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Die Schweiz und die Goldtransaktionen im Zweiten Weltkrieg

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Zwischenbericht Gold 29<br />

Kapitel 1<br />

Pohl wiederum bescheinigte Puhl,<br />

«dass Sie mir in jeder Weise bei der Durchführung meiner Aufgabe geholfen haben, <strong>und</strong> zwar<br />

<strong>im</strong>mer gerade in Angelegenheiten, in denen nur Sie allein helfen konnten. Ich weiss auch, dass<br />

<strong>die</strong>s oft für Sie schwierig gewesen ist. Ich würde mich daher freuen, wenn ich meinerseits auch<br />

Ihnen einmal helfend oder beratend zur Seite stehen könnte.» 23<br />

Gleichzeitig verstand es Puhl meisterhaft, bei seinen regelmässigen Aufenthalten in der <strong>Schweiz</strong><br />

Skepsis gegenüber dem NS-Reg<strong>im</strong>e durchsch<strong>im</strong>mern zu lassen <strong>und</strong> sich auch als «Anti-Nazi»<br />

auszugeben. 24 Führende Persönlichkeiten aus Finanz <strong>und</strong> Wirtschaft wussten ihn als kompetenten<br />

Fachmann <strong>und</strong> angenehmen Gesprächspartner zu schätzen. 25 So hielt B<strong>und</strong>esrat Ernst<br />

Wetter nach einem Besuch des Reichsbankvizepräsidenten in seinem Tagebuch fest:<br />

«Ich glaube, es ist zu begrüssen, dass <strong>die</strong> Leitung der Reichsbank in so ruhigen, vernünftigen<br />

Händen ist. Auch für <strong>die</strong> Nachkriegszeit.» 26<br />

Puhl, der 1949 in Nürnberg zu fünf Jahren Haft verurteilt wurde, stellte sich nach dem Krieg<br />

auf den Standpunkt, es sei nicht Aufgabe der Reichsbank gewesen, <strong>die</strong> Herkunft des von ihr<br />

übernommenen Goldes zu überprüfen oder gar <strong>die</strong> eigene Regierung dadurch zu desavouieren,<br />

dass sie von <strong>die</strong>ser übergebene Bestände als «nicht lieferfähig» bezeichnete:<br />

«Selbstverständlich hat <strong>die</strong> Reichsbank keinen Unterschied machen können etwa zwischen ...<br />

Gold, das später von der Gegenseite als Raubgold dargestellt worden ist, <strong>und</strong> ihren sonstigen<br />

Goldbeständen. ... Dabei ging <strong>die</strong> Reichsbank von dem allgemeinen internationalen Gr<strong>und</strong>satz<br />

aus, dass das Gold fungibel ist, <strong>und</strong> hat daher ihren Goldbestand <strong>im</strong>mer als eine globale Angelegenheit<br />

betrachtet. <strong>Die</strong>s musste sie auch tun, da sonst der Sinn des Goldes als Notendeckung<br />

verlorengegangen wäre.» 27<br />

Puhls Person zeigt somit quasi exemplarisch, wie fragwürdig es war, Geschäfte mit der<br />

Reichsbank als business as usual zu betreiben.<br />

1.1.3 Weitere Akteure <strong>und</strong> staatliche Kontrollmassnahmen<br />

<strong>Goldtransaktionen</strong> <strong>im</strong> Dritten Reich wurden nicht nur über <strong>die</strong> Reichsbank abgewickelt. Am<br />

Goldhandel waren mehrere Instanzen <strong>und</strong> Akteure unterschiedlichster Provenienz beteiligt. <strong>Die</strong><br />

Reichsbank selbst nahm kommerzielle Goldgeschäfte über ihre Tochtergesellschaft, <strong>die</strong><br />

Deutsche Golddiskontbank (Dego), vor. Der Golderwerb für Rüstungszwecke indes gehörte<br />

zum Aufgabenbereich der Vierjahresplanbehörde. Über <strong>die</strong>se Instanz hiess es 1946 in einem<br />

rückblickenden Vermerk:<br />

23<br />

24<br />

25<br />

26<br />

27<br />

Pohl an Puhl, 20.11.43, ibid., Bl. 27.<br />

So hielt der volkswirtschaftliche Berater der BIZ, Per Jacobsson, 1942 in seinem Tagebuch fest: «Puhl does not take<br />

outcome of the war for granted any longer» (Nachlass Per Jacobsson, Tagebuch, Band 43, 28.5.1942,<br />

Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek Basel). Bei seinen Besuchen in der <strong>Schweiz</strong> war Puhl auch privat<br />

bei SNB-Generaldirektoren zu Gast, so beispielsweise bei Fritz Schnorf. Dabei gab er sich als Anti-Nazi aus<br />

(mündliche Mitteilung von Dr. F. Schnorf jun., Meilen, September 1997). Sehr gute Beziehungen unterhielt Puhl auch<br />

mit Ernst Weber, Präsident des Direktoriums der SNB.<br />

Hierzu siehe auch Kapitel 2, 4 <strong>und</strong> 5.<br />

Tagebuch Wetter, 19.11.1942, S. 124, Privatbesitz.<br />

Puhl an den B<strong>und</strong>esminister der Finanzen, 20.8.1954, B<strong>und</strong>esbankarchiv B 333/376. Zur Person von Puhl siehe auch<br />

Anhang 1 sowie Urner 1985a.

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