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Die Schweiz und die Goldtransaktionen im Zweiten Weltkrieg

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Zwischenbericht Gold 169<br />

Kapitel 4<br />

Bankverein (SBV). In einer Notiz von Oktober 1942 hielt Maurice Golay, Präsident der<br />

Generaldirektion des SBV, <strong>die</strong> Einwilligung von SNB-Generaldirektor Rossy zu einem<br />

Goldgeschäft fest, mit welchem sich der SBV auf dem schwarzen Markt mit Gold eindecken<br />

wollte. <strong>Die</strong> SNB war offenbar bereit, solche Geschäfte bis zu einem gewissen Ausmass zu<br />

tolerieren. Der SBV sicherte sich dabei <strong>im</strong> voraus durch eine Kontaktnahme auf höchster<br />

Ebene ab. Warum <strong>die</strong> Notenbank zu <strong>die</strong>sen Praktiken Hand bot, kann nur vermutet werden.<br />

Denkbar wäre, dass <strong>die</strong> Lage dank guter persönlicher Kontakte übersichtlich blieb <strong>und</strong> es der<br />

SNB dadurch möglich wurde, das Marktgeschehen aus nächster Nähe zu verfolgen. Golay<br />

führte aus:<br />

«J’expose à M. Rossy que le Banco de España dispose encore, d’après les renseignements que<br />

nous avons, de 35 millions de dollars en eagles. Il serait très <strong>im</strong>portant pour nous de pouvoir<br />

nous assurer l’échange de ces monnaies et, pour ce faire, nous devons rester en contact avec le<br />

Banco de España et lui offrir de temps en temps des échanges. Cependant, nous ne désirons<br />

plus d<strong>im</strong>inuer notre stock de lingots, car nous considérons qu’il est dans l’intérêt suisse que<br />

nous en conservions une certaine quantité.<br />

Nous avons trouvé un de nos amis, courtier en métaux précieux, qui serait disposé à nous<br />

vendre des lingots au cours de frs. 4,970.– le kg. Nous avons la conviction que ce courtier se<br />

procurerait ces lingots dans le marché noir à un cours de x dont nous aurions à lui tenir<br />

compte sous une autre forme dans les affaires en compte-joint que nous pourrions traiter avec<br />

lui.<br />

Il faut remarquer à ce sujet qu’il y a fort peu de chance que ces transactions viennent à la<br />

connaissance de la Banque Nationale Suisse, car elles se feront très probablement sur un<br />

max<strong>im</strong>um de 500 kg.<br />

Je demande donc à M. Rossy, dans l’intérêt de nos relations avec le Banco de España, de<br />

fermer les yeux pour le cas où la chose viendrait à sa connaissance, et je m’engage de mon<br />

côté à ne pas traiter avec ce courtier pour plus de 500 kg.<br />

M. Rossy se déclare d’accord.» 7<br />

Der weitaus grösste Teil der schweizerischen <strong>Goldtransaktionen</strong> <strong>im</strong> Krieg fand indes ganz legal<br />

<strong>und</strong> zu den offiziellen Höchstpreisen statt. Der mit Abstand wichtigste Akteur war <strong>die</strong> SNB,<br />

<strong>die</strong> den grenzüberschreitenden Handel mit Barren <strong>und</strong> Münzen spätestens ab Ende 1942 dominierte.<br />

Besonderes Gewicht am Markt hatten ausserdem <strong>die</strong> Grossbanken sowie <strong>im</strong> Inlandgeschäft<br />

einzelne grosse Kantonalbanken.<br />

<strong>Die</strong> Struktur des schweizerischen Finanzplatzes <strong>und</strong> <strong>die</strong> unterschiedlichen Funktionen der<br />

einzelnen Bankengruppen können hier nicht ausführlich dargestellt werden. 8 Einige begriffliche<br />

Klärungen sind für das Verständnis der weiteren Ausführungen indes unerlässlich: In Übereinst<strong>im</strong>mung<br />

mit der üblichen Verwendung bezeichnet der Ausdruck «Geschäftsbank» in <strong>die</strong>sem<br />

Text alle Banken ausser der Nationalbank, <strong>die</strong> als zentrales Währungsinstitut keinen kommer-<br />

7<br />

8<br />

Historisches Archiv SBV, Handakten Maurice Golay, Aktennotiz von Maurice Golay, Präsident der Generaldirektion<br />

des SBV, «Commerce de l’or, Visite à Monsieur Rossy le 5 octobre 1942», 7.10.1942.<br />

Für einen Überblick: Ritzmann 1973; Cassis 1995a; Körner 1993; siehe auch Perrenoud 1987/88, S. 65–67.

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