19.11.2013 Aufrufe

Die Schweiz und die Goldtransaktionen im Zweiten Weltkrieg

Die Schweiz und die Goldtransaktionen im Zweiten Weltkrieg

Die Schweiz und die Goldtransaktionen im Zweiten Weltkrieg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Zwischenbericht Gold 154<br />

Kapitel 3<br />

3.3 <strong>Die</strong> Blockierung der schweizerischen Währungsreserven, <strong>die</strong> Dollarbewirtschaftung<br />

<strong>und</strong> der Finanzdollarmarkt<br />

Am 14. Juni 1941 wurden alle kontinentaleuropäischen Guthaben, auch <strong>die</strong> der neutralen<br />

Staaten, blockiert. 18 Der Kapitalabfluss von den USA zurück in <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> war damit unterbrochen.<br />

Auch für <strong>die</strong> SNB schlug der Vorteil, den man sich von einer physischen Transferierung<br />

der Goldbestände vor allem nach New York versprochen hatte, nun in einen Nachteil<br />

um, konnte sie doch nicht mehr frei über ihr Währungsgold verfügen <strong>und</strong> <strong>die</strong>ses weder uneingeschränkt<br />

verkaufen noch physisch transferieren. 19 <strong>Die</strong> Anstrengungen, <strong>die</strong> schweizerischerseits<br />

unternommen wurden, um das amerikanische Embargo zu lockern, blieben nicht nur<br />

erfolglos; vielmehr wurden <strong>die</strong> Kontrollmassnahmen in der Folge noch verschärft.<br />

<strong>Die</strong> Blockade der grossen Devisen- <strong>und</strong> Goldbestände der SNB verhinderte nicht, dass sich der<br />

Zahlungsverkehr zwischen der <strong>Schweiz</strong> <strong>und</strong> den USA lebhaft entwickelte. <strong>Die</strong> SNB sah sich<br />

mit einem steigenden Dollarangebot konfrontiert. <strong>Die</strong> damit einhergehende Geldschöpfung<br />

wurde als Problem betrachtet. Gründe dafür waren <strong>die</strong> Aufblähung der blockierten<br />

Währungsreserven in den USA, <strong>die</strong> Verflüssigung des Geldmarktes, der Druck auf <strong>die</strong> Zinsen<br />

sowie Preissteigerungen. Obwohl Exponenten der SNB eine enge Version der Quantitätsgleichung<br />

des Geldes als wenig plausibel erachteten, gingen sowohl <strong>die</strong> Währungs- wie auch<br />

<strong>die</strong> politischen Behörden davon aus, dass eine Geldpolitik, <strong>die</strong> durch <strong>die</strong> Bedürfnisse der<br />

Aussenwirtschaft gelenkt wird, wichtige Zielsetzungen der schweizerischen Kriegswirtschaft<br />

gefährden konnte. 20 Deshalb nahm <strong>die</strong> SNB nun eine Neuausrichtung ihrer Valutapolitik vor.<br />

Der Vorkriegs-Dollarkurs von Fr. 4.30 wurde beibehalten; aus währungspolitischen Gründen<br />

war <strong>die</strong> SNB jedoch nicht länger bereit, alle ihr zufliessenden Dollars entgegenzunehmen. So<br />

kam es zu einem Dollarüberhang, <strong>und</strong> vor allem in New York bildete sich ein freier<br />

Devisenmarkt heraus. Aufgr<strong>und</strong> der sinkenden Kurse für <strong>die</strong> amerikanische Währung nahm<br />

<strong>die</strong>ser den Charakter eines Schwarzmarktes an, auf dem prägnante Baissen notiert wurden.<br />

Vor allem für den Aussenhandel brachte <strong>die</strong>s Probleme, neigten doch <strong>die</strong> Exporteure dazu, ihre<br />

Dollarerträge zum offiziellen Kurs an <strong>die</strong> SNB abzutreten, während Importeure geneigt waren,<br />

sich <strong>die</strong> Schwäche des Dollars auf dem inoffiziellen Markt zunutze zu machen.<br />

Das Kernstück der nun getroffenen Gegenmassnahmen war <strong>die</strong> Dollarbewirtschaftung, <strong>die</strong> am<br />

24. September 1941 mit einem Gentlemen’s Agreement zwischen der SNB <strong>und</strong> der <strong>die</strong><br />

Geschäftsbanken vertretenden SBVg zustande kam. 21 <strong>Die</strong>se sogenannte «Konvention X» legte<br />

18<br />

19<br />

20<br />

21<br />

The President’s Executive Order on Seizure of Foreign Assets, Abschrift aus der New York T<strong>im</strong>es, 15. Juni 1941. Eine<br />

Abschrift davon befindet sich <strong>im</strong> <strong>Schweiz</strong>erischen B<strong>und</strong>esarchiv in Bern, BAR E 2001 (D) 2, Band 252.<br />

So wird der Versuch vom Oktober 1941, 10 000 kg (50 Millionen Franken) <strong>Schweiz</strong>er Gold in <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong><br />

zurückzuschiffen, abgelehnt: BAR E 2001 (D) 2, Band 231; <strong>die</strong> SNB konnte zum Beispiel keine <strong>Goldtransaktionen</strong><br />

zugunsten Portugals mit ihrem in den USA deponierten Gold machen. Memorandum des EPD vom 24.11.41, BAR E<br />

2001 (E) 2, Band 252; Kaech 1959, S. 10–11.<br />

Pahud 1950; Feisst 1950.<br />

Siehe dazu Halbeisen 1998.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!