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Die Schweiz und die Goldtransaktionen im Zweiten Weltkrieg

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Zwischenbericht Gold 150<br />

Kapitel 3<br />

werden einige wichtige Voraussetzungen, <strong>die</strong> während der Kriegsjahre zu den umfangreichen<br />

Goldkäufen in den USA, in Kanada <strong>und</strong> in England geführt haben, dargestellt.<br />

3.2 Der Gold- <strong>und</strong> Kapitalbestand der <strong>Schweiz</strong> <strong>im</strong> alliierten Raum<br />

Das sogenannte freezing, dem <strong>im</strong> Juni 1941 <strong>die</strong> schweizerischen Vermögen in den USA<br />

unterworfen wurden, betraf sowohl private Kapitalanleger als auch <strong>die</strong> SNB <strong>und</strong> den B<strong>und</strong>.<br />

Durch einen über Jahrzehnte hin anhaltenden Kapitalexport hatten sich schweizerische<br />

Investoren auch in den angelsächsischen Ländern beträchtliche Nettovermögenspositionen<br />

aufgebaut, welche <strong>die</strong> schweizerische Kapitalertragsbilanz al<strong>im</strong>entierten <strong>und</strong> einen substantiellen<br />

Beitrag zur Finanzierung des Defizits der traditionell negativen Handelsbilanz <strong>und</strong> damit<br />

zum Zahlungsbilanzausgleich leisteten. Zu den langfristigen Kapitalanlagen kam vor allem seit<br />

den 1930er Jahren ein zunehmendes Volumen an volatilen <strong>und</strong> spekulativen Kapitalien, damals<br />

bereits «hot money» genannt, dessen internationale Mobilität sich an kürzerfristigen<br />

Gewinnmöglichkeiten orientierte oder auch durch Sicherheitsüberlegungen motiviert war. 7 <strong>Die</strong><br />

amtlichen amerikanischen Berichte bezifferten <strong>die</strong> privaten Guthaben der <strong>Schweiz</strong> in den<br />

USA <strong>im</strong> Sommer 1941 auf r<strong>und</strong> 1484 Millionen Dollar (6242 Millionen Franken). 8<br />

Das<br />

waren <strong>im</strong> internationalen Vergleich Höchstwerte. 9<br />

<strong>Die</strong> kurzfristigen Kapitalien konfrontierten den schweizerischen Markt <strong>und</strong> <strong>die</strong> Währungsbehörden<br />

mit erratischen Bewegungen <strong>und</strong> grosser Unsicherheit. So bewirkten <strong>die</strong> Befürchtungen,<br />

dass <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> trotz ihrer Neutralität in <strong>die</strong> kriegerischen Ereignisse miteinbezogen<br />

werden könnte, bereits vor Ausbruch des Krieges einen umfangreichen Abfluss privater<br />

Kapitalanlagen nach den Vereinigten Staaten. Seit der Verhängung einer Sperre der Guthaben<br />

der von Deutschland besetzten Länder in den USA <strong>im</strong> Jahr 1940 wurde <strong>im</strong> amerikanischen<br />

Aussenministerium <strong>und</strong> <strong>im</strong> Schatzamt <strong>die</strong> Ausdehnung <strong>die</strong>ser Massnahme auch auf alle anderen<br />

kontinentaleuropäischen Staaten diskutiert. Dabei wurde davon ausgegangen, <strong>die</strong> neutralen<br />

Staaten könnten von den wirtschaftlich isolierten Achsenmächten für Finanztransaktionen<br />

benutzt werden. Zudem befürchtete man <strong>die</strong> Besetzung neutraler Länder durch <strong>die</strong> Wehrmacht.<br />

Bis zur Guthabenblockade 1941 führten vor allem <strong>die</strong> seit Sommer 1940 stattfindenden<br />

Rückflüsse von Fluchtgeldern aus den USA in <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> zu einem rasanten Anwachsen der<br />

7<br />

8<br />

9<br />

«Hot Money» sei, so das Handbuch für Bank-, Geld- <strong>und</strong> Börsenwesens, ein «neuer Ausdruck für Gelder unruhigen,<br />

unstabilen Charakters, <strong>die</strong> bald hier, bald dort eine Anlage suchen», ohne dass eine feste Einbindung beabsichtigt ist<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> zur «Aufblähung der Bankbilanzen» beigetragen <strong>und</strong> das erste Gentlemen’s Agreement von 1937 notwendig<br />

gemacht hätten. Handbuch des Geld-, Bank- <strong>und</strong> Börsenwesens 1947, S. 272. Siehe des weiteren Blumenfeld 1941.<br />

In <strong>die</strong>se Zahlenangabe waren allerdings auch ausländische Fluchtkapitalien eingeschlossen, <strong>die</strong> über <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> nach<br />

den USA unter <strong>Schweiz</strong>er Namen transferiert wurden.<br />

Reichenau, «Transfer der Erträgnisse schweizerischer Guthaben in den Vereinigten Staaten von Amerika nach der<br />

<strong>Schweiz</strong>», Dezember 1942, BAR E 2001 (D) 2, Band 253; vergleiche <strong>die</strong> Tatsache, dass <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong>erische<br />

Verrechnungsstelle nach Kriegsende nur den Betrag von 4,6 Milliarden Franken als <strong>Schweiz</strong>er Guthaben zertifizieren<br />

konnte: Bericht der <strong>Schweiz</strong>erischen Verrechnungsstelle über <strong>die</strong> Zertifizierung, April 1949, S. 15, zitiert nach<br />

Perrenoud 1990, S. 374; siehe auch Perrenoud 1987/88, S. 7–128.

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