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Die Schweiz und die Goldtransaktionen im Zweiten Weltkrieg

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Zwischenbericht Gold 90<br />

Kapitel 2<br />

Im Oktober 1941 veranschlagte das Direktorium das Volumen der Drehscheibengeschäfte mit<br />

Escudos zugunsten der Reichsbank also auf 60 Millionen Franken. <strong>Die</strong>se Zahl lässt sich in<br />

Beziehung setzen zu den gesamten Goldlieferungen der Reichsbank an schweizerische<br />

Geschäftsbanken bis zu jenem Zeitpunkt, <strong>die</strong> gemäss Berechnungen der UEK r<strong>und</strong><br />

244 Millionen Franken betrugen. 88 Etwa ein Viertel der <strong>Goldtransaktionen</strong> zwischen den<br />

<strong>Schweiz</strong>er Banken <strong>und</strong> der Reichsbank gingen demzufolge auf den Handel mit Escudos<br />

zurück, der indirekt der Versorgung der deutschen Kriegswirtschaft <strong>die</strong>nte. Dabei verwendete<br />

Deutschland <strong>die</strong> Escudos nicht ausschliesslich für den Kauf von Wolfram aus Portugal, sondern<br />

offensichtlich auch für <strong>die</strong> Bezahlung von Rüstungsgütern aus Südamerika. 89<br />

<strong>Die</strong> Bitte des Direktoriums an Emil Puhl, das Gold zukünftig nicht mehr an <strong>die</strong><br />

schweizerischen Geschäftsbanken, sondern nur noch an <strong>die</strong> Nationalbank zu liefern, verfehlte<br />

ihre Wirkung nicht. <strong>Die</strong> Reichsbank lieferte von da an nur noch an das Währungsinstitut, <strong>und</strong><br />

zwar in stark zunehmendem Umfang (siehe Grafik I oben). Bereits am 9. Oktober 1941<br />

vermerkte das Direktorium zum Handel mit Escudos, <strong>die</strong> Reichsbank habe der Nationalbank,<br />

«dem Wunsche [der SNB] Folge gebend», bereits zwe<strong>im</strong>al je 2 Tonnen Gold abgetreten. 90<br />

Dem Bankausschuss präsentierte man <strong>die</strong> Sache am 23. Oktober 1941 so:<br />

«Mit der Reichsbank ist <strong>die</strong> Angelegenheit Goldverkauf nach der <strong>Schweiz</strong> als Gegenposten der<br />

dort gekauften Escudos anlässlich des Besuches von Herrn Vizepräsident Puhl geordnet<br />

worden. Sie hat uns seither 7000 kg Gold verkauft. Ähnliche Beträge hat der Banco de<br />

Portugal bei uns abgezogen. Wir selbst müssen, um unsere Escudos-Verkäufe in der <strong>Schweiz</strong><br />

zu decken, etwa jede Woche dem Banco de Portugal 500 kg Gold verkaufen. Andere<br />

Goldausgänge hatten wir in der letzten Zeit nicht zu verzeichnen, dagegen noch einige<br />

Eingänge aus Frankreich <strong>und</strong> aus Schweden, aus welchem Lande wir sozusagen unser<br />

gesamtes Gold repatriiert haben.» 91<br />

<strong>Die</strong> guten Kontakte der SNB-Spitze zu Puhl ermöglichten es, durch eine mündliche Absprache<br />

den Goldhandel zwischen Deutschland <strong>und</strong> der <strong>Schweiz</strong> auf eine andere Ebene zu bringen. Von<br />

nun an war <strong>die</strong> Goldpolitik der Nationalbank <strong>im</strong> Dreieck Berlin–Bern–Lissabon bestens<br />

verankert. <strong>Die</strong> Beziehungen zum Banco de Portugal intensivierten sich, was sich schon daran<br />

ablesen lässt, dass <strong>die</strong> Zentralbank 1941 gleich vier Depots bei der SNB einrichten liess, über<br />

welche <strong>die</strong> beschriebenen Drehscheibengeschäfte mit Deutschland <strong>im</strong> grossen Ausmass <strong>und</strong><br />

ohne unkontrollierbaren Rückgang der schweizerischen Inlandgoldreserven abliefen. 92<br />

88<br />

89<br />

90<br />

91<br />

92<br />

Siehe dazu Tabelle V in Kapitel 1.<br />

Zur Verwendung der Escudos in Südamerika siehe Trepp 1993, S. 60 <strong>und</strong> <strong>die</strong> dort zitierte Literatur.<br />

Archiv SNB, Protokoll des Direktoriums, 9.10. 1941, Nr. 739, S. 917.<br />

Archiv SNB, Protokoll des Bankausschusses, 23.10.1941, S. 612.<br />

Auf das Depot A des Banco de Portugal flossen 1941 aus den Berner Goldvorräten der SNB zwischen dem 25. Juni<br />

<strong>und</strong> dem 23. Dezember insgesamt 807 Barren <strong>im</strong> Wert von gut 49,3 Millionen Franken Dazu kamen ab Juli des Jahres<br />

2609 Barren <strong>im</strong> Wert von 160,4 Millionen Franken auf das Depot B des Banco in Bern, ebenfalls aus den Beständen<br />

der SNB stammend. Im November wurde ein Teil <strong>die</strong>ses Goldes (126 Barren) auf ein drittes Depot des Banco in Bern<br />

übertragen, das <strong>die</strong> Bezeichnung «Spezialkonto» trug. Ein anderer Teil (216 Barren) gelangte auf eines von damals<br />

zwölf Depots, über welche <strong>die</strong> Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) bei der SNB verfügte. Transaktionen<br />

zwischen der BIZ <strong>und</strong> der portugiesischen Zentralbank via Bern fanden 1941 auch in umgekehrter Richtung statt. So<br />

wanderten vom BIZ-Depot Nr. 11 insgesamt 129 Barren auf ein viertes Konto des Banco de Portugal in Bern mit der<br />

Bezeichnung «Depot D». Dort blieb das Gold nur einige Wochen <strong>und</strong> wurde <strong>im</strong> Oktober <strong>und</strong> November 1941 in drei

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