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Die Schweiz und die Goldtransaktionen im Zweiten Weltkrieg

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Zwischenbericht Gold 203<br />

Kapitel 6<br />

6. <strong>Die</strong> Verhandlungen in Washington <strong>und</strong> das Finanzabkommen<br />

von 1946<br />

Im Rahmen der Konferenz in Jalta von Anfang Februar 1945 einigten sich Churchill, Roosevelt<br />

<strong>und</strong> Stalin auf das Prinzip, alle sich ausserhalb von Deutschland befindenden deutschen<br />

Guthaben zu Reparationszwecken zu beschlagnahmen. An der Konferenz von Potsdam <strong>im</strong><br />

August 1945 wurde eine Aufteilung zwischen den Westalliierten <strong>und</strong> der Sowjetunion beschlossen:<br />

Den Amerikanern, Engländern <strong>und</strong> Franzosen sollten deutschen Guthaben in den<br />

drei westlichen Besatzungszonen <strong>und</strong> den westeuropäischen neutralen Ländern zufallen. <strong>Die</strong><br />

übrigen Guthaben in der sowjetischen Besatzungszone sowie in Zentral- <strong>und</strong> Osteuropa<br />

wurden der Sowjetunion überlassen. 1<br />

<strong>Die</strong> Kontrolle über das deutsche Auslandsvermögen wurde dem als Rechtsnachfolger der<br />

deutschen Regierung eingesetzten Alliierten Kontrollrat (AKR) übertragen. Gesetz Nr. 5 des<br />

AKR vom 30. Oktober 1945 entzog den deutschen Besitzern <strong>die</strong> Verfügungsgewalt über ihre<br />

Werte <strong>im</strong> Ausland. <strong>Die</strong> <strong>im</strong> Dezember 1945 an der Reparationskonferenz in Paris gegründete<br />

Interalliierte Reparationsagentur (IARA) setzte einen Schlüssel für <strong>die</strong> Aufteilung der Gesamtsumme<br />

der Reparationen unter den 18 Signatarstaaten fest. 2 <strong>Die</strong>se beauftragten <strong>die</strong> Regierungen<br />

der USA, Grossbritanniens <strong>und</strong> Frankreichs, mit den neutralen Staaten unverzüglich<br />

Verhandlungen über <strong>die</strong> Auslieferung der deutschen Werte aufzunehmen. Obwohl <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong><br />

zunächst <strong>die</strong> Rechtmässigkeit <strong>die</strong>ser Forderungen bestritt, sah sie sich schliesslich gezwungen,<br />

in Verhandlungen einzuwilligen. Nur so liess sich erreichen, <strong>die</strong> seit 1941 in den USA eingefrorenen<br />

Guthaben freizubekommen <strong>und</strong> eine Aufhebung der «Schwarzen Listen» herbeizuführen,<br />

mittels welcher <strong>Schweiz</strong>er Firmen boykottiert wurden, <strong>die</strong> erwiesenermassen oder<br />

auch nur angeblich mit Deutschland zusammengearbeitet hatten. Zudem musste eine Lösung<br />

für <strong>die</strong> <strong>im</strong> Februar 1945 blockierten deutschen Vermögenswerte in der <strong>Schweiz</strong> gef<strong>und</strong>en<br />

werden. 3<br />

Anfang 1946 wurde <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> zu Verhandlungen nach Washington eingeladen. Chef der<br />

<strong>Schweiz</strong>er Delegation war Minister Walter Stucki. 4 Nach der Aufnahme der Gespräche rückten<br />

dabei rasch <strong>die</strong> Geschäfte mit der Deutschen Reichsbank <strong>und</strong> das von Deutschland an <strong>die</strong> SNB<br />

verkaufte Gold in den Vordergr<strong>und</strong>. Schon vor Verhandlungsbeginn war es in <strong>die</strong>sem Zusammenhang<br />

zu heftiger Kritik an der <strong>Schweiz</strong> seitens der USA gekommen. Auslöser der Attacken<br />

waren Briefe von Reichsbankvizepräsident Emil Puhl an Reichsminister Walther Funk, <strong>die</strong><br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

FRUS 1945 Malta, Yalta, Protocol on German Reparation, S. 982f.; sowie FRUS 1945, Band 2, S. 566–569 («Thomson<br />

Minutes»).<br />

Signatarstaaten: Albanien, Ägypten, Australien, Belgien, Dänemark, Frankreich, Griechenland, In<strong>die</strong>n, Jugoslawien,<br />

Kanada, Luxemburg, Neuseeland, Niederlande, Norwegen, Südafrikanische Union, Tschechoslowakei, USA, UK.<br />

Castelmur 1997, S. 25.<br />

<strong>Die</strong> weiteren Mitglieder der Delegation waren Eberhard Reinhardt (Direktor der Eidgenössischen Finanzverwaltung),<br />

Alfred Hirs (Generaldirektor der SNB), Guy de Rham, Reinhard Hohl, Hans Lacher (alle EPD), Max Schwab, Max Ott<br />

(<strong>Schweiz</strong>erische Verrechnungsstelle), Professor <strong>Die</strong>trich Schindler, Professor William Rappard <strong>und</strong> Joseph Straessle<br />

(Finanzberater der <strong>Schweiz</strong>er Legation in Washington). Siehe DDS, Band 16, Nr. 61, 65, 66, 67, 72, 75.

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