabei war über den engen Kreis der politischen Entscheidungsträger<br />

<strong>und</strong> dem Nationalbankdirektorium hinaus Mitte 1942 <strong>die</strong> Bedeutung inzwischen<br />

allgemein bekannt, welche das Gold in der Versorgung der deutschen Kriegswirtschaft erlangt<br />

hatte. Aufmerksame Zeitgenossen konnten aus der <strong>Schweiz</strong>er Presse sehr genau erfahren,<br />

woher das Gold stammte, das <strong>die</strong> Reichsbank in Umlauf setzte. Wie Klaus Urner gezeigt hat,<br />

beschrieb ein Zeitungsartikel von Salomon Wolf, der am 16. August 1942 in der Neuen<br />

Zürcher Zeitung (NZZ) erschien, «dass es für <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> Bescheid wissen wollten, über <strong>die</strong><br />

tatsächlichen Verhältnisse <strong>im</strong> deutschen Goldhandel keine Illusionen mehr geben konnte». 102<br />

99<br />

Archiv SNB, Protokoll des Direktoriums, 23.7.1942, Nr. 506, S. 623.<br />

100 Siehe Archiv SNB, Lagerbuchhaltung der K<strong>und</strong>en-Golddepots 1939–1945, 4.3.1997. Im September 1942 änderte <strong>die</strong><br />

SNB ihre Preispolitik gegenüber dem Banco de Portugal. «Im Sinne eines besonderen Entgegenkommens» hatte <strong>die</strong><br />

SNB das Gold dem Banco zum Preis von 4895 Franken je Kilogramm Feingold ze<strong>die</strong>rt. Mit Wirkung ab dem 15.<br />

September 1942 erhöhte sie den Goldabgabepreis auf den sonst gegenüber den anderen Notenbanken angewendeten<br />

Kurs von Fr. 4920.63 kgf. Archiv SNB, Protokoll des Direktoriums, 17.9.1942, Nr. 658, S. 825.<br />

101 «Le Portugal n’achète pas directement de l’or de la Reichsbank, en partie pour des raisons politiques, en partie, sans<br />

doute, pour des raisons de précaution juridique. Mais lorsque cet or a passé par nous, ces objections tombent. Il me<br />

semble qu’il y a là pour nous matière à réflexion.» Archiv SNB, 2125, Bericht von Victor Gautier nach seiner Reise<br />

nach Lissabon <strong>und</strong> Madrid vom 12. bis 26.10.1942; siehe auch Bourgeois 1981, S. 61; Fior 1997, S. 53–54; Marguerat<br />

1991, S. 120, sowie <strong>die</strong> dort zitierte Literatur. Aus der Berichterstattung Gautiers ging ausserdem hervor, dass <strong>die</strong><br />

<strong>Schweiz</strong>er Geschäftsbanken in Portugal weiterhin grosse Mengen Escudos kauften, jedoch nicht gegen Gold, sondern<br />

gegen Franken <strong>und</strong> andere Devisen: «En matière de devises le Banco cède tous les escudos destinés aux opérations<br />

contre documents et en outre il admet une mise à disposition de 100 mille escudos par banque et par semaine contre<br />

francs suisses aussi bien que contre $ ou contre couronnes suédoises. Pendant un certain temps cette tolérance a été<br />

réduite pour le franc suisse à 10 mille escudos par semaine et par banque et cela parce que les banques commerciales<br />

suisses faisaient acheter des escudos par toutes leurs succursales et agences jusqu’à la l<strong>im</strong>ite max<strong>im</strong>um. Maintenant la<br />

tolérance a été reportée de 10 mille à 100 mille escudos, mais chaque banque ne peut acheter qu’une fois le montant<br />

permis.» Archiv SNB, 2125, Bericht von Victor Gautier nach seiner Reise nach Lissabon <strong>und</strong> Madrid vom 12. bis<br />

26.10.1942. Siehe auch DDS, Band 14, Nr. 229, Annex II, S. 748–750.<br />

102 Urner 1985a, S. 627. Der Artikel in der NZZ von August 1942 beschrieb detailliert <strong>die</strong> verschiedenen Formen, in<br />

denen sich Deutschland das Raubgold aneignete: «<strong>Die</strong> Goldreserven der in Frage kommenden Notenbanken konnten<br />

nur teilweise vor dem Einrücken der deutschen Truppen in Sicherheit gebracht werden, nachdem Deutschland bereits<br />

durch <strong>die</strong> Einverleibung Österreichs <strong>und</strong> der Tschechoslowakei <strong>die</strong> Verfügung über <strong>die</strong> Goldreserven <strong>die</strong>ser Länder<br />

erhalten hatte. Ausserdem sorgen <strong>die</strong> in allen besetzten Ländern eingerichteten ‹Devisenschutzkommandos› dafür, dass<br />

<strong>die</strong> Devisen- <strong>und</strong> Goldbestände, <strong>die</strong> sich in den Händen des Publikums befanden, abgeliefert werden. <strong>Die</strong>s ist<br />

namentlich in Holland geschehen, während man sich <strong>im</strong> besetzten Frankreich vorerst mit der Übernahme der in den

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