Bundesweites Integrationsprogramm Angebote der ...

C. Bildung und Integration
2.1.4 Stärkung der Rolle von Migrantenorganisationen in der Elternarbeit und
Elternbildung
Vereine zugewanderter Eltern, aber auch andere Migrantenorganisationen, unterstützen Bildungseinrichtungen
und Eltern in ihrer Kommunikation und Kooperation. Die genaue Zahl der Vereine
von Eltern mit Migrationshintergrund in Deutschland ist nicht bekannt. Sie hat in den letzten Jahren
jedoch zugenommen – einzelne Vereine haben bereits eine lange Tradition. Vorbild vieler Elternvereine
ist die erfolgreiche Arbeit der spanischen Elternvereine, die sich bereits früh entschieden
haben, für die Integration ihrer Kinder in das deutsche Schulsystem und in die deutsche Gesellschaft
sowie für die gleichzeitige Förderung des muttersprachlichen Unterrichts einzutreten. Heute
erreicht über zwei Drittel der spanischen Schülerinnen und Schüler mindestens die Fachoberschulreife.
Der Bund der Spanischen Elternvereine in der B.R.D. e.V. (Confederación de Asociaciones
Españolas de Padres de Familia en la R.F.A.) hat sich daher im Nationalen Integrationsplan verpflichtet,
seine Erfahrungen an andere Migrantenorganisationen weiterzugeben. In Nordrhein-
Westfalen stellt der Bund der Spanischen Elternvereine seine Erfahrungen und Arbeitsmethoden in
der interkulturellen Elternarbeit zur Förderung des Schulerfolgs von Migrantenkindern auch anderen
Eltern im Rahmen des Projektes "Schlaue Kinder starker Eltern" zur Verfügung. Die Türkische
Gemeinde in Deutschland hat mit ihren Mitgliedsorganisationen Föderation Türkischer Elternvereine,
der Föderation Türkischer Lehrervereine und dem Bundesverband Türkischer Studierendenvereine
die Kampagne „Bildung für die Zukunft“ gestartet (mehr unter ww.veli.tgd.de).
Die Anerkennung der Bedeutung von Elternvereinen und Migrantenorganisationen im Bereich Bildung
und Integration hat in den letzten Jahren zugenommen. Elternvereinen sind wichtig als Dialogpartner,
Brückenbauer, Multiplikatoren oder Bildungspaten. Um Eltern mit Migrationshintergrund
zu erreichen und für den Bildungserfolg ihrer Kinder zu aktivieren, werden sie daher zunehmend
von Bildungsinstitutionen angesprochen. Vereine von Eltern mit Migrationshintergrund 115 zeigen
großes Engagement und haben wichtiges Know-how in diesem Bereich aufgebaut.
Unterschiedliche Angebote und Aktivitäten haben sich für Elternvereine als effektiv und zielgruppengerecht
erwiesen, um Eltern mit Migrationshintergrund zu erreichen, z.B. zweisprachige Informationsangebote
zu bildungs- und ausbildungsrelevanten Themen. Migrantenorganisationen bieten
häufig vor Ort Seminare an, die Eltern stärken sollen, den Entwicklungsprozess ihrer Kinder zu
unterstützen (etwa der Verein Bildungslotse Nürnberg e.V.). Eine Einbettung, Kooperation und
Vernetzung der von ihnen angebotenen Programme mit Einrichtungen vor Ort – etwa Kindertageseinrichtungen,
Schulen, Jugendsozialarbeit, Jugendberufshilfe, JMD, freie Träger, Integrationskurse
– ist dabei vorteilhaft. Vereine von Eltern mit Migrationshintergrund verleihen über diese
konkreten „Dienstleistungen für Eltern“ hinaus auch den Interessen der Eltern Gewicht. Sie können
helfen, die Angst vor Schulen abzubauen, Missverständnisse zu vermeiden oder auszuräumen
und den Kontakt zur Schule zu verbessern. Die Vereinsarbeit will dabei das individuelle Engagement
von Eltern für ihre Kinder oder die Arbeit von Elterngremien aber nicht ersetzen.
Als Maßnahme zur Stärkung der Aktivitäten von Eltern in den Bildungseinrichtungen bildet die staatlich aner-
kannte Einrichtung der Weiterbildung „Academia Española de Formación“ (spanische Weiterbildungsakade-
mie e.V.) Multiplikatorinnen aus, die in Dortmund und Köln „Frauenkurse“ mit Müttern aus Kindertagesein-
richtungen und Grundschulen durchführen. Ziel dieser Kurse ist es, die Mütter an die Schulen heranzuführen
und Elternpartizipation in den Schulen zu fördern.
115 Neben Elternvereinen gibt es weitere institutionalisierte Organisationsformen, in denen Migrantinnen und Migranten
zu Bildungsfragen zusammenarbeiten.
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