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Die Schweiz und die Goldtransaktionen im Zweiten Weltkrieg

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Zwischenbericht Gold 132<br />

Kapitel 2<br />

de France anvertraut, <strong>die</strong> das Gold kurz vor dem deutschen Überfall nach Dakar in Westafrika<br />

transportieren liess. Nach dem Waffenstillstand mit dem Reich lieferte Vichy-Frankreich das<br />

belgische Gold auf deutschen Druck hin der Reichsbank aus. 292 Im Februar 1941 informierte<br />

SNB-Generaldirektor Schnorf den Bankausschuss darüber, dass «ein Betrag von 260 Millionen<br />

Dollar belgisches Gold, also mehr als 1 Milliarde <strong>Schweiz</strong>erfranken, ... von Dakar, wohin es<br />

geflüchtet worden war, nach Belgien zurücktransportiert worden» war. 293<br />

Folgt man der Darstellung von Werner Rings, der <strong>die</strong> abenteuerliche Reise des belgischen<br />

Notenbankschatzes von Dakar via T<strong>im</strong>buktu <strong>und</strong> Algier ausführlich schildert, so begann der<br />

Rücktransport des Goldes <strong>im</strong> Herbst 1940 <strong>und</strong> erfolgte zunächst nach Marseille. Dort traf eine<br />

erste Ladung <strong>im</strong> November 1940 ein <strong>und</strong> wurde an deutsche Behörden übergeben. Gut<br />

18 Monate sollte es dauern, den Goldschatz vollständig nach Berlin zu schaffen. 294 Im September<br />

1942 übernahm Deutschland offiziell das belgische Gold unter Anerbietung von<br />

Reichsmark an Zahlungs Statt, um damit den Schein der Legalität zu wahren. <strong>Die</strong> belgische<br />

Notenbank hatte sich jedoch von Anfang an geweigert, den Goldraub durch <strong>die</strong> Annahme einer<br />

Bezahlung von Deutschland zu akzeptieren. Sie hielt vielmehr am Standpunkt fest, wonach<br />

allein <strong>die</strong> französische Notenbank für das ihr anvertraute Gold <strong>die</strong> Verantwortung trage. 295 <strong>Die</strong><br />

in London domizilierte belgische Exilregierung strengte darum in den USA einen Prozess<br />

gegen <strong>die</strong> Banque de France an <strong>und</strong> forderte, dass <strong>die</strong>se durch eine Entschädigung mit in New<br />

York lagerndem Gold zugunsten Belgiens aufkommen sollte. Das gerichtliche Verfahren war<br />

aus der Weltpresse bekannt; ab Sommer 1941 konnte man auch in der schweizerischen Presse<br />

darüber lesen. 296<br />

Neben dem Schicksal des belgischen Goldes verfolgte <strong>die</strong> SNB auch das Geschehen um das<br />

niederländische Zentralbankgold recht genau. Über <strong>die</strong> Einzelheiten war sie offenbar aber nur<br />

ungenügend informiert. Noch <strong>im</strong> September 1941 ging das Direktorium davon aus, dass <strong>die</strong><br />

holländische Exilregierung in London «den Goldschatz der Nederlandschen Bank fast<br />

vollständig in ihrer Gewalt» habe. 297 In den Monaten davor hatten <strong>die</strong> SNB-Leiter indes schon<br />

beobachtet, dass sich der Goldbestand der niederländischen Zentralbank nach dem Einmarsch<br />

der Wehrmacht in Amsterdam trotz Neueingängen aus Requisitionen laufend verringere. «Was<br />

mit dem Gold geschieht, ist bis heute nicht bekanntgegeben worden.» 298 <strong>Die</strong> Beschlagnahmung<br />

von Gold in den besetzten Gebieten war damals kein Gehe<strong>im</strong>nis. Ein ausführlicher Presseartikel<br />

292 <strong>Die</strong> Geschichte um das belgische Zentralbankengold ist aus der Literatur bekannt <strong>und</strong> wird hier nur sehr kurz <strong>und</strong><br />

vereinfacht dargestellt. Für eine ausführliche Beschreibung siehe Smith 1989, S. 11–25, 36–37; Rings 1996, S. 20–30;<br />

Fior 1997, S. 45–46.<br />

293 Archiv SNB, Protokoll des Bankausschusses, 27.2.1941, S. 111. Siehe Fior 1997, S. 46.<br />

294 Rings 1996, S. 24–28. Von den 4944 Kisten, in denen das belgische Gold verpackt war, befanden sich Ende Mai 1942<br />

genau 4854 Kisten auf einem speziell dafür eingerichteten Depot bei der Reichsbank in Berlin. Smith 1989, S. 14, 21.<br />

295 Smith 1989, S. 36.<br />

296 Rings 1996, S. 29–30, dort auch Anm. 34. Erst <strong>im</strong> März 1942 wurde der Bankausschuss der SNB über den Prozess<br />

durch das SNB-Direktorium informiert. Fior 1997, S. 46. Siehe auch DDS, Band 15, S. 1129.<br />

297 Archiv SNB, Protokoll des Bankausschusses, 18.9.1941, S. 542. Siehe auch Fior 1997, S. 46.<br />

298 Archiv SNB, Protokoll des Bankausschusses, 15.5.1941, S. 273.

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