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Bundesweites Integrationsprogramm Angebote der ...

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A. Das bundesweite <strong>Integrationsprogramm</strong>: Integrationsangebote weiterentwickeln und koordinieren, Potenziale nachhaltig<br />

nutzen<br />

Auch <strong>der</strong> Zeitpunkt <strong>der</strong> Zuwan<strong>der</strong>ung, Vorkenntnisse und Lerngewohnheiten sind von Relevanz für<br />

die Deutschför<strong>der</strong>ung: Neuzugewan<strong>der</strong>te benötigen einführende <strong>Angebote</strong> zum Erwerb alltagsrelevanter<br />

Deutschkenntnisse. Kin<strong>der</strong> und Jugendliche, die erst im Lauf ihrer Schulzeit nach<br />

Deutschland zuwan<strong>der</strong>n, haben als Seiteneinsteiger in das deutsche Schulsystem einen kurzfristigen<br />

und intensiven Deutschför<strong>der</strong>bedarf. Für Lernungewohnte sind nie<strong>der</strong>schwellige <strong>Angebote</strong> 14<br />

wichtig, Analphabeten müssen Grundkenntnisse erwerben und Schnelllerner benötigen einen<br />

Kurs, <strong>der</strong> Lernerfolge in kürzerer Zeit möglich macht.<br />

Anhaltspunkte zu Sprachkenntnissen und Sprachför<strong>der</strong>bedarf lassen sich auch aus Sprachstandserhebungen<br />

und empirischen Untersuchungen ableiten. Studien – wie etwa die Repräsentativuntersuchung<br />

„Ausgewählte Migrantengruppen in Deutschland“ (RAM), die das Bundesamt für Migration<br />

und Flüchtlinge durchgeführt hat – arbeiten vielfach mit dem Instrument <strong>der</strong> Selbsteinschätzung<br />

<strong>der</strong> Sprachkenntnisse <strong>der</strong> Befragten. Von den in <strong>der</strong> RAM-Untersuchung Befragten schätzte<br />

ein nicht geringer Teil die eigenen Deutschkenntnisse als mittelmäßig, schlecht o<strong>der</strong> sehr schlecht<br />

ein: 52,8 Prozent <strong>der</strong> befragten türkischen Frauen und 37,5 Prozent <strong>der</strong> Griechinnen stuften sich<br />

selbst als gar nicht bis mittelmäßig Deutsch sprechend ein. Bei den Frauen mit polnischer, italienischer<br />

o<strong>der</strong> einer Staatsangehörigkeit des ehemaligen Jugoslawiens waren es jeweils rund 28 Prozent.<br />

Ein größerer Anteil <strong>der</strong> polnischen (44,7 Prozent) als <strong>der</strong> türkischen Männer (36,9 Prozent)<br />

gab an, mittelmäßig o<strong>der</strong> schlechter Deutsch zu sprechen – deutlich mehr, als die griechischen<br />

und italienischen Männern (je 23,8 Prozent) sowie die männlichen Ex-Jugoslawen (20,0 Prozent). 15<br />

Doch nicht nur Auslän<strong>der</strong>innen und Auslän<strong>der</strong>, auch (Spät)Aussiedlerinnen und (Spät)Aussiedler<br />

sowie Eingebürgerte beherrschen nicht immer ausreichend Deutsch, um im Alltag erfolgreich<br />

kommunizieren zu können. Um Aussagen für die Planung und Weiterentwicklung <strong>der</strong> bundesgeför<strong>der</strong>ten<br />

Integrationskurse für alle Migrantengruppen in Deutschland zu erhalten, hat die Forschungsgruppe<br />

des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge im Jahr 2007 in einer empirischen<br />

Untersuchung hun<strong>der</strong>t zufällig ausgewählte Auslän<strong>der</strong>behörden schriftlich befragt, wie hoch sie<br />

den Anteil erwachsener Auslän<strong>der</strong>innen und Auslän<strong>der</strong>n aus Drittstaaten (Nicht-EU-Staaten) mit<br />

nicht ausreichenden Deutschkenntnissen einschätzen. Auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> Rückmeldungen<br />

wurde eine Schätzung des Sprachstandes und <strong>der</strong> För<strong>der</strong>bedarfe unterschiedlicher Migrantengruppen<br />

vorgenommen.<br />

Die Hochrechnung <strong>der</strong> Befragungsergebnisse zeigt, dass laut Einschätzung <strong>der</strong> beteiligten Auslän<strong>der</strong>behörden<br />

rund 1,1 Millionen erwachsene Drittstaatsangehörige nicht ausreichend Deutsch<br />

können. 16 Ausgehend von den Ergebnissen <strong>der</strong> Befragung ist auch eine näherungsweise Schätzung<br />

<strong>der</strong> Deutschför<strong>der</strong>bedarfe <strong>der</strong> EU-Bürgerinnen und -Bürger, <strong>der</strong> Eingebürgerten und <strong>der</strong><br />

(Spät)Aussiedlerinnen und (Spät)Aussiedler vorgenommen worden. Dieser Schätzung zufolge<br />

verfügen rund 300.000 EU-Bürgerinnen und -Bürger nicht über ausreichende Deutschkenntnisse,<br />

bei erwachsenen Eingebürgerten und (Spät)Aussiedlerinnen / (Spät)Aussiedlern sind es rund<br />

14<br />

<strong>Angebote</strong>, die auf bildungsferne Teilnehmende zugeschnitten sind und spezifische, grundlegende Kompetenzen för<strong>der</strong>n<br />

sollen.<br />

15<br />

Vgl. Babka von Gostomski, Christian (2010): Basisbericht: Berichtsband Repräsentativbefragung „Ausgewählte<br />

Migrantengruppen in Deutschland 2006/2007“ (RAM). Zur Situation <strong>der</strong> fünf größten in Deutschland lebenden Auslän<strong>der</strong>gruppen.<br />

Im Auftrag des Bundesministeriums des Innern. Nürnberg, S. 119f. Die Selbsteinschätzung erfolgte getrennt<br />

nach den Bereichen verstehen, lesen, sprechen und schreiben.<br />

16<br />

Von nicht ausreichenden Deutschkenntnissen wurde ausgegangen, wenn diese unter dem Niveau B1 des Gemeinsamen<br />

Europäischen Referenzrahmens für Sprachen lagen und sich die Personen im täglichen Leben nicht selbstständig<br />

sprachlich zurechtfinden können. B 1 setzt folgende sprachliche Fähigkeiten bei allen Sprachkompetenzen (Hören,<br />

Sprechen, Lesen und Schreiben) voraus: Kann die Hauptpunkte verstehen, wenn klare Standardsprache verwendet wird<br />

und es um vertraute Dinge aus Arbeit, Schule, Freizeit usw. geht. Kann die meisten Situationen bewältigen, denen man<br />

auf Reisen im Sprachgebiet begegnet. Kann sich einfach und zusammenhängend über vertraute Themen und persönliche<br />

Interessengebiete äußern. Kann über Erfahrungen und Ereignisse berichten, Träume, Hoffnungen und Ziele beschreiben<br />

und zu Plänen und Ansichten kurze Begründungen o<strong>der</strong> Erklärungen geben.<br />

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