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Die Schweiz und die Goldtransaktionen im Zweiten Weltkrieg

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Zwischenbericht Gold 165<br />

Kapitel 3<br />

<strong>Die</strong> Goldsterilisierungspolitik des B<strong>und</strong>es war <strong>die</strong> wichtigste Antwort auf <strong>die</strong>se Druckversuche.<br />

Um einerseits gleichzeitig normale Beziehungen zu den Alliierten aufrechtzuerhalten,<br />

andererseits <strong>die</strong> wirtschaftlichen Prosperität sowie <strong>die</strong> politische <strong>und</strong> monetäre Stabilität des<br />

Landes zu garantieren, waren <strong>die</strong> B<strong>und</strong>esbehörden bereit, Gold zu kaufen <strong>und</strong> damit einen<br />

ansehnlichen Teil der schweizerischen Währungsreserven zu übernehmen. Um <strong>die</strong>se Goldübernahmen<br />

zu finanzieren, nahm <strong>die</strong> Eidgenossenschaft öffentliche Anleihen auf, was einer<br />

Geldabschöpfungsoperation gleichkam, <strong>die</strong> dazu beitrug, <strong>die</strong> Geldmenge in der <strong>Schweiz</strong> zu<br />

verkleinern. <strong>Die</strong>se Finanzierung des Goldes brachte damit auch beträchtliche Kosten für <strong>die</strong><br />

Eidgenossenschaft. 64 <strong>Die</strong> B<strong>und</strong>esbehörden rechtfertigten sie <strong>im</strong> Namen der Landesverteidigung,<br />

zu welcher nicht nur militärische Massnahmen gehörten, sondern auch Vorkehrungen,<br />

welche <strong>die</strong> Aussenhandelsbeziehungen <strong>und</strong> den schweizerischen Finanzplatz förderten <strong>und</strong><br />

gleichzeitig <strong>die</strong> Kriegswirtschaft geldpolitisch unterstützten. 65<br />

In <strong>die</strong>sem Zusammenhang stellt sich <strong>die</strong> Frage, in wieweit Dollarbewirtschaftung <strong>und</strong><br />

Goldübernahmen durch den B<strong>und</strong> den Spielraum für <strong>die</strong> Goldkäufe von der Reichsbank<br />

vergrösserten. 66 Zwar verbietet sich generell ein direkter Vergleich zwischen den Goldoperationen<br />

mit den Alliierten <strong>und</strong> der Achse, da den Übernahmen unterschiedliche wirtschaftliche<br />

Transaktionen zugr<strong>und</strong>e lagen <strong>und</strong> sie <strong>im</strong> einen Fall mit legal erworbenem, <strong>im</strong> anderen Fall<br />

teilweise mit Raubgold durchgeführt wurden. Doch bezogen auf den Geldschöpfungsmechanismus<br />

existiert gr<strong>und</strong>sätzlich kein Unterschied zwischen Devisen- <strong>und</strong> Goldkäufen von<br />

seiten der Alliierten oder der Achsenmächte. Der B<strong>und</strong> half mit dem Kauf von Goldbeständen,<br />

<strong>die</strong> in den USA blockiert waren, der SNB, den monetär induzierten Teuerungstendenzen in der<br />

<strong>Schweiz</strong> entgegenzuwirken. Somit konnte <strong>die</strong> SNB ihre Goldübernahmen von Deutschland<br />

ohne währungspolitische Bedenken bis in das Jahr 1945 fortsetzen. <strong>Die</strong>s obwohl in der zweiten<br />

Hälfte der Kriegsperiode den Goldkäufen von der Reichsbank kaum noch Goldverkäufe der<br />

SNB an neutrale Länder wie Portugal <strong>und</strong> Spanien gegenüberstanden. In der ersten Phase des<br />

Kriegs hatten gerade <strong>die</strong> Dreiecksgeschäfte zwischen Deutschland, der <strong>Schweiz</strong> <strong>und</strong> den<br />

Netto-Goldabnehmern der SNB (Portugal, Spanien, Rumänien) zu einem Rückgang an <strong>im</strong><br />

Inland verfügbarem Gold geführt (siehe Kapitel 2). 67 Nachdem <strong>die</strong>se Drehscheiben-Effekte an<br />

Wirkung verloren hatten, verstärkten <strong>die</strong> Goldkäufe der SNB von Deutschland tendentiell den<br />

Preisauftrieb in der <strong>Schweiz</strong>, sofern sie nicht durch Goldabgaben an den Markt kompensiert<br />

wurden. Neben den Verkäufen <strong>im</strong> Inland begann nun <strong>die</strong> Goldsterilisierung <strong>die</strong> Notenbankbilanz<br />

zusätzlich zu entlasten <strong>und</strong> deren übermässige Aufblähung zu verhindern.<br />

64<br />

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67<br />

Siehe Tanner 1986, S. 248–257.<br />

Siehe Vortrag von Prof. Ed. Kellenberger «Der Goldschatz des B<strong>und</strong>es», 27.3.1946, BAR E 6100 (B) 1972/96 241,<br />

Band 37. <strong>Die</strong>ser hohe Finanzbeamte zählte <strong>die</strong> für <strong>die</strong> Goldsterilisierung eingesetzte Milliarde Franken zu den 7<br />

Milliarden, welche für <strong>die</strong> militärische Verteidigung des schweizerischen Territoriums verwendet wurden.<br />

Siehe Durrer 1984, S. 69.<br />

Siehe dazu auch den zeitlichen Verlauf der Netto-Goldverkäufe der SNB an Portugal, Spanien, Schweden <strong>und</strong><br />

Rumänien in Anhang 2, Tabelle XX.

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