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Die Schweiz und die Goldtransaktionen im Zweiten Weltkrieg

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Zwischenbericht Gold 94<br />

Kapitel 2<br />

Während sich <strong>im</strong> Verlauf des Jahres 1942 <strong>die</strong> internationale Golddrehscheibe mit Zentrum in<br />

der <strong>Schweiz</strong> rasant beschleunigte, kam auch der inländische Goldmarkt, an dem <strong>die</strong><br />

Geschäftsbanken rege tätig waren, nicht zur Ruhe (siehe Kapitel 4). Hier führten umfangreiche<br />

Agio-Geschäfte, vor allem mit Münzgold, zu einer eigentlichen Überhitzung des Marktes. <strong>Die</strong><br />

Entwicklung beunruhigte <strong>die</strong> Leiter der SNB sehr, da der starke Preisauftrieb auf Dauer <strong>die</strong><br />

Goldparität des Frankens in Frage stellte. Von B<strong>und</strong>esrat Walter Stampfli, dem Vorsteher des<br />

Eidg. Volkswirtschaftsdepartements, wurde dem Direktorium bestätigt, «dass <strong>die</strong> hohen<br />

Goldmünzenpreise schliesslich doch eine gewisse Unterminierung der Währung zur Folge<br />

haben könnten». 103 Zunächst versuchte das Direktorium, <strong>die</strong> Preissteigerungen durch eigene<br />

Münzverkäufe etwas zu dämpfen. Doch glitt ihr <strong>die</strong> Preisentwicklung aus den Händen. Dabei<br />

war der massive Nachfrageüberhang weniger auf <strong>die</strong> Goldhortung <strong>im</strong> Inland zurückzuführen<br />

als auf den grenzüberschreitenden Goldhandel. Genaueres dazu erfuhr <strong>die</strong> SNB, als sie Mitte<br />

1942 unter vier <strong>im</strong> Handel tätigen Bankhäusern eine schriftliche Umfrage durchführte. Wie aus<br />

den Antworten der Banken zu schliessen war, gingen <strong>die</strong> in der <strong>Schweiz</strong> so aussergewöhnlich<br />

teuer bezahlten Goldmünzen zu einem grossen Teil in <strong>die</strong> Hände französischer K<strong>und</strong>en, wobei<br />

<strong>die</strong>se das gelbe Metall entweder bei den Banken in der <strong>Schweiz</strong> verwalten liessen oder ins<br />

Ausland abzogen. 104<br />

<strong>Die</strong> SNB sah sich zum Handeln gezwungen. Als Folge der Ausschüttungen an den Markt war<br />

der eigene Vorrat an Goldmünzen schweizerischer Prägung bedenklich knapp geworden, <strong>und</strong><br />

zu einer Neuprägung wollte man nicht schreiten. Auf Anfang August 1942 stellte das<br />

Direktorium den Verkauf <strong>im</strong> Inland – mit Ausnahme der Abgaben an <strong>die</strong> Industrie – vorläufig<br />

ein <strong>und</strong> suchte das Gespräch mit den Banken. 105 In ihrer Stellungnahme zum Geschehen am<br />

Goldmarkt beklagte <strong>die</strong> SNB gegenüber den Vertretern der kommerziellen Institute den<br />

Verlust an inländischen Goldbeständen, welcher der Notenbank durch <strong>die</strong> steigenden Abgaben<br />

an den Markt entstanden waren:<br />

«<strong>Die</strong> Nationalbank kann es nicht verantworten, weiterhin Gold für <strong>die</strong> Zwecke der<br />

Thesaurierung oder der Arbitrage zur Verfügung zu stellen <strong>und</strong> Gefahr zu laufen, nach einiger<br />

Zeit nicht mehr über <strong>die</strong> zur Bezahlung unserer lebensnotwendigen Importe nötigen<br />

Goldbestände verfügen zu können.» 106<br />

<strong>Die</strong> Banken erklärten sich <strong>im</strong> Rahmen eines Gentlemen’s Agreement dazu bereit, künftig<br />

Goldbarren nicht über einem Höchstpreis von 4970 Franken pro Kilogramm Feingold zu<br />

handeln. Das entsprechende R<strong>und</strong>schreiben der <strong>Schweiz</strong>erischen Bankiervereinigung erliess<br />

Safes der Banken aufgef<strong>und</strong>enen Beträge begnügte. Aus allen <strong>die</strong>sen Quellen flossen Deutschland recht beachtliche<br />

Goldmengen zu, <strong>die</strong> es in der dargelegten Weise zum Nutzen seiner Kriegswirtschaft verwenden konnte.» Wolf 1942.<br />

103 Archiv SNB, Protokoll des Direktoriums, 27.8.1942, Nr. 624, S. 775.<br />

104 Archiv SNB, Protokoll des Direktoriums, 9.7.1942, Nr. 484, S. 601–602. Siehe dazu ausführlicher Fior 1997, S. 32–33.<br />

Wertvolle Informationen zu <strong>die</strong>ser Thematik finden sich <strong>im</strong> Protokoll der Aussprache zwischen der SNB <strong>und</strong> den<br />

Bankenvertretern über den Goldhandel am 5.8.1942, abgedruckt in: DDS, Band 14. Nr. 229, Annex 1, S. 743–748.<br />

Siehe dazu <strong>die</strong> nachfolgenden Ausführungen.<br />

105 Archiv SNB, Protokoll des Direktoriums, 23.7.1942, Nr. 527, S. 649–650.<br />

106 Das Protokoll der Aussprache zwischen der SNB <strong>und</strong> den Bankenvertretern am 5.8.1942 ist abgedruckt: in DDS, Band<br />

14, Nr. 229, Annex I, S. 743–748, besonders S. 745.

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