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Die Schweiz und die Goldtransaktionen im Zweiten Weltkrieg

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Zwischenbericht Gold 80<br />

Kapitel 2<br />

Befürchtungen, ein rascher Abbau der Armeebestände könnte <strong>die</strong> Arbeitslosigkeit verschärfen,<br />

zu zerstreuen. Von einer «fühlbaren Demobilisation <strong>und</strong> Reduktion der hohen Militärausgaben»<br />

würde vielmehr «auch eine weitere Beruhigung <strong>im</strong> ganzen Land ausgehen, was <strong>im</strong><br />

Interesse unserer Volkswirtschaft, einschliesslich Kapitalmarkt <strong>und</strong> Währungslage, sehr zu<br />

begrüssen wäre». Der Nationalbankdirektor kam dann auf den «gewaltigen Warenhunger»<br />

Deutschlands zu sprechen:<br />

«[Deutschland] hat <strong>die</strong> best<strong>im</strong>mte Erwartung ausgesprochen, dass es nun, nachdem es uns<br />

weiter <strong>die</strong> Kohlenlieferungen zugesagt, auch seinerseits <strong>die</strong> von ihm gewünschten<br />

Warenbezüge in der <strong>Schweiz</strong> tätigen könne. Es ist unerlässlich, dass nun <strong>die</strong>jenigen für <strong>die</strong><br />

Belieferung Deutschlands in Betracht kommenden Industriebetriebe über <strong>die</strong> erforderlichen<br />

Arbeitskräfte verfügen können, <strong>und</strong> es sollten daher jetzt schon <strong>die</strong> nötigen Anordnungen<br />

getroffen werden, damit <strong>die</strong> benötigten Arbeitskräfte, soweit sie zurzeit noch <strong>im</strong> Militär<strong>die</strong>nst<br />

stehen, auf erstes Begehren entlassen werden.» 53<br />

<strong>Die</strong> veränderte strategische Lage <strong>und</strong> <strong>die</strong> neue schweizerische Handelspolitik gegenüber<br />

Deutschland spiegelte sich auch in der Goldpolitik der SNB. Nachdem <strong>die</strong> Nationalbank in der<br />

Eröffnungsphase des Krieges zunächst versucht hatte, ihr Gold vor dem drohenden deutschen<br />

Zugriff in Sicherheit zu bringen, wählte sie nun einen anderen Weg: Sie akzeptierte <strong>im</strong>mer<br />

mehr Gold, das ihr <strong>die</strong> Reichsbank lieferte, <strong>und</strong> stellte dafür Franken <strong>und</strong> andere Devisen zur<br />

Verfügung. Um das für <strong>die</strong>se Geschäfte <strong>und</strong> <strong>die</strong> Erfüllung stabilitätspolitischer Aufgaben<br />

nötige Vertrauen in <strong>die</strong> Währung zu erhalten, durfte <strong>die</strong> SNB nicht den geringsten Zweifel an<br />

der Festigkeit des Frankens aufkommen lassen. Darum galt es, in jedem Fall an der Konvertibilität<br />

festzuhalten <strong>und</strong> den Aussenwert der Währung zu sichern. Je grösser das Volumen<br />

jener Franken wurde, <strong>die</strong> sich international <strong>im</strong> Umlauf befanden, desto wichtiger wurde es, <strong>die</strong><br />

Konvertibilität aufrechtzuerhalten. Eine Kursänderung in der Politik der SNB hätte gravierende<br />

Folgen für den Finanzplatz <strong>und</strong> <strong>die</strong> Wirtschaft des Landes gehabt.<br />

Indem <strong>die</strong> Nationalbank fortfuhr, das von der Reichsbank herbeigebrachte Gold wie jenes<br />

anderer Zentralbanken zu behandeln, erwies sie Deutschland einen wertvollen <strong>Die</strong>nst. Dabei<br />

wurden sich <strong>die</strong> Entscheidungsträger der SNB der politischen Tragweite ihres Tuns recht bald<br />

bewusst. SNB-Generaldirektor Paul Rossy, der für <strong>die</strong> Verwaltung der Goldreserven verantwortlich<br />

war <strong>und</strong> in regelmässigem Kontakt zum B<strong>und</strong>esrat <strong>und</strong> zur B<strong>und</strong>esverwaltung stand,<br />

berichtete Ende Oktober 1940 seinen Kollegen <strong>im</strong> Direktorium von einer Unterredung <strong>im</strong><br />

Politischen Departement zur Frage der Goldgeschäfte mit Deutschland. Rossy stellte fest, dass<br />

das EPD es «begrüsse», wenn sich der Geschäftsverkehr mit der Reichsbank «glatt abwickle»,<br />

wobei das Departement andererseits gewisse Bedenken äusserte «mit Bezug auf das Verhalten<br />

Amerikas». 54 Damals begann <strong>die</strong> SNB, mit einer möglichen Finanzblockade durch <strong>die</strong> USA zu<br />

rechnen. Vorläufig sah sie aber keine grosse Gefahr für ihre dort liegenden Reserven:<br />

53<br />

54<br />

DDS, Band 13, Nr. 364, S. 890.<br />

«Das II. Departement hatte kürzlich Gelegenheit, sich wegen der mit der Reichsbank getätigten Goldgeschäfte mit dem<br />

Eidg. Politischen Departement zu besprechen. An <strong>und</strong> für sich begrüsst es das Politische Departement, wenn der<br />

Geschäftsverkehr mit der Reichsbank sich in <strong>die</strong>ser Hinsicht glatt abwickelt. Immerhin wurden gewisse Bedenken

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