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Local Evaluation of Policies for Discounted Markov Decision Problems

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ren möchten. Auff der einen Schale derselben Wage ist der Sündhaffte Mensch ...<br />

gestanden. Auff die andere Schale hat man Brots, Bier und Speck gelegt ... auch<br />

bisweilen etliche Gold und Silber. Wenn (dann endlich die Wage in die Höhe ging)<br />

als dann ist derselbige Mensch von allen seinen Sünden totaliter ... quitirt und absolviert<br />

gewesen.“ 209<br />

Solche Sündenwaagen sind auch für die Heilig-Blut-Wallfahrten in Schwerin und<br />

Rulle überliefert. 210 Sie stellten eine Kombination von Naturalopfer und Votivgabe<br />

dar: die Opfergabe stimmte mit dem Gewicht des eigenen Leibes überein und sollte<br />

diesen vor Gott vertreten. Heuser erinnert in diesem Zusammenhang an die Parallelen<br />

im Rechtswesen. So konnten z. B. Gefangene durch entsprechend schwere<br />

Wertstücke losgekauft werden. In der Vorstellung des mittelalterlichen Menschen<br />

bestand eine Verbindung zwischen Sünde und Krankheit sowie auch zwischen<br />

Schuld und Gewicht. In diesem Bereich kann durchaus die Vorstellung bestanden<br />

haben, Schuld könne durch ein entsprechendes Gewichtsopfer gesühnt werden. 211<br />

Mehrere liturgische Texte zur Abnahme des Wiegens sind aus italienischen Ritualien<br />

bekannt. 212<br />

Die in Wilsnack zur Linken des Erzengels stehende gekrönte Heilige ist im Zusammenhang<br />

wohl nur als Maria zu deuten. Die Vorstellung von der Gottesmutter<br />

als Fürbitterin beim Seelengericht oder gar ihrem „aktiven Heilseingreifen“ war<br />

vor allem in der Dichtung und dem geistlichen Volksschauspiel weit verbreitet. 213<br />

So schildert das um 1300 entstandene Gedicht „Gottes Zukunft“ des Heinrich von<br />

Neustat Maria als „vorsprech“, und in der Dichtung „Des Sünders Traum“ aus der<br />

2. Hälfte des 13. Jahrhunderts drückt sie die Waagschale zugunsten des Verstorbenen<br />

nieder. Diese Art des direkten Eingreifens der Gottesmutter verbildlicht auch<br />

ein Alabasterrelief des 15. Jahrhunderts aus Nottingham. 214<br />

In Wilsnack drückt ein zur Rechten des Erzengels stehender Engel die Waagschale<br />

herunter, während Maria – ikonographisch ungewöhnlich – ein Schwert in Händen<br />

hält. Allerdings ist das Schwert wie das gesamte Feld sII, 7c eine Ergänzung des<br />

209 Ludecus 1586, Vorrede; hier zitiert nach Heuser 1948, S. 147; zur Wilsnacker Sündenwaage siehe<br />

auch Cremer 1996, S. 243 - 245.<br />

210 Heuser 1948, S. 147.<br />

211 Heuser 1948, S. 152.<br />

212 Heuser 1948, S. 152.<br />

213 Leopold Kretzenbacher, Schutz- und Bittgebärden der Gottesmutter, München 1981, S. 51; ders.:<br />

Die Seelenwaage, Klagenfurt 1958, S. 118; Pleister / Schild 1988, S. 77.<br />

214 Pleister / Schild 1988, S. 77.<br />

Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Prignitz 4(2004)

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