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Die Schweiz und die Goldtransaktionen im Zweiten Weltkrieg

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Zwischenbericht Gold 201<br />

Kapitel 5<br />

Achsenseite. … Wenn es dann letzten Endes darum geht, kaputt zu gehen, dann wollen wir<br />

lieber nicht nachgeben <strong>und</strong> kaputt gehen als nachgeben <strong>und</strong> dann sicher kaputt gehen.» 54 In den<br />

Wirtschaftsverhandlungen fiel dann allerdings auf, dass sich Koenigs Interessen weitgehend mit<br />

den Anliegen der Deutschen deckten. Seine früheren Bekenntnisse, <strong>die</strong> keinerlei Zweifel<br />

darüber aufkommen liessen, dass er das NS-Reg<strong>im</strong>e verabscheute <strong>und</strong> auf eine möglichst<br />

rasche Niederlage der Achse hoffte, 55 rückten angesichts der engen geschäftlichen <strong>und</strong> auch<br />

persönlichen Beziehungen, <strong>die</strong> er zu Deutschland pflegte, in den Hintergr<strong>und</strong>. In <strong>die</strong>ser<br />

angespannten, überaus hektischen Zeit verband Koenig sein Schicksal – damit auch jenes der<br />

<strong>Schweiz</strong>erischen Lebensversicherungs- <strong>und</strong> Rentenanstalt, ja der Versicherungsbranche<br />

insgesamt – eng mit jenem seiner deutschen Partner. <strong>Die</strong>s zweifellos auch aus der Erkenntnis<br />

heraus, dass der deutsche Versicherungsmarkt für <strong>die</strong> schweizerische Assekuranz von enormer<br />

Bedeutung war, den deutschen Geschäftspartnern <strong>im</strong> eigenen Interesse also möglichst günstige<br />

Startbedingungen für <strong>die</strong> Nachkriegszeit geschaffen werden müssten.<br />

Massgebende Unterstützung fand Koenig <strong>im</strong> Eidgenössischen Versicherungsamt, das <strong>die</strong><br />

Interessen der schweizerischen Assekuranz (sowie der in der <strong>Schweiz</strong> konzessionierten<br />

deutschen Gesellschaften) mit Nachdruck vertrat. Direktor Boss versuchte unablässig, den<br />

Gesellschaften Steine aus dem Weg zu räumen. So war er mit den Versicherungsgesellschaften<br />

bemüht, <strong>die</strong> Sperre deutscher Vermögen so weit aufzuweichen, dass ein normaler Geschäftsbetrieb<br />

– auch für in der <strong>Schweiz</strong> tätige deutsche Gesellschaften – aufrechterhalten werden<br />

konnte: Er lobbyierte bei der Verrechnungsstelle für eine Anhebung der Freigrenze auf 10 000<br />

Franken, was einer weitgehenden Befreiung von der Sperre gleichkam, <strong>und</strong> liess sich von der<br />

Verrechnungsstelle ermächtigen, <strong>die</strong>selbe Regelung auch für <strong>die</strong> deutschen Versicherer in der<br />

<strong>Schweiz</strong> zu bewilligen, was gleichbedeutend mit einer Aushöhlung der Vermögenssperre war.<br />

Auch in bezug auf <strong>die</strong> Rückversicherer hielt Boss fest, «dass der bisherige, normale Geschäftsverkehr<br />

mit den deutschen Rückversicherern aufrechterhalten werden sollte». 56 Der Repräsentant<br />

der <strong>Schweiz</strong>er Rück, Paul Guggenbühl, war da wesentlich zurückhaltender <strong>und</strong> betonte<br />

<strong>im</strong>mer wieder den politischen Charakter des B<strong>und</strong>esratsbeschlusses vom 16. Februar 1945; es<br />

sei deshalb nicht so ohne weiteres möglich, für das Versicherungswesen eine Ausnahmeregelung<br />

zu schaffen. 57 Immerhin ist zu berücksichtigen, dass <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong>er Rück sich <strong>die</strong>sen<br />

zurückhaltenden Kurs ohne weiteres leisten konnte, hatten sich doch <strong>die</strong> bis dato gültigen<br />

Regelungen ausserordentlich günstig für sie ausgewirkt. Ein scharfer Sinn für Realpolitik war<br />

54<br />

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57<br />

Archiv Rentenanstalt, Handakten Verwaltungsausschuss 1943 I, Referat von Dr. Hans Koenig anlässlich der<br />

Ausschussitzung vom 11.2.1943, S. 3f. Wie Koenig weiter bemerkte, hat «<strong>die</strong>se Argumentation ihre Wirkung nicht<br />

verfehlt. Sie ist dem B<strong>und</strong>esrat in <strong>die</strong>ser drastischen Form weitergegeben worden, <strong>und</strong> <strong>die</strong>ser hat mir dann durch den<br />

M<strong>und</strong> des Herrn Direktor Dr. Hotz seinen Dank <strong>und</strong> seine Anerkennung hiefür ausgesprochen». Ibid., S. 4.<br />

Archiv Rentenanstalt, Handakten Verwaltungsausschuss 1943 I, Referat von Dr. Hans Koenig anlässlich der<br />

Ausschussitzung vom 11.2.1943, S. 6ff.<br />

Archiv Rentenanstalt 234.71/1, Protokoll der Besprechung vom 15. März in der Rentenanstalt zwischen Koenig, Boss;<br />

Guggenbühl, Alzhe<strong>im</strong>er, von Arx <strong>und</strong> Karrer, Zürich 15.3.1945, <strong>Schweiz</strong>erische Verrechnungsstelle an Koenig,<br />

16.3.1945, S. 2.<br />

Ibid.

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