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Die Schweiz und die Goldtransaktionen im Zweiten Weltkrieg

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Zwischenbericht Gold 45<br />

Kapitel 1<br />

Behörden über das bei Kriegsende in (Gross-)Deutschland sichergestellte Gold enthalten ist, wird<br />

es aus Gründen der Vollständigkeit in <strong>die</strong> Tabelle aufgenommen, obwohl es nicht durch <strong>die</strong><br />

Buchung der Reichsbank gelaufen war <strong>und</strong> insofern eine Ausnahme darstellte.<br />

<strong>Die</strong> Währungsreserven der Banca d’Italia waren 1943 von Rom nach Mailand verlagert worden.<br />

Im April 1944 wurden r<strong>und</strong> 23,4 Tonnen Gold über Chiasso in <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> transportiert, knapp 11<br />

Tonnen für <strong>die</strong> Nationalbank, 12,6 Tonnen für <strong>die</strong> Bank für Internationalen Zahlungsausgleich. 88<br />

Ungefähr 71 Tonnen Edelmetall 89 aus den Beständen der Banca d’Italia wurden in zwei Transporten<br />

Anfang März 1944 <strong>und</strong> <strong>im</strong> Oktober 1944 von Fortezza (Franzensfeste) südlich des Brenners<br />

nach Berlin spe<strong>die</strong>rt. Laut einer Aussage Emil Puhls sollten <strong>die</strong>se Lieferungen gemäss einem Abkommen<br />

zwischen deutschen <strong>und</strong> italienischen Stellen als Italiens «Kontribution» zum Krieg an der<br />

Ostfront fungieren. 90 In Berlin entnahm das Auswärtige Amt 135 Beutel mit Goldmünzen aus den<br />

Lieferungen mit dem Gewicht von 7 Tonnen Feingold; den grösseren Teil übernahm <strong>die</strong> Reichsbank.<br />

Der in der Tabelle angegebene Wert von 71,9 Mio. $ beinhaltet – weil es sich um eine Zusammenstellung<br />

über <strong>die</strong> Reichsbankoperationen handelt – nicht <strong>die</strong> vom Auswärtigen Amt übernommenen<br />

Mengen, sondern setzt sich aus jenen Teilen der italienischen Bestände zusammen, <strong>die</strong><br />

von der Reichsbank verbucht wurden. 91 Laut einer Aufzeichnung der Reichsbank-Hauptkasse<br />

stammte ein Teil des von Italien übernommenen Edelmetalls mit einem Wert von ca. 10 Mio. $<br />

ursprünglich aus Jugoslawien. 92 <strong>Die</strong>se Währungsreserven der jugoslawischen Nationalbank waren<br />

vermutlich 1941 nach der Zerschlagung Jugoslawiens von italienischen Streitkräften in Dalmatien<br />

erbeutet worden. 93<br />

II/4. Andere Zentralbanken. <strong>Die</strong> Deutschen bemächtigten sich verschiedener anderer Nationalbanken<br />

<strong>und</strong> beschlagnahmten ihre Goldreserven. Dazu zählten unter anderem Griechenland, Jugoslawien,<br />

Danzig <strong>und</strong> Albanien. 94 Der Gesamtwert <strong>die</strong>ser Beute belief sich auf 10,1 Mio. $. 95<br />

III. Gold Privater. Schon in den frühen 30er Jahren ergriff <strong>die</strong> deutsche Regierung Massnahmen,<br />

ihre Goldbestände zu vermehren, indem sie das Recht auf den Besitz von Gold<br />

einschränkte oder private Goldguthaben konfiszierte. Während des Kriegs wurden <strong>die</strong>se<br />

Best<strong>im</strong>mungen <strong>im</strong>mer drakonischer; sie wurden sowohl gegenüber deutschen Staatsbürgern als<br />

auch Privatpersonen in besetzten Staaten umgesetzt. Bedeutende Mengen von Gold wurden<br />

88<br />

89<br />

90<br />

91<br />

92<br />

93<br />

94<br />

95<br />

<strong>Die</strong> Hintergründe <strong>die</strong>ser Transfers werden in Gian Trepps Stu<strong>die</strong> über <strong>die</strong> Bank für Internationalen Zahlungsausgleich<br />

dargestellt. Trepp 1996, S. 123ff. Seine Zahlenangaben (ibid., S. 127) werden durch den <strong>im</strong> Dezember 1997 von der<br />

Banca d’Italia an der Londoner Goldkonferenz vorgestellten Bericht leicht modifiziert. Bank of Italy, The story of the<br />

gold deposited at the Bank of Italy (1943–1958), Prepared by the Historical Archive of the Bank of Italy, 1997, in der<br />

Folge als Bank of Italy zitiert.<br />

<strong>Die</strong> Übergabeprotokolle geben <strong>die</strong> Werte der Lieferungen mit 141 Millionen Reichsmark beziehungsweise r<strong>und</strong> 60<br />

Millionen Reichsmark an; siehe <strong>die</strong> Beilagen in U.S. National Archives, RG 407, Entry 368, Box 1034, Report on Gold<br />

of the Banca d’Italia Taken to Germany and Subsequently Entered on the Books of the German Reichsbank, 14. 12.<br />

1945, OMGUS, Division of Investigation of Cartels and External Assets.<br />

Report on Gold of the Banca d’Italia. Das in Fortezza verbliebene Gold <strong>im</strong> Wert von 27,9 Millionen Dollar wurde nicht<br />

in <strong>die</strong> vorliegende Zusammenstellung aufgenommen. Bank of Italy.<br />

Bei der Reichsbank wurden <strong>die</strong>se Bestände unter den folgenden Bezeichnungen geführt: Asservat Auswärtiges Amt –<br />

Italienisches Gold I, Asservat Auswärtiges Amt II, Depot Auswärtiges Amt 10 Millionen Reichsmark, Asservat Nr. 5<br />

Auswärtiges Amt, «Istcambi»-Gold (der ersten Lieferung entnommen <strong>und</strong> <strong>im</strong> Asservat DER <strong>und</strong> Goldankauf verbucht);<br />

siehe Bank of Italy.<br />

Beilage zu Report on Gold of the Banca d’Italia, Aufzeichnung der Hauptkasse, Berlin 16. November 1944.<br />

Siehe Smith 1989, S. 26f.<br />

Polen hatte vor dem Krieg substantielle Goldreserven, konnte aber den grössten Teil davon aus dem Land schaffen,<br />

bevor <strong>die</strong> Deutschen es beschlagnahmen konnten.<br />

Vierjahresplanakten.

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