Bundesweites Integrationsprogramm Angebote der ...
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D. Gesellschaftliche Integration<br />
zahlreiche pädagogische Projekte. Die Mitglie<strong>der</strong> des Stadtjugendrings Stuttgart betrachten die interkulturel-<br />
le Öffnung als Prozess, in dem sie „das Thema Interkulturalität immer wie<strong>der</strong> aufgreifen, überprüfen und<br />
weiterentwickeln“.<br />
Der SJR hat bereits früh ein eigenes Referat eingerichtet, das Jugendgruppen in Migrantenvereinen pädago-<br />
gisch begleiten, sie qualifizieren und unterstützen und den Aufbau neuer Gruppen anregen und för<strong>der</strong>n soll.<br />
Es entstand neben eine Struktur, in <strong>der</strong> sich bestehende Vereine jugendlicher Migranten etablierten und die<br />
eher losen Zusammenschlüsse gestärkt wurden. Durch diese gezielte För<strong>der</strong>ung konnten die Vereine die<br />
Arbeitsweisen eines Jugendrings in einem geschützten Raum kennenlernen. In den 90er Jahren wurde die<br />
parallele Struktur aufgebrochen: Durch eine Satzungsän<strong>der</strong>ung wurde kleinen Vereinen die Aufnahme in den<br />
SJR Stuttgart ermöglicht. Der SJR Stuttgart unterstützte die Vereine jugendlicher Migranten bei <strong>der</strong> Verfas-<br />
sung von Vereinssatzungen und führte sie individuell in die Arbeit des SJR Stuttgart ein. Die quantitative<br />
Öffnung des SJR Stuttgart war schon Ende <strong>der</strong> 1990er Jahre abgeschlossen.<br />
Im weiteren Verlauf konzentrierte sich <strong>der</strong> SJR auf die qualitative Öffnung und initiierte zahlreiche pädagogi-<br />
sche Projekte. Die Fachbereiche Fortbildung und Interkulturelles wurden miteinan<strong>der</strong> verknüpft. Jugendleite-<br />
rinnen und Jugendleiter aus Vereinen von Jugendlichen ohne Migrationshintergrund wurden so für die inter-<br />
kulturelle Öffnung ihres eigenen Verbandes sensibilisiert. Die Doppelstrukturen, Vereine von Jugendlichen<br />
mit Migrationshintergrund auf <strong>der</strong> einen Seite, die deutschen Verbände auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite, wurden in<br />
allen Bereichen aufgehoben.<br />
Der SJR Stuttgart nutzte ein Qualitätsentwicklungsprojekt des Landesjugendrings um Kriterien <strong>der</strong> interkultu-<br />
rellen Öffnung in einen Qualitätsentwicklungsprozess einzubinden. Interkulturelle Öffnung wurde überprüf-<br />
bar und messbar. Die Überprüfung mündete in die Leitlinien für die interkulturelle Arbeit des SJR Stuttgart.<br />
Eine Überprüfung <strong>der</strong> Fach- und Dienstleistungsbereiche im SJR Ende 2004 ergab, dass Migrantengruppen in<br />
allen Bereichen integriert sind und das Serviceangebot wahrnehmen.<br />
Vereinsexterne hemmende Faktoren<br />
Hin<strong>der</strong>lich für eine interkulturelle Öffnung <strong>der</strong> Jugendverbände sind teilweise die durch bestehende<br />
För<strong>der</strong>kriterien vorgegebenen Rahmenbedingungen, wie etwa die zeitlich begrenzte Projektför<strong>der</strong>ung.<br />
Häufig können nach dem Abschluss eines Projekts erzielte Erfolge schwer in den Vereinsalltag<br />
transferiert werden. Wenn Projekte <strong>der</strong> interkulturellen Öffnung von den Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeitern <strong>der</strong> Jugendverbände zusätzlich zu den normalen Regelaufgaben durchgeführt werden,<br />
ohne dass explizit hauptamtliche Stellen zur Verfügung stehen, kann dies ebenfalls Prozesse<br />
<strong>der</strong> Öffnung behin<strong>der</strong>n.<br />
Für Vereine von Jugendlichen mit Migrationshintergrund ist es von Bedeutung, ob sie als positive<br />
und legitime Vereine, o<strong>der</strong> als segregativ wahrgenommen werden. In ländlichen Gegenden existieren<br />
darüber hinaus nur wenige Räume, in denen sich Jugendliche mit Migrationshintergrund organisieren<br />
können.<br />
Vereinsinterne hemmende Faktoren<br />
Die notwendige Langfristigkeit von Prozessen <strong>der</strong> interkulturellen Öffnung kann in <strong>der</strong> Praxis mit<br />
den Vereinsrealitäten kollidieren: Der Vereinsalltag ist häufig nicht auf langfristige Maßnahmen<br />
ausgerichtet, son<strong>der</strong>n auf Projekte, die für Jugendliche in einem begrenzten zeitlichen Rahmen<br />
durchführbar sind. Langfristigkeit kann besser auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Verbandsfunktionäre und <strong>der</strong><br />
hauptamtlich Beschäftigten gewährleistet werden, über die viele Vereine aber nicht in ausreichendem<br />
Maß verfügen.<br />
Erschwerend kann es außerdem sein, wenn interkulturelle Öffnung als Einzelprojekt implementiert<br />
wird und nicht als Organisationsentwicklungsprozess angelegt ist, <strong>der</strong> Selbstbild und Struktur des<br />
Vereins als solchen betrifft. Organisationsentwicklungsprozesse stellen Vereine vor die Herausfor<strong>der</strong>ung,<br />
eine Balance zwischen notwendiger Verän<strong>der</strong>ung und gleichzeitiger Erhaltung des Ver-<br />
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